Im Rahmen der OSPAR-Konvention zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks wurde Quecksilber in die Liste besonders zu beachtender Substanzen aufgenommen. Auch Deutschland hat sich verpflichtet, Quecksilberemissionen relevanter Quellen zu messen und den Eintrag in die Umwelt zu begrenzen. Da Krematorien als mögliche Quecksilberemittenten infrage kommen, wurde vom Umweltbundesamt ein Forschungsvorhaben vergeben, um einerseits den Stand der Technik in den bundesdeutschen Krematorien zu erfassen und andererseits Quecksilber und andere Schadstoffe vor und nach der Abgasreinigung einiger ausgewählter Krematorien zu messen und zu bewerten. Erste Zwischenergebnisse wurden im Rahmen der Tagung „Krematorium – Quecksilber und andere Umwelteinflüsse“ im Zentrum für Umweltkommunikation der Deutsche Bundesstiftung Umwelt vorgestellt und diskutiert. Weitere Themenschwerpunkte betrafen die Einhaltung der CO-Emissionsgrenzwerte nach dem Stand der Technik sowie die Qualität der Urnenasche vor dem Hintergrund einer dauerhaften Verbringung in Böden. Alle Tagungsbeiträge sind in diesem Band zusammengestellt.
Gebhard Schetter Libri






Krematorium - Abgas und Asche
Abgas und Asche
Krematorien haben in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern einen sehr hohen Qualitätsstandard erreicht, der in der 27. BImSchV und in der VDI-Richtlinie 3891 beschrieben ist. Aufgrund der individuellen verbrennungstechnischen Anforderungen jeder einzelnen Kremation erfordert die Einhaltung der CO-Emissionen nach dem Stand der Technik eine Synthese aus ausgewogener Technik und kompetenter Betriebsführung. Die Frage nach dem Eintrag und Verbleib von Quecksilber in Krematorien ist insbesondere von dem Hintergrund der MINAMATA-Konvention zu sehen, die auch von Deutschland unterzeichnet wurde. Vor diesem Hintergrund sind nicht nur die vorhandenen Daten zu prüfen sondern darüber hinaus mögliche Abgasreinigungsstrategien zu diskutieren. Auch die Qualität der Urnenasche sollte vor dem Hintergrund der dauerhaften Verbringung in Böden geklärt sein. Im Rahmen der Tagung „Krematorium – Abgas und Asche“ wurden die vorgenannten Themen eingehend behandelt. Der hier präsentierte Tagungsband mit den Beiträgen der Referenten soll zur Nachhaltigkeit der Veranstaltung beitragen.
Aus umweltrelevanter Sicht werden Krematorien heutzutage nicht nur an den Abgasemissionen sondern auch am Energieverbrauch gemessen. Auch die aktualisierte VDI-Richtlinie 3891 hat sich im Sinne des Umweltschutzes mit Maßnahmen zur Minderung des Energieeinsatzes fachlich auseinandergesetzt. Die möglichen Potenziale zur Energieeinsparung werden von vielen Faktoren beeinflusst, wie beispielsweise der Anlagengröße und -auslastung oder Auswirkungen auf die Abgasemissionen. Wie die Diskussion in der jüngsten Vergangenheit gezeigt hat, sind damit auch rechtliche Fragen und Aspekte der öffentlichen Wahrnehmung zu berücksichtigen. So darf im Sinne einer transparenten Außendarstellung von Krematorien die Auseinandersetzung mit der ethischen Frage, ob die Wärmenutzung einer Kremation zu akzeptieren ist, nicht ausgeschlossen werden. In der Tagung „Krematorium – Emission und Energie“ wurden vor dem Hintergrund der aktualisierten VDI-Richtlinie 3891 mögliche Maßnahmen zur Einhaltung der Emissionsgrenzwerte ebenso erörtert wie der Stand der Technik und Trends zur Reduzierung des Primärenergieeinsatzes aufgezeigt. Alle Tagungsbeiträge sind in diesem Band zusammengestellt.
Mit der ersten Kremation am 16.10.1907 im Krematorium Coburg wurde in Bayern der Weg für eine damals kontrovers diskutierte Bestattungsform geebnet. Die Kremationstechnik hat sich seitdem zu einer umweltgerechten Technologie entwickelt. Um den hohen technischen Anforderungen gerecht zu werden, sind nicht nur fortschrittliche Konstruktionen erforderlich, sondern auch geeignete Betriebsstrukturen, die das Personal unterstützen, die Emissionsanforderungen zu erfüllen. Die Betreiber von Krematorien stehen zunehmend im marktwirtschaftlichen Wettbewerb, was oft im Widerspruch zu den ethischen Grundsätzen der Kremation steht. Es liegt in der Verantwortung aller, die eine respektvolle Feuerbestattung wünschen, Bedingungen zu schaffen, die „kommerzialisierter Leichentourismus“ und „Edelmetallvermarktung“ verhindern. Dies erfordert, dass alle Krematorien den hohen technischen Standards entsprechen, wie sie in der 27. Bundes-Immissionsschutz-Verordnung und der Richtlinie VDI 3891 festgelegt sind. Dieses Handbuch schließt ein Projekt ab, das 2008 vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit initiiert wurde, um den Einäscherungsprozess in bayerischen Krematorien zu bewerten und zu optimieren. Ziel ist es, den in diesem Bereich tätigen Personen in Bayern – Betreibern und Vollzugsbehörden – wertvolle Informationen und Handlungsempfehlungen zu bieten.
Mit der Einweihung des ersten Krematoriums in Gotha, 1878, wurde in Deutschland trotz anfänglicher kirchlicher Widerstände ein neuer Weg der Bestattung eingeschlagen. Weitere Krematorien folgten in vielen Städten, die mit dem zunehmenden Flächenverbrauch von Friedhöfen zu kämpfen hatten. Die Entwicklung der Kremationsanlagen war in den Anfangsjahren bis weit in das vergangene Jahrhundert geprägt von der Steigerung der verbrennungstechnischen Effizienz. So wurde der Schritt von koksbefeuerten zu meist gasbefeuerten Ofensystemen vollzogen. Mit steigendem Umweltbewusstsein wurde in den Achtziger Jahren begonnen, die Einäscherungsöfen zunächst mit Staubfiltern später mit komplexen Rauchgasreinigungsverfahren auszurüsten. Dabei haben sich als gängige Verfahren sowohl die Schadgasadsorption als auch die katalytische Filtration als effiziente Lösungen herauskristallisiert, die heute mit modernen Prozesssteuerungsbaugruppen komplettiert werden.