In "Von Wegen" erzählt Birgit Pölzl von Anna, Klaus und Georg, die nach dem Scheitern ihrer idealistischen Lebensentwürfe getrennte Wege gehen. Anna trauert um ihre verstorbene Adoptivtochter in Nepal, Klaus reflektiert über seinen gescheiterten Finanzberuf und Georg sucht in Griechenland nach Erlösung. Der Roman besticht durch stilistische Vielfalt und eröffnet neue Perspektiven.
Sie pflügen, mähen, melken: Ebenso leidenschaftlich wie unbedarft versucht sich eine Gruppe von elf Personen in der Landwirtschaft. Die Frauen und Männer haben sich für ein Jahr auf einen Bauernhof zurückgezogen. Sie kommen aus verschiedenen Berufen und haben bisher im städtischen Umfeld gelebt. Unterschiedliche persönliche Erfahrungen ließen sie nach einer neuen Lebensweise Ausschau halten. Den Anfeindungen der eingesessenen Dorfbewohner setzen die vom Ginthof schier kindliches Bemühen entgegen. Mitgebrachte Verletzungen und Brüche in den Identitäten stellen das filigrane Gefüge der Hofgemeinschaft immer wieder infrage. Und inmitten eines von außen misstrauisch beobachteten Kommunen- Alltags beginnt der Wunsch nach einer achtsamen Lebensform Gestalt zu gewinnen: Langsamkeit, Widerständigkeit, Dilettantismus eröffnen auf paradoxe Weise tatsächlich neue Wege. Und fordern schließlich dazu heraus, Erfahrungen mit den Menschen in der Umgebung zu teilen, was zu harschen wie anrührenden Begegnungen führt. Mit ironischer Distanz erzählt der Roman von minimalen Änderungen in der Wahrnehmung seiner Figuren und deutet kleine Wandlungen im Denken und Tun an – als erste, ungelenke Schritte im Versuch, sich jenseits neoliberal gezeichneter Erfolgsmuster zu (er)finden.
Maja Makovsky ist eine erfolgreiche Galeristin, deren Leben plötzlich aus den Fugen gerät, als sie Alina trifft, die bei ihr einzieht. Diese Begegnung bringt Maja in einen Strudel aus Verwirrung und Verlangen, während sie zwischen ihrem Liebhaber Georg und dem Künstler Jean hin- und hergerissen ist. Alina übt eine starke Anziehung auf sie aus, und die Grenzen zwischen Realität und Illusion verschwimmen. Erinnerungen an die Kindheit und an ein früheres Leben tauchen auf und verstärken die Unsicherheit. Maja fragt sich, was real ist und ob Alina tatsächlich existiert. Ihr Leben zerfällt, während sich Gegenwart und Vergangenheit vermischen. Die Erzählstruktur spiegelt Majas fragmentierte Wahrnehmung wider, indem die Handlung in Bruchstücken präsentiert wird, ähnlich einem Kaleidoskop, das je nach Drehung neue Muster zeigt. Trotz der Fragmentierung bleibt die Erzählung temporeich und spannend. Der Roman thematisiert den Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft, die Ohnmacht des Einzelnen in einer neoliberalen Welt und den verzweifelten Kampf um Individualität und privates Glück. Maja Makovskys Angst vor dem Verlust ihrer Seele ist zugleich die Angst vor dem Verlust ihrer Identität, und sie kämpft bis zur letzten Konsequenz.
Was Himmel ist, was Himmel sein könnte, was mit dem Himmel sein könnte und im Himmel: dies zu benennen, zählt seit jeher zu den großen Herausforderungen für die Literatur. Einen neuen, heutigen Blick auf den Himmel werfen in diesem Band neun herausragende AutorInnen, die aufgrund ihrer poetischen Verfahren, ihrer ästhetischen Potenz und weltanschaulichen Positionierungen das Thema auf den Punkt und in die Weite bringen. Entstanden ist ein poetisch-feinsinniges und leichthändisch-ironisches Buch, das verschiedenste Himmels-Zugänge offenbart. Zsófia Balla: Himmelberührungen Elfriede Czurda: Erdschwere Himmels-Sphäre Michèle Métail: Sphère, la terre István Eörsi: Diskurs mit Höhenunterschied Felix Philipp Ingold: Himmeln Birgit Kempker: Gib mir mein Glück zurück / Als Rabe selbst Egon Christian Leitner: Kein Mensch aufersteht Friederike Mayröcker: Manna / Himmelsbrot Arnold Stadler: DON'T IMAGINE Herausgegeben von Birgit Pölzl