Annette Bühler-Dietrich Libri






Suchbewegungen sind ein zentrales Motiv der Gegenwartsliteratur. Dazu gehören die geographische Suche nach einem Weg oder Ausweg und Erfahrungen von Exil und Fremdheit ebenso wie die innere Auseinandersetzung mit Verlust, Trauer und Trauma in Verbindung mit der Möglichkeit einer Neuorientierung. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes analysieren das Motiv der Suche in Romanen von Alida Bremer, Olga Grjasnowa, Anna Kaleri, Martin Kordić , Nicol Ljubić, Terézia Mora, Ilma Rakusa und Dubravka Ugrešić. Darüber hinaus gehen sie am Beispiel von Lukas Bärfuss und Ahmadou Kourouma auf Fremdwahrnehmungen und Übersetzungen ein.
Kulturelle Kartographien
Schüler, Lehrer und Wissenschaftler erkunden Westafrika
Kriege, Hunger und Armut prägen das Bild Afrikas in den Medien. Inder Auseinandersetzung mit Geschichte, Literatur und Medien Westafrikas lernten Gymnasialschüler im Rahmen des Projektes „Wo ist Afrika?“ im Programm Denkwerk der Robert Bosch Stiftung (2010 – 2013) den schwarzen Kontinent jenseits der gängigen Klischees kennen. Das Projekt fand von 2010 bis 2013 an der Universität Stuttgart in Kooperation mit dem Lycee Nelson Mandela und der Universität Quagadougou, Burkina Faso, statt. Der vorliegende Band versammelt Beiträge von deutschen und burkinischen Schülern, Studenten, Lehrern und Wissenschaftlern. Sie befassen sich mit Kolonialzeit, Unabhängigkeit und heutigen Realitäten unter anthropologischen, Literatur- und medienwissenschaftlichen sowie historischen Gesichtspunkten. Zu diesen unterschiedlichen Aspekten werden didaktische Vorschläge präsentiert.
Topos Tier
Neue Gestaltungen des Tier-Mensch-Verhältnisses
Mit der Herausforderung eines inter- und transdisziplinären Denkens hat der alte anthropozentrisch geprägte Blick auf das Tier ausgedient. Die Beiträge des Bandes zeigen: Das Tier wird nun auch als Ort und Produkt menschlicher Imagination und menschlichen Wissens angenommen. So wird aus der traditionellen Tierkunde eine politische Zoologie, lassen sich aus der Ethologie soziale Verhaltens- und Klugheitslehren entwickeln, ergeben sich aus der Mechanik der Tierbewegungen Poetiken der Phantasie und des Tanzes und aus dem Klang der Tierlaute Formen des Gesangs. Im Spannungsfeld von Wissen, Technik und Kultur wird die Aufmerksamkeit zudem auf die Verbrechen an Tieren im Dienst von instrumenteller Vernunft und Ökonomie gelenkt.
Drama, Theater und Psychiatrie im 19. Jahrhundert
- 404pagine
- 15 ore di lettura
Psychisch kranke Figuren bevölkern die Bühne des 19. Jahrhunderts. Im Bemühen um die hohe Form der Tragödie beleben die Dramatiker tradierte Stoffe wie die Orestie oder die römische Geschichte unter dem Vorzeichen der Krankheit neu. Wahnsinn wird zum effektvollen Auslöser oder Resultat von Handlungen. Für Schauspieler sind dies begehrte Rollen, weil sie eine maßlose Darstellung erlauben. Doch die theatrale Prominenz Wahnsinniger verdankt sich auch der Medikalisierung des 19. Jahrhunderts. Der Bildungsauftrag des Theaters verbindet sich derart mit der Popularisierung und Erklärung von Krankheitsbildern. Die Studie geht aus von bekannten (Hebbel, Judith, Hofmannsthal, Elektra) und heute vergessenen Dramen des 19. Jahrhunderts. Ihr Ziel ist es, den Schnittpunkt von Drama, Theater und Psychiatrie auf der Bühne des Hoftheaters des 19. Jahrhunderts sichtbar zu machen.
Ohne wachsame Augen und Ohren strauchelt der Zuschauer auf dem Weg zum Theater. Auch Theatertexte fordern einen Leser, der sich der vielstimmigen Gleichzeitigkeit theatraler Zeichen bewußt ist. Erst dann lässt sich der Weg zum Theater, den die Texte in ihrer Dramaturgie einschlagen, erkennen. Dies gilt besonders für die Theatertexte, die hier zur Einzelanalyse ausgewählt wurden. Denn in ihrer projektierten Trennung von Auge und Ohr bestimmen sie das Verhältnis zwischen Bühne und Zuschauer um. Jelineks Raststätte und Reinshagens Marilyn Monroe führen inhaltlich und strukturell die Auseinandersetzung mit dem Modell der Guckkastenbühne und dem Zuschauer als Voyeur. Sachs’ Simson und Lasker-Schülers IchundIch fordern den bezeugenden Zuschauer, der konstellativ liest. Ein doppelter Blick hingegen bringt erst zu Tage, wie Fleißers Fegefeuer und Lasker-Schülers Wupper ein identifikatorisches Zuschauen problematisieren. Das methodologische Instrumentarium bilden Brechts Trennung der Zeichensysteme, Anne Ubersfelds Theatersemiologie und Kristevas psychoanalytisch informierter Textbegriff; die Untersuchung hat kritisch am feministischen Diskurs teil.