Anders Breivik, Josef Fritzl, die „Eis-Lady“ – sind Täter wie diese „ganz normal böse“ oder sind sie psychisch krank? Ist der Fanatiker zurechnungsfähig, der Wahnkranke nicht? Ist der eine schuldig, der andere unschuldig? Als forensischer Psychiater betreut Thomas Stompe „geistig abnorme Rechtsbrecher“, die nicht mit einem Strafmaß belegt, sondern im „Maßnahmenvollzug“ mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen untergebracht werden. Er erzählt faszinierende Fallgeschichten aus seiner Praxis im therapeutischen Umgang mit diesen Menschen: von den Motiven der kranken Täter, ihrem Wahn und ihren Taten, ihrer Behandlung und ihrem Leben „danach“. ihre Geschichten rufen Befremden, aber auch Mitleid hervor – denn sie sind Menschen wie du und ich.
Thomas Stompe Libri






Film und Massenmedien sind die einflussreichsten Instanzen zur Vermittlung von Alltagswissen über psychische Erkrankungen und die damit einhergehenden Gefahren. Nicht der wissenschaftliche Diskurs, sondern die massenhaft verbreiteten Bilder prägen die kollektiven Vorstellungen und Ängste und das gängige Wissen über die potenzielle Gefährlichkeit psychotischer Menschen. Journalisten und Filmemacher sind von ihren Auftraggebern implizit oder explizit aufgefordert, Themen und Motive in einer Weise darzustellen, die das Interesse des Publikums wecken kann. Dazu eignen sich gewalttätige Handlungen psychisch Kranker in hohem Maße, da hier das immer wieder faszinierende Thema Gewalt mit dem Fremden, Unverständlichen, Unberechenbaren und Bedrohlichen des Wahnsinns gepaart ist. Lediglich Angehörige, Nachbarn oder Berufsgruppen, die diese Menschen behandeln, betreuen oder wissenschaftlich erforschen, haben ausreichend persönliche Erfahrungen mit den Kranken, um den gefilterten, verdichteten oder verzerrten Informationen durch die Medien etwas entgegensetzen zu können. Der vorliegende Band der Wiener Schriftenreihe für Forensische Psychiatrie hat sich zum Ziel gesetzt, aus verschiedenen Perspektiven zu beschreiben, wie und in welchem Ausmaß unsere Bilder und Vorstellungen von psychisch Kranken, die gemordet oder andere Verbrechen begangen haben, durch Film und Massenmedien geprägt werden. Dabei werden Aspekte der journalistischen Berichterstattung und der filmischen Darstellung psychisch kranker Täter im kulturellen Kontext der Gegenwart aufgegriffen.
Schizophrenie ist wohl die psychische Erkrankung, die in der Bevölkerung unter anderem aufgrund der medialen Berichterstattung am häufigsten mit dem Thema Gewalt assoziiert wird. Deutlich weniger präsent ist jedoch die Tatsache, dass Schizophreniekranke häufiger Opfer der Aggression Dritter werden oder durch die eigene Hand den Tod finden. Der neue Band der Wiener Schriftenreihe für Forensische Psychiatrie gibt einen breiten Überblick über alle Bereiche der Gewalt von und gegen schizophrene Menschen sowie über die gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen, die in den letzten 20 Jahren zu einem deutlichen Anstieg der Einweisungen dieser Patienten in den Maßregelvollzug geführt haben.
Krankheit und Kultur
Einführung in die kulturvergleichende Psychiatrie
Der erste Band der neuen Wiener Schriftenreihe zur Transkulturellen Psychiatrie setzt sich mit der komplexen Interaktion von Krankheit und Kultur auseinander, dem zentralen Forschungsfeld der kulturvergleichenden Psychiatrie. Sie untersucht den Einfluss von Kultur und Gesellschaft auf die Existenz und Häufigkeit, den Verlauf und die Ausprägung psychischer Störungen sowie die Krankheits- und Behandlungskonzepte in verschiedenen Kulturen. Das Buch erweitert den Blick auf psychische Störungen und hinterfragt kritisch unsere gewohnten Normalitätsannahmen. Es zeigt umfassend das Wechselspiel zwischen Krankheit und Kultur für die wichtigsten psychiatrischen Störungen, wie beispielsweise Angststörungen, Schizophrenie, Depression, Wahn oder Persönlichkeitsstörungen.
Sexueller Kindesmissbrauch ist eine Thematik, die in unserer Gesellschaft hochgradige Ambivalenzen auslöst. Je nach Nähe zum Opfer bzw. Täter wird weggeschaut, verleugnet oder mit einer an Voyeurismus grenzenden Neugier Opfer und/oder Täter medial ins Visier genommen. So ist es keine einfache Aufgabe, angesichts der oft dramatischen Folgen sexueller Übergriffe von Erwachsenen auf Kinder (wissenschaftliche) Neutralität zu bewahren. Dieses Werk stellt sich dieser Herausforderung und vermittelt einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zum Themenkreis Sexueller Kindesmissbrauch und Pädophilie. Renommierte Experten spannen den Bogen, der von Recht, Kunst- und Kulturgeschichte über psychiatrische, psychodynamische und neurobiologische Tätermerkmale bis zu Opfertypologien reicht. Dargestellt werden außerdem die neuesten Ansätze in Behandlung und Prävention.
Delinquente Jugendliche und forensische Psychiatrie
Epidemiologie, Bedingungsfaktoren, Therapie
Epidemiologische Studien zeigen in vielen Staaten einen Anstieg der Kinder- und Jugendkriminalität. In den letzten zehn Jahren machte die Ursachenforschung deutliche Fortschritte: Kriminologische Dunkelfelduntersuchungen ergaben ein komplexes Geflecht kausaler Bedingungskonstellationen für die Entwicklung aggressiver Verhaltensweisen, die weit in das Erwachsenenalter hineinwirken können. Es wurden neurobiologische und psychodynamische Modelle erstellt, die viele Facetten der Delinquenzentwicklung in der Adoleszenz in einem neuen Licht erscheinen lassen. Die forensische Kinder- und Jugendpsychiatrie zeigte, dass auch psychische Erkrankungen und Persönlichkeitsentwicklungsstörungen einen wichtigen Stellenwert für die Delinquenzgenese haben. Dieses Buch bietet eine umfassende interdisziplinäre Darstellung dieser Thematik. Es wendet sich vor allem an Psychiater, Psychologen, Kriminologen, Juristen, Pädagogen und Sozialarbeiter, aber auch an alle an dieser Problematik interessierten Personen.
Die Auseinandersetzung mit der Bedeutung und dem Sinngehalt von Wahnberichten tritt in den letzten Jahren – trotz der unzweifelhaften Behandlungserfolge der Psychopharmakologie seit Einführung der Antipsychotika – wieder mehr in den Vordergrund. Dieses Buch widmet sich der Bedeutungsanalyse des Wahns als dem wohl faszinierendsten und rätselhaftesten Phänomen der Psychopathologie und beleuchtet diesen aus der Sicht unterschiedlicher Therapieschulen. Zu Wort kommen deskriptive Psychopathologen, Systemtheoretiker, Psychoanalytiker freudscher, kleinianischer und lacanianischer Provenienz, analytische Psychologen nach C. G. Jung, Existenzialanalytiker und Inhaltsanalytiker. Die Beiträge thematisieren die Konzepte der jeweiligen Therapieschulen, die Untersuchungsmethoden und Denkrichtungen zum Thema Wahn. Dem schließt sich die Analyse von zwei Wahnerzählungen an. Mit diesem einmaligen Zugang zum Phänomen Wahn bereichert das Buch alle, die mit der Behandlung psychotischer Erkrankungen befasst sind, und vermittelt einen umfassenden Überblick zum Umgang mit Wahnpatienten.
Menschen mit Migrationshintergrund sind vielfältigen psychosozialen Belastungen ausgesetzt. Dementsprechend ist die Rate an psychischen und psychosomatischen Erkrankungen in dieser Population deutlich höher als in der Aufnahmegesellschaft. Daraus ergibt sich ein breitgefächertes Aufgabengebiet für das österreichische Gesundheitssystem. In diesem Buch geben anerkannte nationale und internationale Fachleute erstmals einen umfassenden Einblick in diese Problematik.
Die Frage nach dem freien Willen und der Schuldfähigkeit von Straftätern wird seit der griechischen Antike diskutiert. Im 20. Jahrhundert wurde die Existenz eines freien Willens von verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen in Frage gestellt. Psychoanalytiker wie Freud, moderne Sozialwissenschaften sowie naturwissenschaftliche Bereiche wie die vergleichende Verhaltensforschung, Verhaltensgenetik und Hirnforschung stellen das Konzept des freien Willens infrage. Sie argumentieren, dass unser Verhalten durch das Unbewusste, soziale Prägungen, Gene und nicht beeinflussbare neuronale Prozesse bestimmt wird. Dies wirft die Frage auf, ob der freie Wille lediglich eine Illusion ist. Diese Debatte ist für die forensische Psychiatrie von großer Bedeutung: Wenn Handlungen durch Gehirnaktivitäten vorbestimmt sind, könnte die Suche nach krankheitsbedingten Einschränkungen des freien Willens vergeblich sein. Sollten Bewusstsein und Person keine realen Entsprechungen haben, verlöre auch die Diskussion über Einsichts- und Steuerungsfähigkeit an Bedeutung. Das Werk bietet einen interdisziplinären Dialog von renommierten Experten aus Philosophie, Biologie, Theologie und forensischer Psychiatrie in 14 hochkarätigen Beiträgen.