1990 steht der erste Mann eines untergehenden Staates vor Gericht, wobei unklar bleibt, welches Gericht es ist. Der Angeklagte spricht klar und ehrlich, ohne Verzerrung oder Sentimentalität. Sein tragischer Monolog hat ein komisches Nachspiel und vereint hohe Politik mit hoher Kunst.
Jan Decker Libri






Jan Decker erkundet in drei Features seine Familiengeschichte vor dem Hintergrund der deutsch-deutschen Geschichte. Er reflektiert über seine Kindheit in Witzenhausen, die Erfahrungen des Schriftstellers Erich Loest in der westdeutschen Provinz und recherchiert mögliche Verbindungen zu Friedrich Engels. Decker lebt und arbeitet in Wien.
Johann Gottfried Seume bricht im Dezember 1801 von Sachsen zu einer Fußreise nach Sizilien auf, die unter dem Titel »Spaziergang nach Syrakus« zu einem Reiseklassiker des 19. Jahrhunderts avanciert. Der Dramatiker und Essayist Jan Decker greift in seinem Debütroman »Der lange Schlummer« diesen wohl berühmtesten Spaziergang in der deutschen Literatur gekonnt auf und führt ihn nach dem literarischen Vorbild konsequent fort. Der Spätaufklärer Seume findet sich nach einem über zweihundertjährigen Schlummer unversehens in der Gegenwart des Jahres 2017 an einer Autobahnraststätte im Thüringer Wald wieder, von wo aus ihn sein letzter Spaziergang durch die mitteldeutsche Provinz heim nach Grimma führen soll, dem Ausgangspunkt seiner historischen Fußreise. Auf dem Rückmarsch hat der Dichter nicht nur mit allerhand zeitlosen Unwägbarkeiten zu kämpfen, sondern er muss sich auch einer ihm gänzlich fremden Welt stellen, der er aber mit viel aufklärerischem Charme zu begegnen weiß. Auf dem Spaziergang mit dem in unsere Zeit gefallenen Seume erfahren wir so manche Kuriosität unserer eigenen Lebenswirklichkeit. Mit seiner fulminant weitergesponnenen Erzählform des fiktiven Briefwechsels in der Tradition Seumes ist Jan Decker ein satirischer Perspektivenwechsel gelungen, der mit einem feinen Augenzwinkern auf unsere Zeit blickt. Ein Roman von großer unterhaltsamer Kraft.
Ahlers und die anderen
- 67pagine
- 3 ore di lettura
Der Schriftsteller und Filmemacher Christian Geissler (1928 – 2008) verfasste neben zahlreichen Romanen und Gedichten auch 14 Hörspiele. Sie reihen sich inhaltlich und ästhetisch in die Entwicklung seines Gesamtwerkes ein, das seit den 1950er-Jahren die bundesrepublikanische Geschichte aus linksradikaler Perspektive vermessen hat – vom Erbe des Nationalsozialismus über das Aufkommen von oppositionellen Bewegungen bis zum bewaffneten Kampf der RAF und dessen Scheitern. Der Autor Jan Decker geht in seinem Essay „Ahlers und die anderen“ diesen Entwicklungslinien in Geisslers Hörspielwerk nach.