Monika Lamers’ Gartengeschichten spielen alle im Garten, gehören aber nicht zu den Garten-Sachbüchern, obwohl sie unauffällig so manchen Rat enthalten. Sie bilden, zusammen mit den ihnen jeweils vorangestellten Gedichten und Pflanzen-Scherenschnitten der Künstlerin Brigitte Springmann, erzählerische Miniaturen, deren Wert durchaus über die dichterisch in ihnen verarbeiteten Kindheitserfahrungen hinausgeht. Vor allem wollen sie unterhalten und Freude bereiten, nicht nur, aber insbesondere all jenen, deren Herz am Gärtnern hängt, weshalb die bekannte Gartenbuch-Autorin Dorothée Waechter ein gärtnerisches Vorwort zu dem Geschenkbüchlein beigesteuert hat.
Monika Lamers Libri




»Vom Geschlecht der Engel und anderen Kalamitäten« versammelt neun Erzählungen einer verdichteten Wirklichkeit, die die Leserin, den Leser immer wieder überrascht und ihr und ihm die Augen öffnet für Menschliches-Allzumenschliches, das bei Monika Lamers fast immer ein gutes Ende findet. »Hauptsächlich deshalb wage ich nicht zu sagen, welchen Geschlechts er war, oder sie. Meine Sprache bietet mir nur diese zwei Möglichkeiten, sie hat kein Wort für ein anderes Geschlecht, das Geschlecht der Engel, denn sie kennt diese Seinserfahrung nicht.«
War es Selbstmord? Oder war es Chancelvie, die Harald erschossen hat? Nicht erst am Ende der Novelle wird ihr eigentliches Thema deutlich: Wie Schuld und Unschuld verteilt sind. Doch Chancelvie wird schließlich den Aufbruch wagen und lässt den Leser ahnen, dass sie ihre Zukunft mutig gestalten wird, denn er hat es mit einer starken jungen Frau zu tun. Stark genug, um aus den Belastungen, denen sie ausgesetzt ist – von ihrer Hautfarbe angefangen, über eine harte frühe Kindheit bis zu den Zumutungen ihrer Ehe und den Verdächtigungen einer übereifrigen Staatsanwaltschaft – an Erkenntnissen gereift hervorzugehen. Dass sie die notwenige Erkenntnis ausgerechnet beim wieder Lesen von Fragmenten ihres eigenen Romans erlangt, ist nicht nur ein literarischer Kniff, mit dem Monika Lamers beide Textarten ineinander verschachtelt, sondern wirft nebenbei ein Licht auf unterschiedliche Möglichkeiten des Schreibens: Der lässige Ton tagebuchartiger Notizen führt den klassischen Erzählduktus des Schlüsselromans ad absurdum, obwohl es eben dieser Text war, der den Anfangsverdacht genährt hatte. Also doch nur ein Krimi? Entscheiden Sie selbst!
Als Bettina Christoph Bork besucht, scheitern beide an ihren Erwartungen. Ihre Begeisterung für dessen Aussteigerleben beruht auf völliger Fehleinschätzung, denn Bork hat sich nur aus seiner alten Welt zurückgezogen, um herauszufinden, wozu sein Leben führen könnte. Wohl wird seine Sinnsuche begünstigt durch den Rückzug in die Einsamkeit eines vorgefundenen großen Gartens. Bork indes hatte gehofft, in Bettina eine letzte Liebe zu finden und dafür in seiner Hütte ein fürstliches Gemach hergerichtet. Beide sehen sich getäuscht. Erst als Bork auf den merkwürdigen Tierarzt Hülshoff trifft, ändert sich sein Leben. Hülshoffs kleine Tochter Celia ist von größter Bedeutung für diese Entwicklung, die ihn sogar befähigt, seine geschiedene Frau Clara in ihrem Sterben zu begleiten. So ist es am Ende keineswegs eine Liebesbeziehung, die Borks Wiederkehr in die Welt trotz einer furchtbaren Begebenheit gelingen lässt, sondern eine große und sehr besondere Freundschaft. Gelingt es dem Leser, sich dem Sog dieser schlackenfreien Prosa und dem eigentümlichen Klang der philosophisch-religiös getönten Diskurse mit Borks König zu überlassen, so wird er sich unversehens selber wieder jener alten, nur zu aktuellen Sinnfrage stellen.„An den stillen Ufern des Königs“ bietet die bearbeitete Neuauflage des vor zwanzig Jahren im Radius Verlag erschienen Romans „Der Anachoret“.