Günter Hess Libri




Die vierzehn Studien des Bandes beleuchten Denk- und Darstellungsformen zwischen 1830 und 1900 und zeigen, wie sich die ästhetische und ideologische Wahrnehmung des Bildungsbürgertums verändert. Es wird deutlich, wie das ‚Bildgedächtnis‘, im Kontext antimoderner Strömungen und Traditionen, über alte Mythologien bis ins 20. Jahrhundert hinein wirkt. Das 19. Jahrhundert entwickelte ein identitätsstiftendes Zeichensystem, das Epochen, Landschaftsräume, Texte und Bilder als Monumente historischer Erinnerung fixiert. Hier verbinden sich die fortschreitende Säkularisierung literarischer und ikonographischer Traditionen mit einer auffälligen Sakralisierung von Kunst, Literatur und Geschichte. Die Historisierung und Musealisierung des bildungsbürgerlichen Bewusstseins spiegelt sich in der Entfaltung historischer und philologischer Disziplinen wider, die mit Fortschritten in optischen Medien und Reproduktionstechniken ihre Helden und Denkmäler in ‚Bildersälen‘ präsentieren. Eine besondere Spielart des Historismus ist die archaisierende Nachahmung von Texten und Bildern. Die Beschleunigung von Raum- und Zeiterfahrung führt zu einer Dialektik von Bewegung und Stillstand, technischer Revolution und ästhetischem Konservatismus. Diese Entwicklungen münden in eine schockierende Tabuverletzung am Ende des 19. Jahrhunderts mit der Entdeckung der Röntgenstrahlen und markieren den politischen Missbrauch eines deutschen Mythos mit dem Aufstieg de
Walter Bauer wurde als „unaustauschbare Erscheinung“ unter zeitgenössischen Schriftstellern gewürdigt, da er sich nicht in eine literarische Richtung einordnen ließ. Als literarischer Einzelgänger strebte er, inspiriert von einer tiefen Gesinnung, danach, die Welt zu vermenschlichen. Von seinen ersten hymnischen Versen bis zu seinem letzten Werk sprach er für die Stimmlosen, Machtlosen und Unterdrückten. Sein Schaffen zeugt von einem unbändigen Verlangen nach Menschlichkeit und Menschenwürde. Seine Ablehnung von Krieg und Gewalt sowie sein ungebrochener Glaube an globale Gerechtigkeit und friedliches Zusammenleben gewinnen in unserer von Konflikten und Terrorismus bedrohten Zeit an Bedeutung. Erstmals wird das Wirken und Werk Walter Bauers umfassend beschrieben, wobei interessante Einblicke in seine Motivationen und Lebensstationen gegeben werden. Günter Hess, der literarische Nachlassverwalter Bauers, ist Professor Emeritus an der University of Western Ontario, wo er deutsche Sprache und Literatur lehrte. Der gebürtige Duisburger wanderte als junger Mann nach Kanada aus und promovierte an der University of Toronto über Goethe.