Marion Elias Libri




Indisciplinabile
- 390pagine
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„Indisciplinabile“ bedeutet „unbändig“ und ist vom Lateinischen „indisciplinabilis“ abgeleitet, dem Gegensatz zu „disciplinabilis“, was „lernfähig“ oder „dressierbar“ bedeutet. Die akademische Welt ist oft in streng regulierte Disziplinen unterteilt, während die Begriffe „interdisziplinär“ und „multidisziplinär“ häufig als modische Phrasen verwendet werden, die oft nicht mehr als leere Worte sind. Das „indisciplinabile“ verweist auf Freiheit im Denken und künstlerischen Schaffen und trägt eine gewisse Gefährlichkeit in sich: Was nicht zu bändigen ist, behält seinen unberechenbaren Kern. Wertvolle Gedanken und bedeutende Kunstwerke entstehen aus solchen ungezähmten Situationen. Der Titel „Indisciplinabile“ versteht sich nicht als Befürwortung einer Strategie zur Disziplinierung, sondern als Plädoyer für „Unordnung mit Fragezeichen“. Es geht um die Überprüfung der bestehenden Ordnungen in Kunst und Denken, die Debatte über vermeintliche Gegensätze sowie die Ermittlung von Ähnlichkeiten und Übergängen. Dies eröffnet einen Raum für neue Möglichkeiten und Perspektiven.
Niemandsland ist das Gebiet zwischen feindlichen Linien, unerforschtes, herrenloses Terrain. Für die Malerei wird dieses Niemandsland bildlich zum Standort, für die Maler zur Kolonie: eine Ecke, die nirgendwo dazugehören soll, nicht einmal zur Kunst. Marion Elias entwickelt aus dieser Position eine skeptische Intervention zum theoretisch-überfrachteten Regelkanon der zeitgenössischen bildenden Kunst. Der Blickwinkel bleibt das Atelierfenster, der Standpunkt ist der einer Fragenden, die auf den Ausdruck „Künstler“ verzichtet und sich als „Maler“ ohne -in versteht. Die Autorin zerlegt in konsequenter Beweisführung die (behaupteten) Normen, die eine mainstreamprägende Fachwelt zu zementieren versucht, und definiert, was Kunst sein darf und soll. Mutig und pointiert erteilt Elias der eingespielten Phraseologie und der Schlampigkeit der Begriffe und Inhalte klare Absagen. Ihre Argumentationen spannen sich von der Renaissance bis zur Gegenwart und entkräften zwei zentrale „Leitsätze“: den der Marginalisierung der Malerei sowie den der Diskriminierung des Ästhetischen. Wenn Kunst etwas nicht sein sollte, dann durchschnittlich.