Texts by Petra Bauer and Annette Krauss, Franco Bifo Berardi, Galit Eilat, Ronald Jones, Maria Karlsson and Måns Wrange, Nina Möntmann, Peter Osborne, Marcus Steinweg, Nato Thompson; conversations between Simon Critchley and Miguel Á. Hernández-Navarro, Renzo Martens and T. J. Demos
Die Bedeutung und Struktur von Arbeit hat sich nach dreißig Jahren Neoliberalismus radikal verändert. Mit dem Markt als Organisationsprinzip von Staat und Gesellschaft schöpft das Kapital nicht mehr nur die Produkte der Arbeitskraft ab, sondern zielt unmittelbar auf die ganze Persönlichkeit der Arbeitenden, ihr Sozialverhalten, ihre Energie und ihren Lebensentwurf. Wie in Zukunft gearbeitet wird, und wer über diese Zukunft entscheidet, zeigt Harun Farocki in Ein neues Produkt, 2012. Der Film begleitet Unternehmensberater bei der Produktentwicklung und offenbart zwischen Flipcharts und Modellen die psychologischen wie ideologischen Mechanismen zeitgenössischer Managementkultur. Die Essays dieses Readers greifen die Themen aus Farockis Film auf: Sie untersuchen räumliche Planungsmodelle immaterieller Arbeit, die Geschichte der Arbeitswissenschaft und ihre gesellschaftlichen Implikationen, den Einfluss der Managementberatung auf Unternehmen, Machtverschiebungen seit dem Taylorismus, die konsequente Ausweitung der ökonomischen Form auf das Soziale, die physische Seite immaterieller Arbeit und die Sinnlosigkeit postfordistischer Arbeit, die in der grundsätzlichen Peinlichkeit des Arbeitsplatzes im Büro gipfelt.
'Der vorliegende Band ›Die Visualität der Theorie vs. Die Theorie der Visualität‹ geht auf Symposien zurück, die im KünstlerHaus Bremen stattgefunden haben (.) Grundsätzliche Themen sind sowohl die Diskursverläufe der theoretischen Perspektiven über Visualität und das Visuelle, als auch das bildhafte Auftauchen von theoretischem Material, Schrift und Politik im Tableau von Ausstellungen und Kunstprojekten. Im vorliegenden Band sollen Begriffe wie ›Visual turn‹ und ›Visual Culture‹ kritisch überprüft werden. Eine häufig geäußerte Kritik ist beispielsweise, dass ›Visual culture‹ lediglich ›Cultural Studies‹ im neuen Gewand darstellen würden. Gab es eine Art ›Unzufriedenheit‹ im theoretischen Feld, die eine neue Benennung verlangte? Und welche gesellschaftspolitischen bzw. theorieimmanenten Fragen und Thesen ergeben sich aus den Neuformierungen dieser Begriffe?' (Nina Möntmann & Dorothee Richter)
Die Stadt Hamburg diente für das umfangreiche Projekt Mapping a City als exemplarische urbane Metropole. Internationale Künstlerinnen und Künstler unternahmen in ihren Arbeiten Erkundungen des städtischen Raums und untersuchten Vorstellungen von Natur und Landschaft. Die Publikation präsentiert neben einem allgemeinen Reader zum Phänomen 'Mapping' die vielgestaltigen Ergebnisse dieser künstlerischen und wissenschaftlichen Recherchen. So spürte etwa der Amerikaner Bob Braine den ehemaligen Wall- und Befestigungsanlagen um die alte Hansestadt sowie dem Auftreten und Fehlen von Vegetation im heutigen Stadtbild mittels Infrarotaufnahmen nach. Till Krause lief auf einer geraden Linie von seiner Wohnung in Altona nach Kiel und kartografierte Blickhindernisse und Handyempfang. Und der Brite Nils Norman sah die alte Hansestadt als gigantischen Abenteuerspielplatz. Die vorgestellten Künstler: Bob Braine, Stephan Dillemuth, Mark Dion, Anna Gudjónsdóttir, Anke Haarmann [AHA], Kristinn G. Hardarson, Florian Hüttner, Jussi Kivi, Till Krause, Daniel Maier-Reimer, Matt Mullican, Nils Norman, Patrick Rieve, Malte Urbschat, Mark Wehrmann, Ralf Weißleder, Malte Willms
Raum ist als eine Bedungung von Kunst immer vorhanden, die Betrachtungsweisen beschränken sich jedoch meist auf seine physische Qualität. Nach vereinzelten Beispielen in der Moderne wurde die Kritik an der Kontextbegrenzung des weißen Ausstellungsraums in der Minimal Art und in institutionskritischen Positionen der 70er Jahre wieder aufgenommen. Jedoch erst in den 1990er Jahren finden in Orts- und Handlungsbezogenen Kunstformen jene Umwertungen statt, die eine grundlegend andere Raumauffassung hervorbringen: Kunst als sozialer Raum. Andrea Fraser, Martha Rosler, Rirkrit Tiravanija und Renée Green thematisieren beispielhaft in ihrer Arbeit die für die gegenwärtigen Gesellschaftsformen wichtigsten sozialen Räume: den Handlungsraum, urbanen Raum, institutionellen Raum und kulturellen Raum. Neuauflage mit neuem Vorwort.