Körper, Seele, Trauma
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Es ist noch keine fünfzig Jahre her, dass Entwicklungspsychologen im Säugling ein geschlossenes, von der Umwelt abgeschnittenes System gesehen haben. Erst mit der Säuglingsbeobachtung ist es zu einem bemerkenswerten Wandel gekommen mit der Folge, dass es heute eine breite Vielfalt von Auffassungen zum Säugling gibt. Der von der Kinder- und Jugendpsychiaterin Annette Streeck-Fischer herausgegebene Band versammelt die wichtigsten psychoanalytischen Entwicklungspsychologien von Sigmund Freud, René Spitz, Margaret Mahler, Anna Freud, Melanie Klein, Donald W. Winnicott, Daniel Stern, Joseph D. Lichtenberg, Louis W. Sander, John Bowlby, Mary Ainsworth, Robert Emde, Rainer Krause, Györgi Gergely, Peter Fonagy, Mary Target und Allen Schore. Sie alle haben eine wichtige Bedeutung nicht nur für die Entwicklungspsychologie, sondern auch für die psychodynamische Diagnostik und Therapie. Keines ihrer Konzepte ist überholt. Sie stellen durchweg wichtiges Grundlagenwissen für Studierende, Praktiker und Kliniker bereit. Jeder Beitrag umfasst drei Abschnitte: Leben und Werk des Autors, seine wichtigsten Arbeiten sowie seine Bedeutung für die heutige psychoanalytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie.
Die psychoanalytisch-interaktionelle Methode
Jugendliche mit ausgeprägter Borderline-Symptomatik haben ein hohes Risiko, eine Borderline-Persönlichkeitsstörung zu entwickeln, weshalb eine frühzeitige Behandlung entscheidend ist. Die Therapie, die in diesem Buch vorgestellt wird, basiert auf der psychoanalytisch-interaktionellen Methode (PIM) und fokussiert auf die Schwierigkeiten der Patienten, sich selbst und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zu regulieren. Zunächst werden die Merkmale von Borderline-Störungen behandelt, einschließlich der kombinierten Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen, die als Vorläufer gelten können. Anschließend werden Entstehungsmodelle und diagnostische Vorgehensweisen erläutert. Die Behandlungsprinzipien der PIM werden detailliert beschrieben, wobei der „antwortende Modus“ des Therapeuten eine zentrale Rolle spielt. Durch selektive Selbstoffenbarung des Therapeuten wird der Jugendliche unterstützt, die Auswirkungen seines Verhaltens im interaktionellen Kontext zu reflektieren und seine Schwierigkeiten im Umgang mit anderen zu bearbeiten. Die Behandlungsphasen der PIM im stationären Setting werden durch zahlreiche Praxisbeispiele veranschaulicht. Empirische Daten aus einer randomisiert-kontrollierten Studie belegen die Wirksamkeit dieser Therapie, die wertvolle Hilfen für die psychodynamische Behandlung von Borderline-Störungen im Jugendalter bietet.
Therapeuten stehen oft vor großen Herausforderungen, wenn sie mit traumatisierten Jugendlichen arbeiten, die häufig Probleme verursachen und wenig Interesse an Behandlung zeigen. Annette Streeck-Fischer, eine führende Expertin in Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie Psychoanalyse, beleuchtet in ihrem Buch die besonderen Schwierigkeiten und Ausdrucksweisen dieser Jugendlichen. Sie beginnt mit der Frage „Was ist normal?“ und beschreibt sowohl gesunde als auch krisenhafte Entwicklungsverläufe sowie die Psychopathologie von Traumatisierungen. Die Autorin behandelt zentrale Störungsbilder wie Borderline- und Persönlichkeitsstörungen sowie komplexe traumatische Belastungsstörungen und beleuchtet auch kognitive und körperliche Beeinträchtigungen, die aus Traumata resultieren können. Streeck-Fischer geht umfassend auf die Therapie von Jugendlichen mit chronischen und komplexen Traumatisierungen ein, thematisiert die Herausforderungen in der therapeutischen Beziehung und bietet Wege zur Überwindung von Reinszenierungsmustern. Ihr fundiertes Wissen wird prägnant und anschaulich vermittelt, wodurch ein aktuelles Praxisbuch entsteht, das der Adoleszenz in Psychiatrie und Psychoanalyse die nötige Aufmerksamkeit verleiht. Es ist eine unverzichtbare Ressource für Fachleute wie Kinder- und Jugendpsychiater, Psychotherapeuten und Traumatherapeuten.
Führen frühe Vernachlässigungen, Mißhandlungen oder andere traumatische Erfahrungen zu Störungen, die in Gewaltbereitschaft münden können? Welches sind die Voraussetzungen, welches die Rahmenbedingungen, die konstruktives Verhalten junger Menschen fördern und destruktives verhindern können? Sind die sicheren Bindungen im frühen Lebensalter Voraussetzung dafür, daß die Jugendlichen die Adoleszenz ohne Komplikationen durch laufen und ihr Leben in der Gesellschaft sinnvoll gestalten können? Mit welchen präventiven Maßnahmen können wir dem destruktiven jugendlichen Verhalten begegnen? Und was ist zu tun, wenn es für Prävention zu spät ist? Es gibt Jugendliche, die diese Zeitspanne anscheinend ohne jegliche Beunruhigung durchleben. Andere werden plötzlich »schwierig «, orientieren sich an schrillen Erscheinungen jugendlicher Subkultur, »steigen aus «, werden gewalttätig und somit zu Grenzgängern der Gesellschaft. Das Buch widmet sich besonders dem Ausstieg aus den bisherigen Bezügen mit der Lösung bisheriger Bindungen und den Fragen der Gewalt, der Aggression und Destruktivität und ihrer Psychotherapie. Ein besonderes Gewicht erhalten dabei neue Erkenntnisse aus der Affekt- und der Bindungsforschung sowie der Neurobiologie.