Reinhard Zaiser Libri



Viktor E. Frankls „höhenpsychologische Wende“ in der Psychologie geht der „anthropologischen Wende“ Karl Rahners in der Theologie zeitlich voraus. Frankls These vom transzendenten „unbewussten Gott“ (1945/48) basiert auf seinem Konzept des transzendentalen und existentialen „Willen zum Über-Sinn“ und umfasst alle Kontexte von Rahners zentralem Begriff des „übernatürlichen Existentials“ (1950), einschließlich philosophisch-anthropologischer, „höhenpsychologischer“, „existentialethischer“ und „mystagogischer“ Aspekte. Frankl antizipiert nicht nur Rahners „Thesen zur Person“, sondern auch dessen ontologische Symboltheologie. Beide „transzendentalen Anthropologien“ korrespondieren in ihren zentralen Begriffen und Theologumena wie „unbewusster Gott“ und „anonymer Christ“, letzterer bereits 1948 in einem „höhenpsychologischen“ Kontext erwähnt. Rahners Forderung nach einer „Mystagogie“ als „individuelle Logotherapie“ in seinem „Grundkurs des Glaubens“ (1976) ist ebenfalls von Bedeutung. In der aktuellen Diskussion um Rahners „übernatürliches Existential“ zeigt sich, dass es unzerstörbar und übernatürlich ist, selbst gegenüber endogenen Psychosen. Rahner, der ein lebenslanges Interesse an Frankl und der Logotherapie hatte, lud Frankl 1947 zu einem Gespräch über seine Ansätze ein. Frankl, als jüdischer Neuropsychiater und Begründer der Logotherapie, hat die „anthropologische Wende“ der Theologie maßgeblich mitgestaltet, was von zahlrei