Das Olympiajahr 2008 bietet den Anlass, die reichen Bestände der Herzog August Bibliothek nach dem Thema „Sport“ zu hinterfragen. Dabei erwies es sich als sinnvoll, sowohl den einschränkenden Sportbegriff des 19. Jahrhunderts ebenso zu überwinden wie hinauszugehen über die traditionellen Fragestellungen höfi scher Kultur und ritueller Kommunikation. In den Mittelpunkt der Darstellung rücken die alltäglichen Körpererfahrungen und in einem umfassenderen Sinn der Körper als Instrument der Bewegung. Es stellt sich die Frage, welche Funktion die zahlreich überlieferten Anleitungsschriften im Hinblick auf eine detailliert vermittelte und beschriebene Praxis hatten. Aus dem Inhalt: (insges. 23 Beiträge) R. von Mallinckrodt, Einführung: Körpertechniken in der Frühen Neuzeit J. Wellmann, Hand und Leib, Arbeiten und Üben. Instruktionsgraphiken der Bewegung im 17. und 18. Jahrhundert K. O. Frieling, Haltung bewahren: Der Körper im Spiegel frühneuzeitlicher Schriften über Umgangsformen D. Till, Rhetorik und Schauspielkunst M.-T. Mourey, Galante Tanzkunst und Körperideal S. Schmidt, Zur Historischen Anthropologie des Sprungs: Die ‘inventio’ der Kubistik durch Arcangelo Tuccaro
Rebekka von Mallinckrodt Libri


Struktur und kollektiver Eigensinn
Kölner Laienbruderschaften im Zeitalter der Konfessionalisierung
Frühneuzeitliche Laienbruderschaften wurden bislang vor allem in ihren religiösen Aktivitäten wahrgenommen. Dabei existierte ein breites Spektrum unterschiedlichster Vereinigungen, die in ihrer sozialen Zusammensetzung und Zielsetzung längst nicht immer den Vorstellungen der Reformorden und der römischen Kurie entsprachen. Durch die Verknüpfung religions- und sozialhistorischer Analysen charakterisiert die Autorin am Beispiel Kölns die frühneuzeitlichen Bruderschaften erstmals nicht nur in ihrem spirituellen Profil, sondern auch in ihrer sozialen Reichweite und Verflechtung mit anderen kirchlichen und städtischen Institutionen. Konfraternitäten waren neben der Familie, der Nachbarschaft und der Zunft gerade in ihrer unterschiedlichen Reichweite und gerade in ihren personellen Überschneidungen der soziale Kitt, der die frühneuzeitliche städtische Gesellschaft über Standesgrenzen hinweg zusammenhielt.