Die moderne Biomedizin birgt zahlreiche moralische Herausforderungen und Dilemmata, die in pluralen Gesellschaften nicht immer einvernehmlich gelöst werden können. Dennoch müssen auf individueller, institutioneller und gesellschaftlicher Ebene Entscheidungen getroffen und Regelungen gefunden werden. Hierbei sind verschiedene, häufig miteinander in Konflikt stehende ethische Normen, Werte, Ideale und Interessen zu berücksichtigen. Wie in solchen Spannungsfeldern angemessene Entscheidungen gefunden werden können, ist bisher weder in der Praxis noch in der Theorie ausreichend geklärt. Dieser Band versammelt Beiträge verschiedener Disziplinen zu der Frage, wie ethische Entscheidungen in der Medizin und im Gesundheitswesen in einer gut begründeten Art und Weise getroffen werden können. Sie schlagen eine Brücke zwischen ethischer Theoriebildung und konkreter Entscheidungsfindung in der Praxis. Neben Beiträgen zu philosophischen Grundlagen ethischer Entscheidungen und zur Anwendung verschiedener Ethiktheorien auf einen klinischen Einzelfall werden Beiträge zu relevanten Entscheidungskontexten und -instrumenten der klinischen Praxis sowie der biomedizinischen Forschung und Politik geleistet
Oliver Rauprich Libri






Kinderwunschbehandlungen sind mit hohen Kosten verbunden. Es wird kontrovers diskutiert, wer dafür aufkommen soll. In Deutschland haben Paare die Hälfte der Kosten privat zu tragen. Ist Unfruchtbarkeit ein gesundheitliches oder ein soziales Problem? Sollten Kinderwunschbehandlungen zur Geburtenförderung öffentlich finanziert werden? Ist der Kinderwunsch ein Grundbedürfnis, das einen Anspruch auf soziale Unterstützung begründet? Der vorliegende Band versammelt Beiträge ausgewiesener Experten verschiedener Disziplinen sowie die Ergebnisse einer landesweiten Umfrage zu dieser Thematik.
Fragen nach gerechter medizinischer Versorgung stellen sich in vielen Ländern immer dringlicher. Kontrovers diskutiert wird dabei die Frage, welche Rolle der Gleichheitsgedanke spielen soll. Sollen alle Patienten den gleichen Zugang zu medizinischen Leistungen haben oder diejenigen vorrangig behandelt werden, denen es besonders schlecht geht? Kommt es darauf an, mit den Ressourcen einen möglichst grossen medizinischen Nutzen zu erzielen, oder sollen auch „teure“ Patienten mit einer schlechten Prognose und hohen Opportunitätskosten eine Behandlungschance erhalten? Gibt es ein allgemeines Recht auf eine solidarische Grundversorgung und worin bestünde dies? Wann sind Personen für ihre Krankheit selbst verantwortlich und was folgt daraus für die öffentliche Versorgung? Der Band versammelt Beiträge internationaler Experten verschiedener Disziplinen zu diesen Fragen.
Prinzipienethik in der Biomedizin
Moralphilosophie und medizinische Praxis
In der modernen biomedizinischen Ethik findet ein Ansatz breite Akzeptanz, der sich auf vier Prinzipien stützt: Nichtschaden, Wohltun, Respekt vor der Autonomie von Personen und Gerechtigkeit. Diese werden im Hinblick auf konkrete biomedizinische Fragestellungen spezifiziert und gegeneinander abgewogen. Der Band untersucht Tragweite und Grenzen der Prinzipienethik und versammelt erstmals Texte deutscher Wissenschaftler verschiedener Disziplinen (Medizin, Philosophie, Theologie) sowie Übersetzungen wichtiger Schriften aus dem englischsprachigen Raum. Die Beiträge prüfen die theoretisch-philosophischen Ansprüche der Prinzipienethik sowie ihren Nutzen für die biomedizinische Praxis. Der Band bietet einen fundierten Überblick über die gegenwärtige Debatte zur Prinzipienethik in der Biomedizin.
Der Mensch ist das Tier, das nach dem Guten und Bösen fragt. Seine Moralfähigkeit ist im Laufe der Evolution entstanden und hat somit biologische Wurzeln. Vertreter einer Evolutionären Ethik glauben, daß diese Tatsache ein neues Licht auf moralphilosophische Probleme wirft. Kritiker sehen die Probleme der Moralphilosophie davon gar nicht berührt. In dieser Studie wird eine kritische, jedoch konstruktive Auseinandersetzung mit verschiedenen Facetten der Evolutionären Ethik geleistet, mit dem Ziel, ihre Tragweite und philosophische Relvanz zu bestimmen. Der Autor ist Philosoph und Biologe.