Die Kultur- und Wissenschaftsgeschichte des Traums zwischen 1850 und 1900 aus interdisziplinärer und länderübergreifender Perspektive. Zwischen 1850 und 1950 entfaltet sich ein produktives Zusammenspiel zwischen neuen Traumtheorien, wie sie in Psychologie, Medizin, Philosophie und Ästhetik diskutiert werden, und innovativen Darstellungsformen des Traums in den Wissenschaften - aber auch in Literatur, bildender Kunst und im Film. In Band 1 geht es zunächst um die Formierung eines neuen Traumwissens: Psychologisch-psychiatrische Forschungsansätze, die empirische und experimentelle Methoden entwickeln, verdrängen die von Idealismus und Magnetismus dominierten Diskurse über den Traum. Des Weiteren entstehen neue Formen künstlerischer und literarischer Auseinandersetzung mit dem »nächtlichen Selbst«. Die Beiträge stellen zwei zentrale Aspekte in den Mittelpunkt: die Strategien des sprachlichen oder bildlichen Zugriffs auf Träume, die nie unmittelbar wahrgenommen, sondern nur erinnert werden können, und die Frage, welchen Beitrag Traumwissen und Traumkunst zur Neukonzeption von Subjektivität geleistet haben. Band 2 erscheint 2020 und wird die Jahre 1900 bis 1950 behandeln.
Marie Guthmüller Libri



Der Kampf um den Autor
Abgrenzungen, Annäherungen und Interaktionen zwischen französischer Literaturkritik und Psychophysiologie 1858 - 1910
- 417pagine
- 15 ore di lettura
Um 1860 Setzt in Frankreich eine Flut von Publikationen über literarische Autoren ein: Nicht nur in der Literaturkritik, auch in Philosophie, Soziologie und Kriminalanthropologie, besonders aber in der psychiatrischen Medizin und der sich begründenden empirischen Psychologie wird der Autor zu einem Untersuchungsgegenstand par excellence. In den 1890er Jahren holt ihn die Psychologie ins Labor und Setzt sich so mit besonderem Nachdruck von der 'lettres'-Tradition ab. Der Kampf, den Literaturkritik und Psychophysiologie um die Erklärungshoheit für den Autor führen, stellt einen Schauplatz der Abgrenzungsbewegungen zwischen 'lettres' und 'sciences' dar, auf dem zugleich sichtbar wird, wie die konkurrierenden Wissensformen interagieren.
Ästhetik von unten
- 458pagine
- 17 ore di lettura
Nach einem Jahrhundert, in dem unter der Ägide Kants eine Metaphysik des Schönen dominiert hat, meldet sich um 1870 eine „zweite“ oder „physiologische“ Ästhetik (Nietzsche) zu Wort. In Frankreich misst Charles Féré das Empfinden von Schönheit mit dem Dynamometer, und in Deutschland nennt Gustav Theodor Fechner seinen Versuch, Schönheit mittels der „äussern Psychophysik“ zu erfassen, „Ästhetik von unten“. Wie schon im aufklärerischen Sensualismus ist das ästhetische Wissen im Zeitalter der Nerven durchzogen von „Empirie“ - und zugleich operieren die Wissenschaften, die sich empirisch nennen, von ihren Anfängen an mit verborgenen ästhetischen Prämissen. Mit Beiträgen, die solchen Pendelschlägen und Vermischungen zwischen dem 17. und dem 20. Jahrhundert nachgehen, rekonstruiert der Band ein Wissen, das Fächergrenzen überschreitet, und stellt den Status der Ästhetik als einer Geisteswissenschaft in Frage.