Das Massensterben an den Fronten des Ersten Weltkriegs machten zahlreiche Kunstler zum Thema ihrer Kunst. Auch der in Gera geborene Erich Drechsler schuf jenseits einer nationalistischen Stellungnahme zwischen 1919 und 1924 Arbeiten uber das Grauen des Frontsterbens. Er, der nur das an die Heimatfront ubertragene Kriegsbild kannte und nicht uber eigene Erinnerungs- und Sehbilder verfugte, griff auf das spatmittelalterliche Motiv des Totentanzes zuruck. Der personifizierte Tod diente doch langst als Metapher fur das Sterben im Schutzengraben. Angeregt durch zeitgenossische Darstellungen und Schilderungen fertigte Erich Drechsler ein Fantasiebild von den Frontgeschehnissen, welches das Massensterben in einer allegorischen Bildfindung thematisiert, im Gehalt jedoch der historischen Wirklichkeit entspricht. Kirsten Fitzke stellt in der vorliegenden Arbeit erstmals systematisch die Arbeiten Erich Drechslers zum Ersten Weltkrieg zusammen und positioniert das Werk des heute vergessenen Kunstlers im Kontext der Protagonisten der Zeit. Erich Drechslers Zeichnungen zum Ersten Weltkrieg wurden in den 1920er-Jahren gemeinsam mit Arbeiten von Otto Dix, Kathe Kollwitz, George Grosz und anderen in Ausstellungen gezeigt. Die Untersuchung rekonstruiert diesen zeitgenossischen Kontext und positioniert die Arbeiten des Thuringers innerhalb der kritischen Kriegskunst der Weimarer Republik.
Kirsten Fitzke Libri


Kritische Wege zur Moderne
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Ihrem Lehrer zu Ehren, verfolgen Schüler Dietrich Schuberts in dieser persönlichen Festgabe auf über 300 Seiten Fragen zur Kunst. Der Bogen spannt sich von politischen und existenzialistischen Themen bis hin zu Betrachtungen von künstlerischen Selbstdarstellungen. Arbeiten von Rembrandt und Odilon Redon werden einer Werkanalyse unterzogen, das Schaffen von Otto Dix, Alfred Hrdlicka, Karl Hofer, Ernst Ludwig Kirchner, Edward Kienholz u. a. wird im Fokus von Abstraktion und Realismus betrachtet. Daneben finden sich Überlegungen zu politischen Denkmalskonzepten und Sammlungsstrategien im 20. Jahrhundert. Mit ihren Beiträgen stellen die Autoren ein breites Spektrum realistischen Kunstschaffens zusammen und zeigen kritisch, dass jede Zeit ihre eigene Modernität hatte. Den Schwerpunkt bildet hierbei das 20. Jahrhundert. Überzeitliche Gehaltaussagen der behandelten Werke werden künstlerischen Konzeptionen und der politischen Vereinnahmung von Realismus und Abstraktion in Ost und West während des Kalten Krieges gegenübergestellt. Damit spiegeln die Beiträge exemplarisch das Nebeneinander zweier umkämpfter Strömungen, wobei der Blick abweichend der üblichen Sicht auf das realistische Schaffen dieser Zeit gerichtet ist.