Wirklichkeit als Fiktion - Fiktion als Wirklichkeit
Neue Perspektiven auf Friedrich Dürrenmatt
Neue Perspektiven auf Friedrich Dürrenmatt
Robert Walser gilt heute als einer der wichtigsten Prosa-Autoren des 20. Jahrhunderts. Obwohl er mit seinen Romanen »Geschwister Tanner«, »Der Gehülfe« und »Jakob von Gunten« in Literatenkreisen früh eine gewisse Bekanntheit erwarb, bewegte sich Walser Zeit seines Lebens an den Rändern der Gesellschaft und gelangte erst postum zu internationalem Ruhm. Erstmals werden Leben und Werk dieses bedeutenden Autors in einem Handbuch dargestellt, das Analysen der einzelnen Werke auf dem neuesten Stand der Forschung umfasst und Einblicke in übergeordnete thematische Aspekte vermittelt. Behandelt werden Entstehungskontexte sowie Schreib- und Darstellungsverfahren mit Blick auf aktuelle wissenschaftliche Fragestellungen. Der abschließende Teil zur Rezeption veranschaulicht, wie aus einem einmal fast vergessenen Autor ein Klassiker der Moderne wurde.
Zu einem Moment produktiver Negativität
Streichen als Moment des Schreibprozesses und der Textgenese. Der praktisch-produktive Gegenpol zum Schreiben ist das Streichen. In Textkritik und Editionswissenschaften gibt es - neben einer reichen Praxis - bislang nur wenige spezifische Klassifikationen und Fallstudien und kaum theoretische Ansätze zur Streichung. Dieser Band enthält Beiträge zu Formen, Funktionen, Techniken und Geschichte des Streichens. Aus dem Inhalt: Christa Baumberger: Streichen - Kürzen - Redigieren: Friedrich Glausers und Josef Halperins (Zusammen-)Arbeit an »Gourrama« Etienne Barilier: Ecrire et biffer Alexander Honold: Robert Musils Dementi des Schreibens Friederike Kretzen: Heimweh des Gestrichenen - Gestrichenes Heimweh Marcel Lepper: Friedrich Hölderlin: »Der Lorbeer« (1788) - Streichungen im Marbacher Quartheft Erica Pedretti: Schreiben und Überschreiben Thomas Richter: Versuch einer Systematisierung der Streichungen in Rilkes Entwurfshandschrift zu den Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge Angela Thut/Chris Walt: »Das muß besser gesagt sein«. Techniken der Überarbeitung in Robert Walsers Mikrographie Ulrich Weber: Friedrich Dürrenmatt ermordet einen Pappkameraden - Streiche und Striche im Spätwerk Sandro Zanetti: Durchstreichen - und dann? (Beckett, Kafka, Celan, Schmidt) Vertrieb in der Schweiz über den Chronos Verlag ISBN: 978-3-0340-1062-7
Isaak Iselin, ein Basler Philosoph, Jurist und Publizist, gilt mit seiner 1764 veröffentlichten Geschichte der Menschheit als Mitbegründer der modernen Geschichtsphilosophie. Das Werk erhielt positive zeitgenössische Kritiken, unter anderem von Moses Mendelssohn, und fand breite Anwendung in der universitären Lehre. Bis 1791 erschienen sieben Auflagen, was es zum erfolgreichsten geschichtsphilosophischen Werk der Spätaufklärung in deutscher Sprache machte. Iselin setzte sich mit modernem Naturrecht sowie mit antiken und aufklärerischen Denkern auseinander, um die Menschheitsgeschichte auf anthropologischer Basis zu erfassen und lieferte somit bedeutende Impulse für das Geschichtsdenken der Aufklärung. Die Beiträge namhafter Autoren beleuchten verschiedene Aspekte von Iselins Werk: Helmut Zedelmaier diskutiert den Anfang der Geschichte, während Wolfgang Rother die Typologie der Geschichtsphilosophie der Aufklärung analysiert. Andreas Urs Sommer thematisiert die Endlichkeit des Lebens in Iselins Geschichtsphilosophie. Weitere Beiträge befassen sich mit Iselins Tagebüchern, seiner Rolle als Friedensschriftsteller, der anthropologischen Basis seiner Philosophie sowie der Beziehung zu anderen Denkern wie Kant und Herder. Jean-Claude Wolf betrachtet die Selbstzersetzung der Geschichtsphilosophie im 19. Jahrhundert.
Die Verschränkung von Anthropologie und Geschichte im 18. Jahrhundert
Die Natur des Menschen aus seiner Kulturgeschichte und diese umgekehrt aus der menschlichen Natur zu erschließen, bildet das Anliegen einer anthropologischen Geschichtsschreibung, deren Genese im „langen“ 18. Jh. diese Studie nachzeichnet. Die Parallelisierung von Individual- und Menschheitsgeschichte erweist sich als zentrale Denkfigur, mit deren Hilfe die Wechselwirkung zwischen dem psychischen Vermögen der Einbildungskraft und ‚mythologischen‘ Formen des Denkens und Darstellens erfasst wird. Die wechselseitige Verschränkung von Anthropologie und Kulturgeschichte wird untersucht im Umfeld der ‚Querelle des Anciens et des Modernes‘ (Fontenelle, Gottsched), in Konzepten des kulturellen Raums und der historischen Zeit (Lafitau, Turgot), in ethnographischen Berichten über außereuropäische Völker sowie in geschichtsphilosophischen Schriften (Iselin, Forster) und den ‚Lehren vom Menschen‘ (Feder, Irwing). In dieser Perspektive erweisen sich die Psychologisierung der Einbildungskraft und die Historisierung der Mythologie (Vico, de Brosses, Heyne, Herder) als ‚Vorgeschichte‘ der mythopoetischen Konzepte der Imagination in der Romantik. Dabei entsteht das Bild eines europäischen Aufklärungsdenkens, das scheinbar irrationale Phänomene der Einbildungskraft ebenso wie Kulturpraktiken und Mythologien ‚unzivilisierter‘ Völker reflektiert und damit Grundfragen der modernen Anthropologie und Geschichtsphilosophie formuliert.