Seit je genießt Michaux den Ruf eines extremen Künstlers, dessen Bücher und Bilder zwar Aufmerksamkeit und Anerkennung verdienen, aber bisweilen als rätselhaft gelten. Seine Schriften schillern zwischen intimen Journalen und imaginären Reportagen, Fabeln und Gedichten. Seine Malerei verliert sich in einem endlosen Strom fragiler Figuren und kryptischer Zeichen. Manfred Bauschultes Biographie ist ein chronologischer Parcours, auf dem die einzelnen Stationen im Leben und Schaffen von Michaux abgeschritten werden. Sie rekonstruiert, warum er anonym bleiben und ohne jede Gewissheit existieren will, und demonstriert, wie in seinen Schriften bitterer Humor in herzzerreißenden Lyrismus, harmlose Phantasie in brutale Realität umschlägt. Im Kern dechiffriert sie einen Autor und Artisten, dessen stupende Ausdruckskraft kleinste Wahrheiten hervorruft.
Manfred Bauschulte Libri






René Char – Poet und Partisan
Eine Biographie
Manfred Bauschultes Biographie über den Lyriker, Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg, Freund Martin Heideggers, zeigt in Form einer chronologischen Revue, wie konkrete Splitter des Kampfes im Untergrund und Erfahrungen des Protests in Chars Poesie eingehen und wie René Char als Poet und als Partisan „das Unbetretbare als Spielraum freihalten möchte für die Phantasie seiner Sonnen“.
Bereits in den 1950er Jahren erhob der Bildhauer Karl Prantl die Forderung, die Ateliers und Akademien zu verlassen, um hinaus ins Freie zu gehen und zu arbeiten. Seine Devise lautete: Berührt, begreift, erfahrt den Stein! In diesem Sinn führen vorliegende Essays zu den Steinen, die verstreut in vielen Ländern, auf öffentlichen Plätzen, an Grenzen und in Kirchen liegen, und laden ein, sie zu berühren und zu begehen. Sie eröffnen Wege zu einer „Kunst des Begreifens“. Der „Versuch über die Festigkeit“ führt in Karl Prantls Steinkunst ein und verweist auf vielfältige Verbindungen mit Architektur, Dichtung, Film- und Videokunst unserer Tage. Angesichts des Konsumismus im Kunst- und Alltagsleben orientieren sich Werke von Karl Prantl an Erhaltung und Nützlichkeit. Unter ästhetisch-praktischen Aspekten sprechen sie von Festigkeit und Dauer, Einfachheit und Dichte, Geduld und Genauigkeit. Sie erlauben es, diese Werte, die als nicht mehr zeitgemäß gelten, auf exemplarische wie aktuell provokante Weise wieder in die Diskussion einzubringen.
Straßenbahnhaltestellen der Aufklärung
- 394pagine
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Dr. Manfred Bauschulte, geb. 1956, studierte Theologie, Soziologie, Philosophie, Literaturwissenschaft und Religionswissenschaft. Von 2004 bis 2009 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum. Seit 2010 arbeitet er wieder als Autor und Übersetzer.
Über das Ende der neolithischen Revolution
Gespräche und Versuche mit Klaus Heinrich
- 204pagine
- 8 ore di lettura
Die Vorlesungen, die der Religionsphilosoph Klaus Heinrich in freier Rede über mehr als drei Jahrzehnte an der FU Berlin in Dahlem hielt, gelten schon lange als legendär. Der Band skizziert Grundlinien und Intentionen dieser „Dahlemer Vorlesungen“. Ferner dokumentiert er Gespräche mit dem Religionsphilosophen, die um seine zentralen Aufgaben- und Problemstellungen kreisen. Als Ausgangspunkt dient eine aktuelle Fragestellung: Welche Gefahren birgt das Ende der neolithischen Revolution? Der emblematische Titel, so provozierend wie provisorisch, verweist auf die Ausrichtung von Klaus Heinrichs Projekt: Worin liegen die Gefahren der Außerkraftsetzung der Kategorien von Raum und Zeit im digitalen Zeitalter? – Im Rekurs auf die mythologischen Konstruktionen der Religionen, die Raum und Zeit zu balancieren suchten, und die kategorialen Grundlagen der Philosophie, die sich auf das Erkennen und Handeln der Menschen richteten, formuliert er Einsprüche gegen die moderne Ökonomie und Technologie, die sich von zivilisatorischen Errungenschaften freisprechen.
Nach dem 1. Weltkrieg fanden die gesteigerten Erwartungen nach religiöser Erneuerung, die sich in vielfältigen esoterischen und konfessionellen Formen niederschlugen, und die Hoffnungen auf einen revolutionären Umbruch Eingang in die Religionsforschung. Beide Haltungen prägte die starke Ambivalenz des Verhältnisses von Religion und Moderne. Viele Berührungspunkte und Überschneidungen von religiösen und politischen Einstellungen kamen in einer Wartesituation zum Ausdruck, die zunächst in den Reaktionen auf den Zusammenbruch des Kaiserreichs lag, sich aber seit Ende der 20er Jahre auch als Erwartung der NS-Herrschaft äußerte. Mit Walter Benjamins Denkbild der „Religionsbahnhöfe“ lassen sich diese vieldeutigen Situationen des Wartens und der Erwartung sowohl mit ihren religiösen und säkularen als auch ihren inneren Ambivalenzen plastisch darstellen. Vor diesem Motiv-Hintergrund analysieren die vorgelegten Studien das komplexe Mit-, Neben- und Durcheinander der vielfältigen Ansätze in der Religionsforschung zwischen 1918 und 1933. Sie unternehmen eine Topographie all jener heterogenen Versuche, die einen Ort für Religion in der Moderne suchten und damit konfrontiert wurden, dass diese so fragwürdig wie überflüssig geworden zu sein schien.