Die hnter vorgehaltener Hand „röte Klöster“ genannten Partei- und Kaderschulen der SED waren in der jungen DDR mehr als nur Einrichtungen zur Indoktrination. Übersehen wird oft der Auftrag der Funktionärsausbildung für die Verwaltung der DDR: Die Absolventen sollten lernen, die marxistisch-leninistische Theorie in die politische Praxis umzusetzen und für die soziale Wirklichkeit fruchtbar zu machen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Schulungen wie auch die Lehrkräfte waren nicht nur passive Objekte oder lediglich ausführende Organe des Parteiwillens. Sie traten selbst als Akteure in Erscheinung, die die Anweisungen auf ihre eigene Weise interpretierten und umsetzten: dadurch kamen die Schulungen überhaupt erst in der sozialen und politischen Wirklichkeit der DDR-Gesellschaft an. Das galt vor allem für die Zeit bis 1965, in der die Parteischulung starken Veränderungen ausgesetzt war, aber auch für die Jahre danach.
Jan Kiepe Libri
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Das Reservepolizeibattaillon [Reservepolizeibataillon] 101 vor Gericht
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Anders als bei Browning und Goldhagen wird hier das Ermittlungs- und Strafverfahren gegen das Hamburger Reservepolizeibataillon 101 zwischen 1962 und 1968 nachgezeichnet. Die Interaktionen der Akteure - Verhörende und Verhörte - prägten den Verlauf eines zeitgenössisch ganz „normalen Verfahrens“ wegen NS-Verbrechen, bei dem drei Männer zu Haftstrafen verurteilt wurden. Deren Fremddarstellung als „Rädchen“ in der „Maschinerie der “Endlösung„, als Gehilfen des “Organisationsverbrechens", wird durch eine detaillierte Beschreibung der Verhöre aufgebrochen und um neue Dimensionen erweitert.