Geschichte des Gedächtnisses
Friedrich Nietzsche und das 19. Jahrhundert



Friedrich Nietzsche und das 19. Jahrhundert
»Ihr Monarchen! Ach seid ihr so fremd mit der menschlichen Natur geworden, es nicht in seiner ganzen Stärke zu fühlen, was für ein neues Leben, was für wundertätige Kräfte in eure Soldaten strömen müssen, wenn sie für Weiber und Kinder fechten!«J. M. R. Lenz war 1776 einer der ersten Literaten, der das Leben so deutlich als Bezugsgröße der Politik und der Literatur apostrophierte. Es ist in der Tat ein neues Leben, das nicht mehr als göttlich geformtes und beseeltes Leben begriffen wird, sondern als autonome Substanz und Kraft, durch welche die Lebewesen sich selbst organisch hervorbringen. Das neue Leben bietet eine propädeutische Studie zur »Genese des biologischen Lebensbegriffs am Leitfaden der Lebenskraft«, zur Literatur (Goethe, J. M. R. Lenz, Leopardi, Nietzsche, Glauser) und schließlich zu den Diskursen der Körperdisziplinierung, Bevölkerungspolitik und psychophysiologischen Medizin in der Literatur.
Ein kardinales Moment von Textgenese und Schreibprozeß im literarischen Archiv des 20. Jahrhunderts
Dass der Anfang eines Textes nicht die Stelle sein muss, an der das Schreiben einst angefangen hat, bestätigen schon flüchtige Einblicke in die Archive der modernen Literatur. Und umgekehrt beginnt das konkrete Schreiben selbst meistens viele Male, im gleichen Text oder in einem jeweils neuen. Dieses Spannungsverhältnis von Textanfang und Schreibenanfangen in den vielfältigen Variationen untersucht der Sammelband in den Archiven von Autoren des 20. Jahrhunderts.