Pflege ist ein zentrales Thema in alternden Gesellschaften, doch die europäischen Länder sind unzureichend auf die demografische Alterung und den damit verbundenen Pflegebedarf vorbereitet. Es besteht ein Mangel an Wissen über die kulturellen und kontextuellen Strukturen, die die Situation pflegebedürftiger Menschen und ihrer Angehörigen beeinflussen. Pflegesysteme, wie ambulante und stationäre Pflege sowie gesetzliche Verpflichtungen zur Angehörigenpflege, spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Der Autor untersucht die familiale und gesellschaftliche Organisation der Pflege und vergleicht elf Länder. Es zeigt sich, dass die Pflegesysteme in Europa stark variieren: In den mediterranen Staaten wird die Pflege überwiegend von der Familie übernommen, während in den skandinavischen Wohlfahrtsstaaten professionelle Pflege dominiert. Diese Unterschiede sind auf individuelle, familiale und institutionelle Faktoren sowie kulturelle Normen zurückzuführen. Die Untersuchung ist innovativ, da sie das Thema im Rahmen der „care“-Diskussion abgrenzt und sowohl theoretisch als auch empirisch fundiert ist. Die methodische Herangehensweise und der internationale Vergleich heben Wohlfahrtsstaatsdifferenzen und länderspezifische Eigenheiten hervor. Die Studie ist Teil eines Forschungsprojekts an der Universität Zürich, das intergenerationalen Beziehungen unter Erwachsenen umfassend untersucht.
Klaus Haberkern Libri
