Thriller und Komödie, Autorenfilm und Mainstream, Propagandafilm und kreative Kritik – der spanische Film vereint viele Gegensätze. Allein deshalb lohnt sich der Blick auf das Filmland und seine Geschichte, die eng verzahnt ist mit der Geschichte des Landes. Die Filmgeschichte Spaniens zählt zu einer der spannendsten und innovativsten weltweit: Schon früh hat sich in dem Land eine Filmkultur entwickelt, die durch den Bürgerkrieg (1936–1939) jäh gestoppt und dann unter Franco von der staatlichen Repression geprägt wurde. Gerade aber die Zensur hat erfindungsreiche Künstler wie Carlos Saura oder Luis Buñuel in Hochform und großartige Werke der Filmkunst in Spanien hervorgebracht. Mit dem Ende der Diktatur im Jahr 1975 und der sogenannten „movida madrileña“ entwickelten sich neue Möglichkeiten für das Kino in Spanien. Auch stellte sich eine seiner schillerndsten Figuren, Pedro Almodóvar, in den Vordergrund und bereitete das Terrain für eine neue und experimentierfreudige Regie-Generation. Der Band zeichnet die zentralen Entwicklungen der spanischen Filmgeschichte nach. Er gibt einen Überblick über die wichtigsten Filmemacherinnen und Filmemacher sowie die bedeutendsten Filmproduktionen des Landes seit Beginn des Kinos bis in die Gegenwart. Darüber hinaus zeigt er die Wechselwirkungen zwischen den politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen auf der einen Seite und der Filmkultur auf der anderen auf.
Verena Schmöller Libri




In den vergangenen 30 Jahren sind immer mehr Filme wie Groundhog Day, Smoking/No Smoking und Lola rennt erschienen, die sich als filmische Gabelungen beschreiben lassen: Sie führen Handlungspfade vor, die sich verzweigen, indem sie die Frage nach einem „Was wäre (gewesen), wenn… ?“ durchspielen und verschiedene Möglichkeiten für eine Handlung präsentieren. Die vorliegende Studie zeigt, dass filmische Gabelungen nicht als homogene Gruppe, sondern als heterogenes Korpus zu verstehen sind. Sie stellt sich die Frage, wie Handlungsverzweigungen im Film idealtypisch präsentiert und funktionalisiert werden und wie sie insbesondere im zeitgenössischen Film vorliegen. Die erarbeitete Typologie filmischer Gabelungen ist damit eine Weiterführung von Bordwells „Film Futures“ (2008) und bietet ein Analysemodell, mit dessen Hilfe nicht nur die Erscheinungsformen von Forking Path-Filmen systematisch beschrieben und typologisiert werden können, sondern das sich auch auf andere (filmische) Korpora übertragen lässt
Durch das Labyrinth von LOST
Die US-Fernsehserie aus kultur- und medienwissenschaftlicher Perspektive
- 224pagine
- 8 ore di lettura
Eisbären im Dschungel, mysteriöse Rauchmonster und Zeitreisen ermöglichen es den Söhnen, ihre Eltern in Jugendjahren zu treffen – solche Elemente werfen Fragen auf und animieren die Zuschauer zur Theoriebildung. Zwischen 2004 und 2010 hat keine Fernsehserie ihr Publikum so zur Diskussion angeregt wie die sechs Staffeln von LOST. Die komplexe Erzählstruktur und die mysteriösen Vorkommnisse fördern Spekulationen, während das interaktive Nachschlagewerk lostpedia.com fast ebenso unergründlich ist wie die Serie selbst. Die Erwartungen der Zuschauer waren hoch, als ABC die sechste und letzte Staffel ankündigte, die im Frühjahr 2010 ausgestrahlt wurde. Doch mit dem Finale im Mai 2010 blieben viele Rätsel ungelöst, und das Labyrinth von LOST hält weiterhin dunkle Wegbiegungen bereit. Der vorliegende Band untersucht die Serie eingehend und thematisiert Fragen über das Zusammenleben menschlicher Kollektive sowie die Bedeutung von Erzählstrategien. Aus kultur-, medien- und literaturwissenschaftlicher Perspektive erkunden die Autoren den Insel-Irrgarten hinsichtlich Erzählstrukturen, Intermedialität, Motivgeschichte und Ritualen und beleuchten sowohl die Hauptstraßen als auch die versteckten Pfade im Labyrinth von LOST.
In kaum einem Filmland hat sich in den vergangenen Jahren so viel getan wie in Chile: Nach einer Blütezeit in den sechziger Jahren, der abrupten Zerstörung im Zuge des Militärputsches von 1973 und der darauffolgenden Diktatur mussten die chilenische Filmindustrie in den neunziger Jahren erst wieder aufgebaut, eine Filmförderung eingerichtet und neue, freie Filmformen wiedergefunden werden. Seit 1998 haben chilenische Spielfilme die einheimischen Zuschauer erobert und später auch das internationale Publikum begeistert. Filme wie MACHUCA von Andrés Wood oder PLAY von Alicia Scherson sind weltweit in den Kinos gelaufen und haben gezeigt, dass Chile wieder ein konkurrenzfähiges Kino hat. Die vorliegende Studie gibt einen Überblick über die aktuelle Entwicklung der chilenischen Filmlandschaft und vor allem über das Filmschaffen von 1990 bis 2007. Bei der Analyse von rund 200 Filmproduktionen werden Konstanten und Tendenzen im chilenischen Gegenwartsspielfilm herausgefiltert und an Filmbeispielen paradigmatisch beschrieben. Hierzu zählen die besondere Bedeutung des Handlungsortes, wiederkehrende Figurentypen, auffällige Formen des Erzählens, Strategien der filmischen Vergangenheitsbewältigung und die ausgeprägte Beschäftigung mit dem Thema der chilenischen Identität.