Ausgehend von den Thesen des Soziologen Ulrich Beck, der unsere Zivilisation als Risikogesellschaft beschreibt, erörtert Katharina Reus die rechtliche Steuerung komplexer Gefahren in einem globalisierten Umfeld. Zunehmend existieren steuerbare Risiken, die viele Menschen bedrohen, jedoch aufgrund ihrer Komplexität vom Einzelnen nicht erkannt und beherrscht werden können. Diese Risiken erhöhen das Schutzbedürfnis der Bürger und erzeugen Veränderungsdruck im staatlichen Sicherungssystem. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der (Neu-)Organisation des Gefahrenabwehrrechts und dem Beitrag des Strafrechts zur Sicherheit in einer „Risikogesellschaft“. Besonders wird die Thematik der strafrechtlichen Produktverantwortlichkeit beleuchtet. Die Autorin hinterfragt kritisch die Legitimität abstrakter Gefährdungsdelikte, die der Gesetzgeber zur Erfassung komplexer Lebensbereiche zunehmend anwendet, sowie die Gründe für die Ineffizienz und Symbolhaftigkeit des modernen Strafrechts. Sie diskutiert die Legitimationsgrundlagen und verfassungsrechtlichen Grenzen von Strafe im Rechtsstaat und schlägt effektive strafrechtliche Strukturen für komplexe Lebensbereiche vor, die verfassungsrechtlich zulässig sind. Konkret wird die Implementierung einer kernstrafrechtlichen Vorschrift zur Produktverantwortlichkeit angeregt.
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