Laufende Beobachtungen
Patrick Borchers, Jette Flügge, Timo Klos, Ulvis Müller, Maik Ronz






Patrick Borchers, Jette Flügge, Timo Klos, Ulvis Müller, Maik Ronz
Die evangelische Kirche St. Viktor in Schwerte ist dank ihrer Kunstwerke Teil eines weit gespannten Netzwerkes, das konfessionen- und institutionenübergreifend Orte und Zeiten verbindet. Dieser Band verfolgt die Stränge und macht Beziehungssysteme sichtbar. Im Mittelalter erstreckten sich Schwertes Kontakte weit durch den Raum der Hanse bis in ferne Regionen. Für den Erwerb der herausragenden Kunstwerke wandte man sich sogar nach Antwerpen, um dort ein monumentales Schnitzretabel zu bestellen. Eine zeitübergreifende Linie verbindet die spätmittelalterlichen Werke mit den folgenden Jahrhunderten. Die Kirche wurde nun lutherisch genutzt und eine neue Kanzel brachte die protestantische Überzeugung unmissverständlich zum Ausdruck. Dennoch blieben die vorreformatorischen Bildwerke in der Kirche bewahrt und erst im 19. Jahrhundert gelangten einige ins Museum nach Münster. Die Aufsätze dieses Buches und ein vollständiger Katalog aller Kunstwerke von St. Viktor zeichnen die vielfältigen Verbindungen nach.
Das Antwerpener Retabel in St. Viktor Schwerte
Die Kirche St. Viktor in Schwerte bewahrt ein 1523 aus Antwerpen importiertes Flügelretabel. Das monumentale Altarwerk mit seinem umfangreichen Bildprogramm nimmt aufgrund seiner Größe, Qualität und Objektgeschichte unter den erhaltenen Antwerpener Schnitzretabeln eine besondere Stellung ein. Seit seiner Aufstellung wurde das Retabel nie abgebaut und dokumentiert auf einzigartige Weise seine fortwährende Nutzung in einem kirchlichen Kontext, obwohl sich im Laufe der Jahre Konfession und Weltanschauung gewandelt haben. In dem Band wird die Entstehungsgeschichte des Altars rekonstruiert: seine Fertigung in Antwerpen, die Zusammenarbeit von Werkstätten, die angewandten Techniken und der Gebrauch von Vorlagen. Die Autor: innen gehen auch dem Erwerb durch die Stifterinnen und Stifter für die Kirche St. Viktor in der Hansestadt Schwerte nach, die in ein weitgespanntes Handelsnetz eingebunden war. Neben der Objektgeschichte stellen sie die Ikonografie der dargestellten Szenen vor und geben Einblick in jüngst durchgeführte Restaurierungsarbeiten.
Der Dom zu Xanten erhielt gegen Ende seiner langen Bauzeit eine reiche Ausstattung mit Bildwerken verschiedener Art. In den Jahrzehnten nach 1500 entstanden auch zahlreiche geschnitzte und gemalte Altarretabel in hoher Qualität. Gefertigt in Antwerpen, in Köln und am Niederrhein führen sie die Kontakte vor Augen, die ihre weltlichen und geistlichen Stifter unterhielten. Anhand des Antwerpener Märtyrerretabels, des Antoniusretabels von Jan Baegert und des Marienretabels von Henrik Douverman werden eingehend die vielfältigen Implikationen eines Altaraufsatzes analysiert. Die aufwendig gearbeiteten Bildwerke setzten nicht nur die Heiligen, sondern auch die Stifter und Künstler ins Bild und offenbaren deren künstlerische, soziale und aufs Jenseits gerichtete Ambitionen.
Die »Denkwerkstatt Museum« ist ein ungewöhnliches Projekt, indem sie einen neuen Raum eröffnet, den drei Institutionen gemeinsam gestalten: Museum, Universität und Schule. Alle drei sind einander Gastgeber, alle drei nehmen einander in die Pflicht. In der »Denkwerkstatt Museum« loten Studierende und ihre Dozent/innen, Schüler/innen und Lehrer/innen das Museum als Verhandlungsort über Kunst, kulturelle Erinnerung und Gegenwart aus. Exemplarischer Ort ist die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.
Zum Ende des 15. und Beginn des 16. Jahrhunderts entstehen in Brüssel, Antwerpen und Mechelen groß- und kleinformatige Altaraufsätze, die in wenigen Jahren zu gefragten Produkten des Exportes wurden und heute noch in großer Zahl in ganz Europa in Klöstern, Pfarrkirchen und Kathedralen zu finden sind. Die vorliegende Publikation liefert anhand zahlreicher Abbildungen eine Bestandsaufnahme kleinformatiger Retabel und widmet sich ihren Produktionsbedingungen, historischen und literarischen Hintergründen sowie ihren Funktionen und Herstellern. Ein umfangreicher Katalogteil stellt die einzelnen Werke detailliert vor.