Das Jahr 1987 war von einer Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen gekennzeichnet, von einem Nebeneinander von teurem Protz und bröckelndem Putz, von Maßlosigkeit und Mangelwirtschaft, von Verheißung und Verfall. Erich Honecker wurde erstmals in Bonn empfangen. Die Stadt Berlin zelebrierte pompös ihr 750. Jubiläum. Gleich mehrere Popstars aus dem Westen besuchten die DDR. Doch in der Sowjetunion wurden Reformen eingeleitet und auch zwischen Stralsund und Suhl wurde der Wunsch nach politischen Veränderungen laut. Immer offener artikulierten Menschen ihre Unzufriedenheit.
Stefanie Eisenhuth Libri




Die Schutzmacht
Die Amerikaner in Berlin 1945-1994
Von Feinden zu Freunden? Eine Geschichte der US-Militärpräsenz in West-Berlin und der transatlantischen Beziehungen. In den Nachkriegsjahren entstand eine Meistererzählung, die noch heute die Geschichte der Beziehungen zwischen West-Berlin und den USA prägt: Die sowjetische Blockade 1948/49 habe die USA zur wichtigsten »Schutzmacht« des bedrohten »Vorpostens der Freiheit« inmitten der DDR werden lassen. Aus den einstigen Feinden seien damals Freunde geworden, die erst abzogen, als ihre Mission 1989 /90 erfüllt war. Dieser linearen Erfolgsgeschichte stehen Bilder von Protesten gegen den Vietnamkrieg oder im Umfeld der Besuche des US-Präsidenten Ronald Reagan diametral entgegen. Stefanie Eisenhuth fügt diese widersprüchlichen Elemente zu einer neuen Erzählung zusammen, die sowohl die Höhe- als auch die Tiefpunkte des transatlantischen Verhältnisses erörtert. Sie fragt nach der Wahrnehmung und Deutung der US-Militärpräsenz sowie nach den Bedingungen des deutsch-amerikanischen Zusammenlebens in einer Stadt, die eine räumliche Abgrenzung nur bedingt erlaubte und zudem von enormer symbolischer Bedeutung war. Sie analysiert Begegnungen auf offizieller und informeller Ebene, individuelle und inszenierte Freundschaftsbekundungen, organisierte Proteste und Konflikte in West- sowie in Ost-Berlin zwischen 1945 und 1994.
Zwischen Gedenken und Stadtmarketing. Über die Rolle von Erinnerungsorten für Bewohner und Besucher. Urteile über Städte von Bewohnern und Touristen sind stark durch Ereignisse in der Vergangenheit, durch Bauten und Bürger, durch Erzählungen und mediale Repräsentationen geprägt. Oft enthalten solche Stadtbiografien auch Schattenseiten. Einige Ortsnamen sind gar zu ikonographischen Verdichtungen einer grausamen Geschichte geworden. Im Mittelpunkt dieses Buches stehen die verschiedenen Ansätze, mit solchen politisch und gesellschaftlich als schmerzhaft oder auch peinlich empfundenen Belastungen von Städten umzugehen. Wer prägt Stadtimages mit welcher Intention? Für welche Arten des Umgangs mit der Geschichte entscheiden sie sich - das Ausblenden, die Umdeutung, die kritische Auseinandersetzung oder die aktive Nutzung im Sinne eines »heritage tourism«? Welche weiteren Faktoren, wie zum Beispiel kulturelle Paradigmenwechsel oder touristische Trends, beeinflussen das Image eines Ortes oder verändern es?
West-Berlin und der Umbruch in der DDR
Grenzübergreifende Wahrnehmungen und Verhandlungen 1989
- 143pagine
- 6 ore di lettura
'Manchmal schien Berlin die Stadt zu sein, in der ein zukünftiges Weltalter vorweggenommen wurde.' Dieser Satz, den Sebastian Haffner Anfang 1945 im Londoner Exil schrieb, galt mehr denn je für die geteilte Metropole zur Zeit des Umbruchs von 1989/90. Dennoch fand die westliche Hälfte des Symbols der deutschen Teilung bisher kaum Erwähnung, wenn der Weg zur deutschen Einheit geschildert wurde. Stefanie Eisenhuth spürt in ihrer Studie der Stimmung in West-Berlin zum Zeitpunkt dieser historischen Zäsur nach und zeigt, dass die Stadt ein Ort der Freude, aber auch der Angst war. Sie rekonstruiert, wie die West-Berliner die umwälzenden politischen Ereignisse im Herbst 1989 wahrnahmen – zu einem Zeitpunkt, als die Zukunft der Stadt plötzlich wieder offen schien.