Nürnberg spielte eine zentrale Rolle in der dunkelsten Epoche der deutschen Geschichte, insbesondere unter der Führung von Willy Liebel, dem Oberbürgermeister von 1933 bis 1945. Liebel war entscheidend dafür, dass Nürnberg zur „Stadt der Reichsparteitage“ erklärt wurde, und trug bereits vor 1933 als Druckereibesitzer zur Verbreitung der menschenverachtenden Ideologie des Nationalsozialismus bei. Nach dem Ersten Weltkrieg war er eine Schlüsselfigur im Widerstand gegen die Republik. In seiner Funktion als Organisationsleiter und Stadtrat war er maßgeblich an der Etablierung der NSDAP in Nürnberg beteiligt. Nach seiner Ernennung zum Stadtoberhaupt im März 1933 führte er diskriminierende Maßnahmen gegen jüdische Bürger ein, die von Entlassungen im Kommunaldienst bis zum Abriss der Hauptsynagoge reichten. Liebel und seine Stadtverwaltung waren aktiv an den Ausplünderungen und Deportationen der jüdischen Bevölkerung beteiligt. Ab 1942 arbeitete er im Rüstungsministerium und kehrte im Frühjahr 1945 in das stark zerstörte Nürnberg zurück, wo er am 20. April starb. Auf Basis neu ausgewerteter Quellen wird nicht nur seine Amtszeit als Oberbürgermeister beleuchtet, sondern auch sein gesamter Lebensweg und die Wahrnehmung seiner Person nach 1945. Dies zeigt die weitreichenden persönlichen Beziehungen, die Liebels politischen Aufstieg unterstützten, und verdeutlicht die Rolle vermeintlich unpolitischer Verwaltungsapparate bei den Verbreche
Matthias Klaus Braun Libri
