Ein Bild von einem Mann
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Er ist ein „Bild von einem Mann“: der Offizier am Ende des 19. Jahrhunderts. In seiner prächtigen Uniform strahlt er die Aura eines möglichen Heldentums aus, während er in Frieden die Theater und Salons von Berlin und Wien besucht, auf dem Korso flaniert und die Damen zum Tanz einlädt. Geschichten über Österreich-Ungarn, Preußen und das deutsche Kaiserreich sind ohne ihn kaum vorstellbar. Er taucht in den Werken von Theodor Fontane, Arthur Schnitzler und Joseph Roth auf und bevölkert zahlreiche heute vergessene Romane und Erzählungen. Diese Texte zeigen das „Bild von einem Mann“, doch ein Bild ist nie ein historisches Abbild; es reduziert die komplexe Wirklichkeit auf intuitive Klischees. Immer wieder erscheinen dieselben Motive: der Offizier und seine Uniform, Frauen, Geld, Ehre und der Tod. Trotz dieser Klischees sind die Texte vielfältig, und ihre Analyse – das Vorkommen, die Ausprägungen und Abweichungen – eröffnet neue Interpretationsansätze. Doch was geschieht, wenn diese Klischees nicht mehr die Realität widerspiegeln, weil sich die Welt abrupt verändert? Der Erste Weltkrieg besiegelt das Ende der Monarchien, und die Offiziere werden vom modernen Krieg vernichtet. Das historische Fundament des „Bildes“ existiert nicht mehr, doch das Schreiben geht weiter.
