Kritische Soziale Arbeit zielt auf individuelle, kollektive und gesellschaftliche Emanzipation. Bereits in den 1960er und 1970er Jahren finden sich in der Sozialen Arbeit zahlreiche Bezüge auf das Werk des Philosophen Herbert Marcuse. Heute lebt die Diskussion über die Repolitisierung Sozialer Arbeit erneut auf. Doch wie ist eine Politisierung möglich, wenn die Soziale Arbeit als Avantgarde gesellschaftlicher Veränderungen überfordert wäre und doch mehr sein will als ein Reparaturbetrieb im Kapitalismus? Unter Rückgriff auf Marcuse entwirft Alexander Neupert-Doppler eine Theorie, die die Praxis der Sozialen Arbeit als Katalysator von Veränderung begreift.
Alexander Neupert Doppler Libri




Die Geschichte aller Befreiungsbewegungen ist die Geschichte ergriffener und verpasster Gelegenheiten. Was bedeutet es aus Sicht der politischen Philosophie eine Gelegenheit zu erkennen, zu erfahren und zu ergreifen? Nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts ist die europäische Idee einer objektiven Notwendigkeit des Fortschritts in der Geschichte haltlos geworden. Im rasenden Stillstand der Postmoderne schwand auch der Glauben an deren subjektive Machbarkeit. Folgen sind Kritik- und Utopielosigkeit, die Ideologie vom Ende der Geschichte. Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert haben Philosophen wie Paul Tillich, Walter Benjamin, Ernst Bloch u. a. eine Alternative zur Geschichts- und Alternativlosigkeit gesucht. Wie nach ihnen Immanuel Wallerstein, Giorgio Agamben, Michael Hardt und Antonio Negri greifen sie dafür auf den Kairós, den Gott der guten Gelegenheiten, als Denkfigur zurück.
Konkrete Utopien
Unsere Alternativen zum Nationalismus
Care-Revolution, Computer-Sozialismus, Demokratischer Konföderalismus, und weitere Begriffe aus aktuellen politischen Debatten stehen im Fokus dieses Sammelbandes. Hier kommen Stimmen aus kritischer Wissenschaft, politischen Bewegungen, Netzwerken, Gewerkschaften und Organisationen zu Wort, die zur Frage nach konkreten Utopien heute beitragen. Der Band vertieft die Themen des vorherigen Werks «Utopie. Vom Roman zur Denkfigur» und beleuchtet die Funktionen von Utopie, die als subjektive Einsicht in objektive Möglichkeiten verstanden wird. In Anlehnung an Proteste gegen die Neue Rechte wird die Frage aufgeworfen, wie Befreiung in Utopien antizipiert werden kann. Konkrete Utopien sind laut Ernst Bloch keine detailverliebten Zukunftsromane, sondern gesamtgesellschaftliche Perspektiven, die die Frage aufwerfen: «Wie wollen wir leben?» Zu den Autoren gehören Jan Hoff, Korrektiv Negativ Leipzig, Gisela Notz, Joachim Beerhorst, Interventionistische Linke Hannover, Boris Heile, Hans-Ernst Schiller und Bini Adamczak, die verschiedene Aspekte von Utopien und deren gesellschaftliche Relevanz diskutieren.
Utopie
Vom Roman zur Denkfigur
In Zeiten der Krise nimmt das Interesse am utopischen Denken, gerade auf der Linken, zu. Debatten über utopisches Bewusstsein scheitern aber leider sehr oft daran, dass verschiedene Verwendungsweisen des Begriffs Utopie nicht ausreichend unterschieden werden. Dieser Band verfolgt daher eine doppelte Zielsetzung: Zum einen werden literarische Roman-Utopien, (früh-)sozialistische Siedlungs-Utopien und politische Utopien unterschieden und historisch eingeordnet. Zum anderen liegt der Schwerpunkt des Buches bei den Utopiedebatten des 20. Jahrhunderts, in denen sich diverse AutorInnen darum bemüht haben, die Funktionen von Utopie für eine emanzipatorische Linke auszuloten. Als Ausdruck von Bestrebungen und Kritik am Bestehenden, als Möglichkeitssinn und Motivation von Bewegungen, als Artikulation von Bedürfnissen, linke Tradition und strategische Option wird Utopie zu einer Denkfigur kritischer Theorien. Utopien sind dabei nicht das Abbild einer besseren Zukunft, sondern Gegen- und Leitbilder ihrer Gegenwart. Die Arbeit am Begriff der Utopie, zwischen Bilderverbot und Grundriss, soll zur Reaktualisierung utopischen Bewusstseins als subjektiver Faktor in Kämpfen um Befreiung beitragen.