Die Europäische Union plant, Anbieter von Onlinediensten zur Implementierung von Privacy by Default zu verpflichten. Diese Regelung verlangt, dass die Datenschutz-Einstellungen maximal privatsphärenfreundlich voreingestellt werden. Während Gesetzgeber darin ein hohes Potenzial sehen, Bürger vor der ungewollten Preisgabe persönlicher Informationen zu schützen, befürchten Anbieter von Social Network Sites negative Auswirkungen auf ihr Geschäftsmodell, da ihr Erfolg stark vom Austausch persönlicher Informationen abhängt. Um die Auswirkungen von Privacy by Default zu analysieren, werden in dieser Veröffentlichung zwei relevante Faktoren empirisch untersucht: die Anzahl der Adressaten und die Menge an geteilten Informationen. Die Ergebnisse zeigen, dass restriktive Privacy-Voreinstellungen die Anzahl der Adressaten, mit denen Benutzer persönliche Informationen teilen, verringern. Bei der Analyse der Menge an geteilten Informationen wird jedoch deutlich, dass Benutzer trotz der Privacy by Default-Einstellungen nicht weniger teilen und weniger Bedenken hinsichtlich ihrer Privatsphäre haben. Die Veröffentlichung belegt anhand empirischer Ergebnisse, dass die Annahme von Betreibern sozialer Netzwerke, Privacy by Default gefährde ihr Geschäftsmodell und die Funktionalität ihrer Plattformen, nicht zutrifft.
Markus Tschersich Libri
