Der imperialistische Diskurs hat homogene geographische Entitäten wie den Orient, Westen und den Balkan hervorgebracht. Der Autor betrachtet den Kaukasus, insbesondere dessen südlichen Teil, als sowjetrussisches Raumkonstrukt und relativiert die Grenzvorstellungen des Südkaukasus. Durch die Analyse von Begriffen und Regionalgeschichte zeigt er die kulturhistorischen Bindungen der südkaukasischen Völker zur Türkei und zum Iran auf. Die postsowjetische Peripherie wird entgrenzt, und die Region wird als Palimpsest mehrerer Kulturschichten beschrieben. Der Autor schlägt vor, die Region als kulturell dynamische Kontakt- und Transferzone neu zu definieren. Der kulturelle Synkretismus der südkaukasischen Völker dient als Grundlage für einen Perspektivenwechsel in der Kultur- und Integrationspolitik. Er entgegnet den zentrifugalen Tendenzen im Südkaukasus einem Projekt, das kulturpsychologische Aufklärung anstrebt und auf zivilgesellschaftlichen Kontakt setzt. Die persönlichen Erfahrungen des Autors, der in Armenien zweisprachig aufgewachsen ist und Translationswissenschaften studiert hat, verleihen den Einblicken eine persönliche Dimension. Als Teilnehmer transregionaler Initiativen betont er das Potenzial zur Förderung transnationaler Kommunikation und Kooperation in einem entpolitisierten Raum.
Michael Yevdokimov Ordine dei libri

- 2018