In der musik- und literaturwissenschaftlichen Studie wird eine englische Opernform untersucht, in der Text und Musik einer gesellschaftskritischen Aufgabe dienen. Das Delectare spielt eine wichtige Rolle, während das Prodesse das eigentliche Ziel der Kunst darstellt. Dem Libretto wird dabei besonderes Gewicht beigemessen. An ausgewählten Werken werden verschiedene Formen engagierter Oper in England beleuchtet, beginnend mit John Gays Beggar's Opera von 1728. Es wird gezeigt, dass eine gesellschaftskritische Intention nicht mit einer exklusiven Formensprache, wie sie in der opera seria verwendet wurde, gleichzusetzen ist. Die Gattung erreicht ihre charakteristischste Ausformung in den spätviktorianischen Savoy Opern von Gilbert und Sullivan. Es wird erörtert, warum sich Comic Operas in England etablieren konnten, obwohl Kunst, die Vergnügen bereitete, für den puritanischen Viktorianer als Sünde galt. In der Auseinandersetzung mit Ralph Vaughan Williams' Poisoned Kiss werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den Comic Operas herausgearbeitet und die Gründe für das Scheitern an dieser Gattung aufgezeigt. Schließlich wird veranschaulicht, wie in den Opern We Come to the River und The English Cat die 'didaktische Gattung' in politische und schrille Propaganda umschlägt.
Stephan Sebastian Schmidt Ordine dei libri

- 2002