Der Kultursoziologe Nicolaus Sombart hat das Werk von Carl Schmitt, einem der einflußreichsten und umstrittensten deutschen Staats- und Politiktheoretiker, dechiffriert: als Manifestation des Ordnungs- und Gewaltdenkens in der deutschen Mentalitätsgeschichte. Nicolaus Sombarts detaillierte Studie klärt auf über den verhängnisvollen Sonderweg der Deutschen, die sexuelle Dimension in der Politik und nicht zuletzt über die spezifischen Ursprünge des deutschen Antisemitismus.
Sombart Nicolaus Libri






Rendezvous mit dem Weltgeist
Heidelberger Reminiszenzen. 1945–1951
Mit den „Reminiszenzen“ an seine Studienzeit in Heidelberg sowie dem „Bericht“ über seine „Jugend in Berlin“ (Band 1 der Autobiografie) startet eine Neuedition der autobiografischen Schriften Nicolaus Sombarts anlässlich dessen 100. Geburtstages im Mai 2023. – Im Sommer 1945 wird Sombart aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen und nennt als Zielort spontan: Heidelberg. Viel mehr, als dass die Stadt nahezu unzerstört ist und eine berühmte Universität besitzt, weiß er da noch nicht, aber er hat „das berauschende Gefühl, an einem Anfang zu stehen. Die Welt musste neu gedacht, neu vermessen werden – wir waren dazu bereit.“ Er studiert bei den alten und neuen Geistesgrößen jener Jahre: bei Karl Jaspers, Alfred Weber, Alexander Mitscherlich, Dolf Sternberger; er entdeckt das Heidelberg der zwanziger Jahre und den noch immer wirkenden Geist von Karl Mannheim und Georg Lukács; und er registriert Gegenströmungen, die sich in der Person Carl Schmitts manifestieren. – „Rendezvous mit dem Weltgeist“ erzählt in unterhaltsamem Tonfall von den Träumen der ersten Stunde gleichermaßen wie von der Beharrlichkeit des Überkommenen.
Band 4 der Neuedition von Nicolaus Sombarts autobiografischen Schriften anlässlich seines 100. Geburtstages: Um die Eintönigkeit der dauernden Kontrollgänge auf einem französischen Flugplatz zu überwinden, schafft sich ein junger Wehrmachtssoldat während der endlosen Wachstunden ein zweites Ich: Tabe. Und Tabe ist sein funkelndes Gegenüber, das entwickelt, was die grauenhafte Realität des Kriegsalltags verhindert, denn er will sich von allen Bindungen lösen, um in eine absolute Dimension des Menschseins vorzustoßen, eine Existenz ohne Zwänge. Doch was Tabe plant, führt den Wachmann ins Verderben. — In seiner Novelle — erstmals bei der legendären Tagung der Gruppe 47 am Bannwaldsee gelesen und in der von V. O. Stomps herausgegebenen Reihe „Begegnung der Generationen“ erschienen — sieht Sombart einen „spleenig-spielerischen Beitrag zur Phänomenologie der Überlebensbedingungen des bürgerlichen Subjekts im Zeitalter seiner Liquidierung“. Die Herausgeberin Carolin Fischer ist Professorin für allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Pau (Frankreich). Thomas Sparr (geb. 1956) ist Literaturwissenschaftler. Er lehrte u. a. an der Hebräischen Universität in Jerusalem und ist heute Editor-at-Large beim Suhrkamp Verlag.
Jugend in Berlin
- 301pagine
- 11 ore di lettura
Nicolaus Sombart, dem Sohn des bekannten Nationalökonomen Werner Sombart, ist mit seinem Buch 'Jugend in Berlin' - es wurde 1987 vorn SFB verfilmt - ein wichtiges Zeitdokument gelungen, das Aspekte der Jahre 1933-1943 in Erinnerung bringt, die in den üblichen Darstellungen dieser Periode vergessen scheinen. Sombarts Elternhaus stand im alten Grunewaldviertel - im Rückblick eine Idylle, fern der Massenaufmärsche im Zentrum der Reichshauptstadt. Die Bibliothek des Vaters und der Salon der Mutter bildeten die Pole einer eigenwilligen, intellektuell und künstlerisch vielseitigen Jugend, die bis zur Einberufung in die Wehrmacht von den politischen Ereignissen auffallend distanziert blieb. Mit viel Poesie und Präzision wird eine eigentümliche Zauberbergatmosphäre beschworen: der Lebensstil des Vaters, die kosmopolitische Geselligkeit der Mutter, die Erlebniswelt der bündischen Jugend, erste Beziehungen zu Mädchen, prägende Jugendfreundschaften; vor allem aber auch die zahllosen, bedeutenden und bedeutsamen Menschen, die im Hause Sombart verkehrten: letzte Repräsentanten des 'Alten Europa' wie Graf Keyserling, André Germain und Helene von Nostitz; heute vergessene Dichter wie Bruno Goetz und der Georgier Grigol Robakidse; oder ein noch unbekanntes Talent wie der junge Sergiu Celibidache. Sie alle werden meisterhaft beschrieben. Das Porträt seines Vaters, des 'Herrn Geheimrat', und die Gespräche mit dem 'Preußischen Staatsrat' Carl Schmitt, können darüber hinaus beanspruchen, wichtige Beiträge zur Erforschung der geistigen Haltung jener bildungsbürgerlichen Elite zu sein, die sich der Zerstörung 'ihres' Deutschland durch Hitler nicht zu widersetzen verstand. Das ist die andere Dimension dieses Buches: Ohne die Tabus der Rechten und der Linken zu respektieren, geht hier jemand in extremer Subjektivität der Frage nach den mutmaßlichen Ursachen des 'deutschen Sonderweges' nach, wobei - jenseits der autobiographischen Anekdote - Antisemitismus, Männerbundtradition und Matriarchatsmythos zu zentralen Themen eines originellen Deutungsversuches werden.
Die deutschen Männer und ihre Feinde
Carl Schmitt – ein deutsches Schicksal zwischen Männerbund und Matriarchatsmythos


