Die Frage nach den slavischen oder normannischen Wurzeln des altrussischen Staates ist seit dem 18. Jahrhundert ein Politikum ersten Ranges in den Beziehungen zwischen der deutschen, skandinavischen und russischen Historiographie, stoßen hier doch Überlegenheitsgefühle auf der einen Seite und gewisse Minderwertigkeitskomplexe auf der anderen Seite zusammen. Dabei steht der Konflikt am Anfang der Ablösung der Geschichte als Wissenschaft vom religiösen Weltbild, von antikisierender Gelehrsamkeit und von politischen Legitimationsinteressen. Die Berliner Dissertation untersucht gerade diesen Aspekt, also die Vorgeschichte des Normannismusstreits. Erstmals werden dabei die deutsche, schwedische und russische Tradition zusammen betrachtet.
Birgit Räther Libri
