Im Mittelpunkt dieser gesammelten Studien stehen die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts, die durch die Entmythologisierungsdebatte und die neu aufgekommene redaktionsgeschichtliche Forschungsmethode besonders geprägt wurden. Was das Thema dieses Bandes betrifft, war dies eine Epoche, in der mit Fortführung der Studien von Martin Dibelius die entscheidenden Weichen zum Verständnis des lukanischen Doppelwerkes gestellt wurden. Die Diskussion lief zunächst unter dem negativen Schlagwort 'Haut den Lukas!', geriet dann aber in ruhigeres Fahrwasser, in dem der theologische Eigenwert des Opus Lucanum zunehmend positiv gewürdigt wurde. Erstaunlich ist, daß Albert Schweitzer in seinen lange verschollenen, jetzt aber veröffentlichten 'Straßburger Vorlesungen' die Meinung vertrat, daß der Paulinismus der Apostelgeschichte nicht im Widerspruch zu dem der Paulusbriefe steht. Im letzten Beitrag dieser Sammlung geht Erich Gräßer besonders auf Schweitzers These vom 'Paulinismus als apostolisches Urchristentum' ein. In dem neu geschriebenen ersten Aufsatz gibt er sowohl Rückblick wie auch Ausblick auf die Entwicklung der Acta-Forschung in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Erich Gräßer reflektiert ihren gegenwärtigen Stand kritisch und zeichnet ihre Entwicklungslinie mit biographischen Implikationen nach.
Erich Gräßer Libri



Die Reihe Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft (BZNW) ist eine der renommiertesten internationalen Buchreihen zur neutestamentlichen Wissenschaft. Seit 1923 publiziert sie wegweisende Forschungsarbeiten zum frühen Christentum und angrenzenden Themengebieten. Die Reihe ist historisch-kritisch verankert und steht neuen methodischen Ansätzen, die unser Verständnis des Neuen Testaments befördern, gleichfalls offen gegenüber.
Dieser dritte Teilband des Kommentars erarbeitet die letzten Kapitel des Hebräerbriefes. Das Anliegen des Autors des Hebräerbriefes, den Glaubenseifer wieder zu wecken, wird in diesen Kapiteln überdeutlich. Er ruft zum standhaften und treuen Bekenntnis auf, verweist auf die vielen Zeugen, die vorbildhaft an ihrem Bekenntnis festgehalten haben und stellt vor allem das Beispiel Jesu selber in den Vordergrund. Sowohl der Rückblick auf die alttestamentlichen Zeugen als auch die Auseinandersetzung mit dem Leiden Jesu gaben dem Autor des Hebräerbriefes die Möglichkeit, seine Perspektive des neuen christlichen Zugangs zu Gott und der entsprechenden Konsequenzen für den Alltag darzustellen. „Was es zu verstehen gilt, ist, daß Jesu-Opfer uns von jedem Opfer freimacht - eine im Blick auf die eigene Schuldverhaftung ungemein entlastende Botschaft.“ Erich Gräßer analysiert den Text auf der Basis einer möglichst genauen philologischen Exegese, erhellt aber zugleich, ganz im Sinne der Kommentar-Reihe, den religionsgeschichtlichen Hintergrund, die traditionsgeschichtlichen Zusammenhänge und die Wirkungsgeschichte des Hebräerbriefes.