Vater, Mutter, Tochter - eine Kleinfamilie hat sich für einen Tagesausflug entschieden. Doch das Ausspannen will nicht recht gelingen. Nicht äußere Umstände beeinträchtigen das, sondern eher ein Unvermögen sich innerlich frei zu machen. Auszubrechen aus dem Alltag ist auch ein Thema anderer Geschichten. So zieht es in ‚Im Regen‘ einen Mittvierziger, Wissenschaftler, in einer Krise befindlich, für drei Tage in die Stadt zurück, in der er studiert hat, um zu entspannen, frühen Hoffnungen nachzuspüren. Der Beginn eines kleinen Abenteuers ist zu ahnen. In mehreren Abteilungen werden ältere und neuere, längere und kürzere Texte vorgestellt, Alltag widerspiegelnd, sowohl in Ausschnitten als ausführlicheren Lebensläufen. Abgeschlossen wird der Band mit dem literarischen Bericht aus den 70ern ‚Besuch in W.‘, in dem u. a. Einblicke in die Anfänge einer Schriftstellerlaufbahn gewährt werden. Die Titelgeschichte erschien bereits 1985 in der Modezeitschrift SIBYLLE (5/85). Einige andere Geschichten der Rubrik ‚Kalendergeschichten' waren in Anthologien und den Marienkalendern (1994 - 2007) veröffentlicht worden.
Wolf-Rüdiger Arnold Libri





Beziehungen - In den vorliegenden 10 Geschichten spielen menschliche Beziehungen, darunter auch unglückliche, eine besondere Rolle. So denkt 'Gerda' am Ende ihrer zweiten Ehe über ihr Schicksal nach, das sie als sehr ungerecht empfindet. In 'Vaterlos' endet die Geschichte des Stiefvaters beinahe tödlich. Der 40-jährige 'Robert träumt' und jagte dem Glück vermutlich vergeblich hinterher, während 'Gerhard' immerhin ein Glücksprinz, wie ihn seine Schwestern nennen, zu sein scheint. In der zweiten Abteilung stehen Beziehungen zu weniger engen Familienangehörigen oder zur Nachbarschaft im Vordergrund. Stets provozierten diese Beziehungen Nachdenklichkeit, so im Bericht eines Herrn Buttig, dessen Nachbar bei einem Verkehrsunfall umkam oder in 'Ein Trauma', wo die Nachbarn etwas Gruseliges hatten, das die Kindheit prickelnd bereicherte. Tante, Cousine, Großeltern - immer gibt es etwas assoziativ Interessantes zu erzählen. 'Über meinen Großvater' wurde im Erscheinungsjahr (1985) im Rundfunk gelesen. Weiteres Nachdenken führte zu einer Fortsetzung, die hier erstmals publiziert wird.'Auf Kriegsfuß' (damals unveröffentlicht) bildete die Vorlage für einen Funkmonolog, 1988 als 'Nachbar mit Mützchen' gesendet. 'Ein Trauma' erschien bereits 1995 in einer Offenbacher Anthologie.
Stachel im Fleisch – Ein Künstlerroman: Die Handlung spielt in Mitteldeutschland in der ‚Vorwendezeit’. Geschildert wird eine leicht verrückte Gegenwart eines mäßig erfolgreichen Malers, geschieden (von Maria), dem, sieben Jahre zuvor ein Selbstmörder, sein Jugendfreund (Joachim Deixel) erscheint. Die ‚Erscheinung’ bemüht sich, ungerufen und unvermutet auftretend, den inzwischen Fünfzigjährigen anzustacheln, sich aus seinem Trott, einer Lethargie, zu befreien. Diese Inaktivität ist sowohl charakterlich, als auch gesellschaftlich bedingt. Wobei Letzteres nicht überbewertet werden sollte, da die nun einsetzenden Ereignisse vergleichsweise harmloser, eben leicht verrückter Art, sind. Nicht immer tritt der Jugendfreund direkt auf, aber stets ist er hinter einer plötzlich durcheinander geratenen Wirklichkeit zu vermuten. Durch die Erscheinung angeregt, erinnert der Ich-Erzähler (Johannes Gerber), gemeinsame Vergangenheit, beginnend mit der Schulzeit in den fünfziger Jahren über Stationen des umtriebigen Deixels, der sich in den verschiedensten Berufen (Lehrer, Aushilfskellner, Wirtschaftler, Maler, Schauspieler, (Fernseh-)Autor) ausprobierte, bis zu seinem wahrscheinlichen Ende, Anfang der Achtziger.
In seinen vierzehn Geschichten, die zwischen den Jahren 1979 und 2004 handeln, berichtet Wolf-Rüdiger Arnold über vorwiegend ältere Aussenseiter, skurrile Typen, aber auch Personen von 'Entwicklungsgeschichten'
Zwei Kurzreisen vor dem Fall der Mauer in den "Westen' im Frühjahr und im Spätsommer 1989 bilden Grundlagen für das Tagebuch "Ein Reisebericht' und die Erzählung "Bootsfahrt mit Max'. In beiden Texten schildert der damals 50-jährige Autor anschaulich Eindrücke seiner ersten Westreisen überhaupt. Von den politischen Umwälzungen, die wenig später Deutschland verändern, ist zwar nicht die Rede, aber naiv, sensibel und reflektierend wird vom Besucher sowohl das Unbekannte aufgenommen, mit Gewohntem verglichen, als auch schon Neues registriert, das zum einen auf Veränderungen zum anderen auf Verhärtungen weisen könnte.