Focusing on the concept of transcultural theater, this book explores how it facilitates engagement with foreign cultures and perspectives. It serves as a resource for scholars, students, and professionals in the cultural sector, particularly those involved in cultural transfer. Through its examination of interactions with the alien, it highlights the significance of transcultural dynamics in theater.
Körper, Sprache und Bild im Theater des 18. Jahrhunderts
488pagine
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Die Untersuchung beleuchtet die Ästhetik des Authentischen und Natürlichen im 18. Jahrhundert, insbesondere in der Kunst und im Theater. Der Autor analysiert die inneren Widersprüche zwischen dem Ideal des Maßvollen und der Leidenschaft, die in den Kunstformen der Zeit reflektiert werden. Anstatt das Natürliche als Fiktion zu entlarven, wird aufgezeigt, wie es durch Disziplinierungsmaßnahmen überzeugend dargestellt wurde. Diese theaterhistorische Analyse verspricht, bedeutende Impulse für die Debatten um die Theaterreform im 18. Jahrhundert zu liefern und könnte als Referenzwerk fungieren.
Die Grand Opéra des 19. Jahrhunderts stellt sich als ein Vexierbild dar. Auf den ersten Blick zeigt sie sich als Vergnügungsapparat zur Erzeugung visueller und emotionaler Sensationen. In dieses Bild aber schreiben sich die Züge eines Seismografen ein, der die gesellschaftlichen Erschütterungen im Zeitalter der Revolutionen präzise verzeichnet. Die Schnittlinie beider Ansichten durchquert die Grand Opéra als „Kraftwerk der Gefühle“ (A. Kluge). In ihm kehren die verdrängten Erfahrungen und Traumata von Terror, Umbruch und Rebellion als fremde Leidenschaften wieder. Sie bieten die Chance der Wiederaneignung und Transformation der in die Gegenwart ragenden Vergangenheit. Das Buch untersucht die Szene der Grand Opéra und geht den Spuren ihres Nachlebens in Inszenierungen und Werken des zeitgenössischen Musiktheaters nach. Mit Gastbeiträgen von Merle Fahrholz, Anselm Gerhard und Klaus Zehelein. Die Arbeit des Forschungsprojekts „Das Theater der Wiederholung“ von Günther Heeg wird mit einem zweiten Band zum Reenactment fortgesetzt.
Ende der 1920er Jahre setzt Brecht den Bewahrern des kulturellen Erbes die These vom „Materialwert“ der Kunst entgegen. Er verabschiedet die Vorstellung einer überzeitlichen Dauer der Werke und rät, deren einzelne Teile bedenkenlos „herauszuhacken“ für ihre Wiederverwendung in der Gegenwart. Sein Vorschlag betont den Zeitkern von Kunst und zielt auf eine weitreichende Praxis der Wiederholung, Aneignung und Transformation historischer Artefakte und künstlerischer Praktiken. Diese bisher kaum reflektierte Theorie und Praxis Brechts wird hier rekonstruiert und auf ihn selbst angewendet. Die Beiträge dieses Bandes, Ergebnis einer internationalen Forschungskooperation, gehen der Frage nach dem Materialwert Brechts in seinen eigenen Arbeiten und in seinem Nachleben in Theater und Film unserer Zeit nach. Sie fokussieren Verfahren Brechts, die für die Gegenwart nicht nur von künstlerischer, sondern auch von politischer Bedeutung sind, darunter Praktiken der Historisierung, der transmedialen „Trennung der Elemente“, der opernhaften Intensivierung von „Zuständen“ und des szenischen Reenactments klassischer Werke.
Im Mai 2017 fand in Bautzen erstmals ein Festival statt, das Theaterarbeiten mit geflüchteten und einheimischen Jugendlichen präsentierte. Dieses wegweisende Projekt des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters in einer Stadt, die aufgrund fremdenfeindlicher Vorfälle bekannt wurde, zeigte Produktionen renommierter Theaterhäuser wie den Münchner Kammerspielen und dem Maxim Gorki Theater Berlin. Begleitend zu den Aufführungen wurden Workshops und ein Kolloquium von Studierenden der Leipziger Theaterwissenschaft organisiert. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Theater das Zusammenleben mit und unter Fremden fördern kann. Der Band dokumentiert den Entstehungsprozess der acht Aufführungen und bietet exemplarische Modelle für transkulturelle Theaterarbeit. Ziel des Projekts „Willkommen anderswo – sich spielend begegnen“ ist es, Integration und interkulturelles Verständnis durch Theater zu unterstützen. Theater werden als Orte der kulturellen Selbstbestimmung, Aufklärung und des Dialogs betrachtet. Das Projekt ermutigt Jugendliche unterschiedlicher Nationalitäten und Kulturen, wie Deutsche, Afghanen, Sorben, Syrer und Türken, ihre Geschichten und kulturellen Hintergründe theatralisch zu teilen.
Das transkulturelle Theater ist an der Zeit. In einer historischen Konstellation, in der fundamentalistische Bewegungen weltweit Fremdenangst und Fremdenhass ausagieren, ist das transkulturelle Theater ein entscheidendes Medium der Hinwendung zum Fremden. Es ist das Produkt einer Forschungsperspektive, die es erlaubt, historisch und räumlich unterschiedliche Praktiken von Theater im Licht einer künftigen transkulturellen Gemeinschaft zu sehen. Der Forschungsperspektive inhärent ist ein Erkenntnisinteresse, das das Singuläre von Theater-Praktiken und Darstellungsformen wie Geste, Szene, Medium und Transmedialität, Verkleidung und Maskierung ins Auge fasst und exponiert. Günther Heeg entfaltet die Idee des transkulturellen Theaters, entwirft seinen Welt-Raum und untersucht an zahlreichen Inszenierungen und Aufführungen seine Praxis im Wechselspiel von Theatererfahrung und theoretischer Reflexion.
Die Wiederaufführung von historischen Ereignissen, wie der Battle of Gettysburg und der Völkerschlacht bei Leipzig, sowie künstlerische Projekte von Milo Rau, Janez Janša und Marina Abramović, haben seit der Jahrtausendwende an Bedeutung gewonnen. Reenactments sind zu einem zentralen Element der Erinnerungskultur und des Gegenwartstheaters geworden und ziehen das Interesse der Wissenschaft auf sich. In dieser Sammlung wird die Erscheinung und Erfahrung der Vergangenheit in verschiedenen Formen des künstlerischen Reenactments untersucht, wobei das Verhältnis von Theater und Geschichte im Mittelpunkt steht. Anhand zeitgenössischer Theaterproduktionen, populärer und künstlerischer Reenactments sowie historischer Dramen analysieren die Autorinnen und Autoren das „Drama der Geschichte“ und das Verhältnis von Lebensgeschichte und Szene. Sie betrachten Theater als einen einzigartigen Raum zur Aushandlung und Aneignung der Vergangenheit und erforschen die Idee von „Geschichte in Zukunft“ im Medium des Theaters. Der Band ist Teil des DFG-Forschungsprojekts „Das Theater der Wiederholung“ und einer Kooperation mit dem Theater an der Ruhr.
Die Dynamiken der Globalisierung stellen Gesellschaften auf der ganzen Welt vor komplexe Herausforderungen des menschlichen Zusammenlebens. Hybride Lebenswelten, geprägt von inneren Spannungen und Konflikten, scheinen den oft beschriebenen Gefahren soziokultureller Desorientierung, Fundamentalisierung und drohender kriegerischer Zusammenstöße von Kulturen nahezu zwangsläufig zu erliegen. Der Leipziger Forschungsverbund „Globalizing Areas. Kulturelle Flexionen von Zeiten und Räumen“ sucht nach Alternativen zu diesem Modell. In historischen und an der Gegenwart orientierten Untersuchungen arbeitet es an einem Grundlagen- und Lebenswissen im Umgang mit dem Anderen und Fremden. Das Konzept der kulturellen Flexionen ermöglicht es, die Voraussetzungen und Chancen des transkulturellen Zusammenlebens neu wahrzunehmen, zu analysieren und zu überdenken. Die Beiträge untersuchen Konzepte und Künste des Handelns, mittels derer die Verflechtung von Zeiten und Räumen in globalisierten Welten kreativ angeeignet zum Ausgangspunkt kultureller Neuorientierungen werden kann.