Sie sticken Kissen, schneidern Kleider und organisieren ihre Arbeit selbst. Im Zuge des des Aufbaus einer Kooperative der Solidarischen Ökonomie setzt bei vielen Frauen in Favelas ein Prozess des Aufwachens ein: Sie gewinnen neues Selbstbewusstsein, beginnen sich politisch zu engagieren und erlangen Sichtbarkeit in Räumen, von denen sie zuvor ausgeschlossen waren. Diese Studie untersucht am Beispiel eines Netzwerks von Frauenkooperativen der Metropolregion von Rio de Janeiro, inwiefern die Solidarische Ökonomie Potential bietet, Prozesse des Empowerments bei marginalisierten Frauen zu initiieren. Auf Grundlage der Grounded Theory und Theorieansätzen der Entwicklungs- und Genderforschung wurde im Rahmen der Feldforschung analysiert, welche vielfältigen Dimensionen die Empowermentprozesse aufweisen können. Welche Art von Veränderungen erleben die Frauen, die häufig aufgrund ihrer Hautfarbe, Geschlecht und Wohnort Diskriminierungen erfahren haben? In welcher Hinsicht haben die Empowermentprozesse eine räumliche Dimension? Welche institutionellen Bedingungen erweisen sich hierfür als förderlich in dem brasilianischen Kontext, wo liegen gerade für Frauen Barrieren? Und was lässt sich für das von Krisen gezeichnete Europa von diesen Beispielen aus dem Süden lernen? Auf diese und weitere Fragen versucht dieses Buch Antworten zu geben.
Birgit Hoinle Libri


Räume für Empowerment
Urbane und solidarische Landwirtschaft in Bogotá
In vielen Städten weltweit entstehen urbane Gärten auf Dächern, Brachflächen oder in Hinterhöfen. Sie bilden oftmals Orte der nachbarschaftlichen Integration und interkultureller Begegnung und stehen für eine Kultur des Selbermachens anstelle von Supermarktkonsum. Doch inwiefern können sich für Frauen Räume für Empowerment - Prozesse der Selbstermächtigung - eröffnen, wenn sie sich in Stadtgärten organisieren? Dieses Buch zeigt am Beispiel der Gärten in Bogotá Potenziale auf, wie Frauen neue Räume und Rollen einnehmen können, etwa als Produzentinnen auf Regionalmärkten, als Wissensvermittlerinnen oder als politische Sprecherinnen für ihre Stadtviertel. Es bietet Einblicke in das Stadtgartenpanorama von Bogotá und zeigt dabei neue Wege für alternative Ernährungsnetzwerke auf. Kolumbien bietet für das Thema der urbanen und solidarischen Landwirtschaft ein eindrückliches Beispiel, da aufgrund der Geschichte des Bürgerkriegs und der Vertreibungen enge Verbindungen zwischen Land und Stadt bestehen, die in den Stadtgärten zum Tragen kommen. Parallel führt das Buch in Konzepte der Feministischen Politischen Ökologie und dekolonialer Ansätze Lateinamerikas ein und entwickelt entlang der Erfahrungen der Akteurinnen der Stadtgartenbewegung eine Theorie räumlichen Empowerments. Damit lädt es zum Nachdenken und Inspirieren ein, wie eine nachhaltige Stadtentwicklung aus der Graswurzelperspektive gestaltet werden kann und was wir im Globalen Norden im Hinblick auf eine Ernährungswende von den lokalen Initiativen im Süden lernen können