Schwelle zum globalen Klimakollaps, "Kipppunkte erreicht", "Letzte Generation" - die Warnungen werden drangender: Der Klimawandel stellt die Menschheit vor existentielle Fragen. Das Ende einer fur Menschen bewohnbaren Welt ist, so die Mahnungen, nicht auszuschliessen. Sind wir noch zu retten? Unter dem Stichwort "Weltuntergang" analysieren die Beitrager: innen Untergangsszenarien und -rhetoriken im Zeichen der Klimakrise. Sie betrachten Diskursmuster und -strategien zur Wahrnehmung und politischen Artikulation der Klimakrise und stellen die Frage nach der gesellschaftlichen Rolle von Klimaforscher: innen und Klimaaktivist: innen. Wie ist in diesem mit Vehemenz und starken Gefuhlen gefuhrten Diskurs das Verhaltnis von (naturwissenschaftlichem) Wissen, (medialer) Offentlichkeit und politischem Handeln zu bestimmen? Welche Legitimitat besitzen die radikalen Proteste von Klimaaktivist: innen wie die Strassenblockaden der "Letzten Generation"? Sind sie vielleicht sogar geboten? Und wie ist die Weltuntergangsrhetorik zur Klimakrise ideengeschichtlich einzuordnen?
Berliner Debatte Initial e. V Libri



Berliner Debatte Initial 34 (2023) 3
Baustellen der Nachhaltigkeit
Spatestens seit dem Bericht des Club of Rome "Die Grenzen des Wachstums" (1972) ist sich die Menschheit des Problems der Ubernutzung globaler Ressourcen bewusst. Heute beschaftigt sie als globale Herausforderung alle Staaten, die regelmassig Klimakonferenzen ansetzen. Das Aufgabenspektrum ist dabei fast unuberschaubar gross und reicht von der globalpolitischen Ebene bis hin zu lebenspraktischen Fragen. Der Themenschwerpunkt "Baustellen der Nachhaltigkeit" unternimmt den Versuch, die verschiedenen Ebenen, Aufgaben und Losungsansatze zu kartografieren. Im Unterschied zum eher holistisch gedachten Begriff der sozialen und okologischen Transformation adressiert die Metapher der Baustelle kleinteilige Probleme innerhalb eines grosseren Ganzen. Gerade deshalb ist sie ein geeigneter Rahmen fur das Nachdenken uber die kunftigen vielfaltigen Aufgaben. In ihr schwingt die Notwendigkeit des kollektiven Handelns mit, wobei sie zwischen Versprechen und Drohung oszilliert. Baustellen sind oft herausfordernd, fast immer notwendig, oft aber auch Gegenstand von Kontroversen. Sicher ist, dass die Fundamente einer nachhaltigen Zukunft nicht ohne grundlegende kollektive Umbaumassnahmen gelegt werden konnen.