Oskar Baum Libri






Ein Mann will für die Lieblosigkeit der ganzen Welt büßen. Um die Schuld aller auf sich zu nehmen, bezichtigt er sich eines Mordes, den er nicht begangen hat. Als die Behörde seine Schuldlosigkeit feststellt, weigert er sich, das Gefängnis zu verlassen. Der Fall wird bekannt, und der sonderbare »Erlöser« weckt die Begeisterung der Massen. Oskar Baum, 1883 in Pilsen geboren, entwickelt auch hier sein großes Thema in der literarischen Auseinandersetzung mit der eigenen Erblindung: die Blindheit der Sehenden.
Zwei Erzählungen ist ein unveränderter, hochwertiger Nachdruck der Originalausgabe. Hansebooks ist Herausgeber von Literatur zu unterschiedlichen Themengebieten wie Forschung und Wissenschaft, Reisen und Expeditionen, Kochen und Ernährung, Medizin und weiteren Genres. Der Schwerpunkt des Verlages liegt auf dem Erhalt historischer Literatur. Viele Werke historischer Schriftsteller und Wissenschaftler sind heute nur noch als Antiquitäten erhältlich. Hansebooks verlegt diese Bücher neu und trägt damit zum Erhalt selten gewordener Literatur und historischem Wissen auch für die Zukunft bei.
Erzählungen aus dem Blindenleben
- 120pagine
- 5 ore di lettura
In den zusammengetragenen Erzählungen aus dem Blindenleben erschließt der blinde Schriftsteller Oskar Baum (1883 - 1942) dem Leser eine komplett neue Sicht auf das angehende 20. Jahrhundert: Baums Figuren schöpfen ihre Kraft aus einem gewaltigen Fundus von Gerüchen, Klängen und Tastbarem und nicht zuletzt aus den farbigen Erzählungen ihrer Mitmenschen. Neben dem immer präsenten Wissen um die eigene Andersartigkeit, das in den Erzählungen “Der Antrag” und “Der Weg des blinden Bruno” in Sprache gekleidet wird, zeigt Baum in der Novelle “Der Geliebte” ein Schicksal auf, das ein Sich-Verschließen vor der Welt nicht vom Augenlicht abhängig macht. Zu Unrecht ist Oskar Baum, zentrale Figur des “Prager Kreises”, ein heute fast in Vergessenheit geratener Schriftsteller. “Bei Baum gewesen, so schöne Sachen gehört.” Franz Kafka, Tagebucheintrag vom 19.12.1910
Oskar Baum (1893–1941) erblindete als Kind, was Blindheit und Judentum zu zentralen Themen seiner Romane machte. Als Musikkritiker begleitete er die zeitgenössische Avantgarde und hinterließ herausragende Dokumente des Musiklebens der 1920er Jahre. Baum überbrückte seine Behinderung mit einem Optimismus, der eine höhere Art der Gründlichkeit verkörperte, wie Thomas Mann bemerkte. In einer bewusst jüdischen Familie aufgewachsen, war Baum mit Max Brod, Franz Kafka und Felix Weltsch befreundet und gehörte zum „Prager Kreis“. Seine literarischen und politischen Essays erschienen in „Die Aktion“ und der „Weltbühne“. Er begleitete kritisch das Werk zeitgenössischer Autoren, erweiterte seine Interessen auf den Film und schrieb über dessen Bedeutung für Blinde. Baum erhielt eine umfassende musikalische Ausbildung und war als Musikpädagoge sowie als Musikkritiker der „Prager Presse“ tätig. Seine Offenheit gegenüber der Avantgarde, einschließlich Berg, Hindemith, Weill, Krenek und Schönberg, war auffällig. Er hob das individuelle Konzerterlebnis und die künstlerische Interpretation hervor, was Verbindungen zur Gegenwart schafft. Sein musikhistorisches Wertesystem, geprägt von der Erfahrung der Musik Mahlers und Zemlinskys, macht seine Kritiken zu einem bedeutenden Dokument des Musiklebens in Prag der 1920er Jahre.
