Die Bauten der Bonner Republik bilden eine eigene architektonische Kategorie. Denn die Regierungs- und Parlamentsgebäude, wie etwa das Bonner Bundeshaus und das Bundeskanzleramt oder Kulturinstitutionen und Botschaften, wurden häufig von einem öffentlichen Diskurs begleitet, bei dem es zu einer Vermischung aus Architekturkritik und Grundsatzdiskussionen über die Darstellungs- formen der »Demokratie als Bauherr« kam. Dieser war geprägt von der andauernden Suche nach einer nationalen Identität. Architekturkritik an Bundesbauten war – wie in der Nachbetrachtung deutlich wird – darüber hinaus meist zeitgenössische Gesellschaftskritik. Die Architekturhistorikerin Elisabeth Plessen hat erstmals die Bautätigkeit des Bundes und deren mediale Wahrnehmung in der Presse zwischen 1949 und 1989 untersucht. Der Vergleich über die Jahrzehnte zeigt, wie die Bundesbauten als ein Wechselspiel aus baulich umgesetzten Erwartungen eines gesellschaftlichen Selbstverständnisses und baukulturellen Leistungen entstanden, die bis heute für den demokratischen Neuanfang der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg stehen. Die wissenschaftliche Forschungsarbeit liest sich zugleich wie eine Mahnung an die aktuelle Politik, eine staatliche Immobilienstrategie wieder stärker mit baukulturellen Aspekten zu verknüpfen und Bundesbauten nicht als Umhausung von Verwaltungsaufgaben zu verstehen.
»Wir hatten Zeit, Liebe schafft Zeit.« Anna ist Ende zwanzig, hat das Studium beendet und steht vor dem Neuanfang, als sie mit Leo gen Italien aufbricht. Nach Tagen der nicht nur hochsommerlicher Hitze geschuldeten Apathie reißt ein Gewitter die beiden aus dem Trott und Anna gleich ganz aus ihrem bisherigen Leben: Die Nachricht vom Tod ihres Vaters fällt zusammen mit dem Kennenlernen von Matteo, einem Regisseur, der sie nach Rom lockt und dann auf eine Insel. Und da ist Robert, zu dem Anna sich aus anderen Gründen hingezogen fühlt. Fest steht allein, dass nichts so bleiben kann, wie es ist, denn das Leben steht offen vor ihr. Eine literarische Sommerreise ins Italien der 1970er Jahre
Eine zeitlose Liebesgeschichte: Oskar Marwig, angesehener Architekt, verliebt sich in die Studentin Ida. Doch er läuft davon, aus Angst vor Zurückweisung. Als sie sich nach seiner Rückkehr aus Philadelphia, wo er ein Opernhaus baut, wiedersehen, erleben sie unbeschwerte Tage. Seine Reife und Souveränität ziehen Ida an, aber zugleich weiß sie, dass sie ihn genau aus diesem Grund eines Tages verlassen muss. Dies spürt auch Oskar, was seine Besitzansprüche nur verstärkt. Ihre Beziehung überfordert beide, macht sie schwach und krank. Ida bleibt nur, einen radikalen Schnitt zu machen. Mit großer Eleganz erzählt Elisabeth Plessen von den siebziger Jahren und dem Ende der Politisierung, sie entdeckt für uns eine Sprache, die nüchtern und reich zugleich erscheint. Ida ist eine Emanzipationsgeschichte, die sich den Irrationalitäten von Beziehung stellt, und es ist ein Roman über Architektur, der Elisabeth Plessen Raum gibt und in Literatur verwandelt.
Band 33. Tragödie. Prinz Hamlet ist von der Universität Wittenberg an den
dänischen Königshof zurückgekehrt: Sein Vater war überraschend gestorben, und
dessen Bruder Claudius, der neue König, hat Gertrud, Hamlets Mutter, bald
darauf geheiratet. Hamlet ist von diesen Ereignissen getroffen und angeekelt
und verweigert sich der Feierstimmung. Hamlets Freund Horatio glaubt, in der
Nacht auf den Schlossmauern den Geist des toten Königs gesehen zu haben, und
tatsächlich erscheint auch Hamlet der Geist seines Vaters und bestätigt ihm,
was er bereits geahnt hat: Sein Vater wurde von Claudius betrogen und
ermordet. Der Geist beauftragt Hamlet, den Mord, unter Schonung der Mutter, zu
rächen. Hamlet nimmt nun zum Schein ein wunderliches Wesen an. Er spricht,
scheinbar zusammenhanglos, doppeldeutige Sätze, in denen sowohl Provokation
als auch Ekel vor der Welt anklingen. Claudius beobachtet argwöhnisch Hamlets
seltsames Benehmen, doch sein Oberkämmerer Polonius erklärt das eigenartige
Verhalten mit Hamlets unerfüllter Liebe zu seiner Tochter Ophelia. Claudius
lässt seinen Neffen von dessen Jugendfreunden Rosenkranz und Güldenstern
überwachen, und Polonius arrangiert ein Gespräch zwischen Hamlet und Ophelia,
das er und der König belauschen. Als Hamlet bemerkt, dass ihn Ophelia nur
aushorchen will, steigert er sich wiederum in verwirrende Reden. Eine reisende
Schauspieltruppe gibt Hamlet die Gelegenheit, Claudius eine Falle zu stellen.
Der Prinz lässt die Schauspieler ein Stück aufführen, in dem ein König auf
gleiche Weise wie Hamlets Vater ermordet wird und der Mörder dessen Frau für
sich gewinnt. Noch ehe das Spiel zu Ende ist, bricht Claudius es an der
entlarvenden Stelle abrupt ab. Nun gibt es für Hamlet keine Zweifel mehr an
der Schuld des Onkels. Dennoch zögert er, Claudius zu töten. Anschließend aber
bemerkt er, dass auch ein Gespräch, das er mit seiner Mutter führt, belauscht
wird, und er tötet mit einem Stich durch die Tapete den Spitzel. Es ist
Polonius, nicht, wie der Prinz annahm, der König. Claudius will nun Hamlet
rasch und für immer loswerden. Er überträgt ihm eine Mission nach England,
Rosenkranz und Güldenstern sollen ihn auf der Reise begleiten. Sie führen
einen Brief mit, der den Auftrag enthält, Hamlet in England zu töten. Doch
unterwegs entdeckt Hamlet sein Todesurteil und schreibt es auf Rosenkranz und
Güldenstern um. Nach Dänemark zurückgekehrt, wird er Zeuge von Ophelias
Begräbnis, die im Wahnsinn in den Fluss gegangen ist. Vor dem Grab kommt es zu
einem Kampf zwischen Hamlet und Laertes, dem Bruder der Ophelia. Die
Kontrahenten werden getrennt, das Duell soll aber vor dem gesamten Hof
nachgeholt werden. Der König, der mit Mühe den Aufruhr bändigen konnte, den
Laertes wegen der Ermordung des Polonius ausgelöst hatte, will Laertes nun als
Werkzeug gebrauchen, um Hamlet endgültig zu beseitigen. Die Degenspitze des
Laertes wird auf seinen Rat vergiftet. Außerdem stellt er noch einen Becher
mit vergiftetem Wein bereit. Während des Duells trinkt die ahnungslose Königin
aus diesem Giftkelch. Beim Kampf wird Hamlet von Laertes leicht getroffen, in
der Hitze des Gefechtes wechseln beide die Waffen, und Hamlet verwundet
Laertes mit dem vergifteten Degen. Als die Königin tot zu Boden sinkt und der
sterbende Laertes die Intrigen des Königs aufdeckt, findet Hamlet - ebenfalls
sterbend - endlich die Kraft, Claudius zu töten. Das Erbe Hamlets tritt der
junge, kriegerische Prinz von Norwegen, Fortinbras, an. Wir kennen diesen
Hamlet, wie wir unser Gesicht kennen, hat Heinrich Heine mehrdeutig
formuliert. Kaum eine Dichtung hat derart die Fantasie der Kommentatoren
angeheizt und kaum eine Dichtung dürfte so unterschiedlich ausgelegt worden
sein. So mag die Ansicht zutreffen, der gesamte Reichtum von Shakespeares
Tragödie könne nie an einem Theaterabend ausgelotet werden, dafür aber
ermögliche die Bühne in einer Hinsicht Bereicherung: die Bereicherung nämlich,
um
Eine Familiengeschichte von Tradition und Aufbruch Charlotte und Alma haben sehr verschiedene Perspektiven auf die Welt, als sie sich in einem toskanischen Badeort treffen. Gemeinsam betrachten die betagte Chronistin und ihre selbstbewusste Großnichte über siebzig Jahre Familienvergangenheit. Mit dem Kriegsende 1945 hatte sich das Leben für die norddeutschen Gutsbesitzer grundlegend verändert: Söhne und Stammhalter gingen verloren, und auf den Ländereien suchten Flüchtlinge ihr Heil. Die Frauen mussten die Verantwortung übernehmen: Stefanie, Ingrid und ihre vielen Töchter und Enkelinnen. Eine bewegende Generationen- und Emanzipationsgeschichte. »… nachdenklich und klug: eine Familiengeschichte auch als deutsche Gesellschaftsgeschichte.« Jutta Duhm-Heitzmann, WDR 3 »Ein wilder, berauschender Ritt durch hundert Jahre einer Adelsfamilie« Irene Dische
Ein virtuos geschriebener Gegenwartsroman über die komplexe Beziehung eines Paares und seine gegenseitige Abhängigkeit. Nicholas ist der stets aufopferungsbereite Partner, der die Launen seiner extravaganten Frau Vera, einer bekannten Schauspielerin, erträgt, bis Veras Tablettensucht beide in eine ebenso schmerzliche wie befreiende Konfrontation treibt. Ein humanes, ein mutiges und ermutigendes Buch.
Eine intellektuelle Auseinandersetzung mit einer Vätergeneration, deren Kennzeichen die Angst vor der Freiheit ist, die sie predigen – „... auf einzigartige Weise geglückt.“ SZ
Katia Mann wurde 1883 in München als Tochter Alfred Pringsheims, Ordinarius an der Universität München, geboren. Sie hatte im Alter von siebzehn Jahren Abitur gemacht und ein Studium der Mathematik und Physik begonnen, als sie Thomas Mann begegnete, der ihr in einem seiner ersten Briefe schrieb: »Meine Frau sollen Sie ›sein‹ und mich unsinnig stolz und glücklich dadurch machen.« Am 11. Februar 1905 heirateten Katia und Thomas Mann. Ihre Kinder: Erika, Klaus, Monika, Golo, Michael, Elisabeth. Fast jedes Mitglied der Familie Mann hat geschrieben: Katia Mann weigerte sich, es zu tun: »In dieser Familie muß es einen Menschen geben, der nicht schreibt.« Deshalb hat sie diese Memoiren nicht selbst geschrieben; sie hat sie erzählt, den Fragen Elisabeth Plessens und ihres Sohnes Michael antwortend; erzählt freilich in einem Ton, der unverkennbar und unverwechselbar ist.