Albert Camus (1913-1960) war ein algerischer Franzose, Widerstandskämpfer und Existenzialist, der mit moralischer Urteilskraft auf die Herausforderungen seiner Zeit reagierte. Er erhielt 1957 den Nobelpreis und gilt als bedeutender Moralist der französischen Literatur. Dieser Band bietet eine Auswahl ungekürzter Texte aus seinem umfangreichen Werk sowie eine Monographie über sein Leben.
Brigitte Sändig Libri






Albert Camus' 40. Todestag ist Anlaß, die literarische, kulturelle und politisch-soziale Bedeutung des Autors für die ehemals sozialistischen Länder zu dokumentieren. Camus' Interesse für diese Länder und die Unbestechlichkeit seines Urteils konnten von den oppositionellen Kräften als wirksame Unterstützung wahrgenommen werden; das belegen die Beiträge von acht LiteraturwissenschaftlerInnen, ÜbersetzerInnen und Kulturschaffenden, die an der Rezeption Camus' maßgeblich beteiligt waren und sind. Dabei wird deutlich, daß sich in der Auseinandersetzung mit Camus' Werk eine politische Haltung kundtat, die nicht selten eine Lebenshaltung und -entscheidung war.
Dies ist keine regelrechte Autobiographie; es geht vielmehr um Begegnungen und Episoden im Leben einer Literaturkritikerin und Universitätslehrerin, das durch die Wende von 1989 einen Bruch und Aufbruch erfahren hat. – Aus einem DDR-konformen Elternhaus kommend, geht die Studentin einen abweichenden Weg, promoviert zum Werk Albert Camus‘, kann in Ostberlin ihre kulturellen Interessen weiter ausbilden und als Entwicklungshelferin in Algerien arbeiten. Schwere Einbrüche sind, im Zeitgeschehen, die sowjetische Invasion in Prag und im Privaten der Tod des Bruders – wie Politisches, Soziales und Persönliches in diesen Erinnerungen ohnehin unlösbar miteinander verbunden sind. So stellt das Wende-Jahr eine tiefe Zäsur dar – durch Krankheit, Depression und Hoffnung. – Die Arbeit mit Literatur in der ostdeutschen Verlagslandschaft, also vor dem Fall der Mauer, ist für die Autorin ebenso wie später die Lehre an in- und ausländischen Universitäten ein konsequent verfolgter anregender, mitunter begeisternder Gegenstand. Nach 1989 nutzt sie dankbar die ungeheuer erweiterten Informations- und Reisemöglichkeiten, wird aber auch des Verlusts von Solidarität, der Vergötzung von Geld, Macht und Erfolg inne. Auch darum wendet sie sich nach langer innerer Vorbereitung dem christlichen Glauben zu.
Literarische Gegenbilder der Demokratie
- 151pagine
- 6 ore di lettura
Literarische Gegenbilder zur Demokratie wurden im 20. Jahrhundert aus verschiedenen Motivationen entworfen, sei es im antidemokratischen Elitarismus oder in der Verteidigung der Demokratie durch Schreckensbilder von (Staats-)Terrorismus. In drei thematisch-historischen Komplexen werden die literarischen Ausformungen dieser Motive untersucht. Der erste Komplex behandelt elitäre und egalitäre Perspektiven nach der Dreyfus-Affäre, mit Beiträgen über K. Nonnenmacher und A.-R. Hermetet, die die Demokratie als Gegenmodell in den Werken französischer katholischer Romanciers zwischen 1900 und 1914 analysieren. Der zweite Komplex fokussiert sich auf die 30er und 40er Jahre, wobei D. Risterucci-Roudnicky und J.-P. Morel über anti-demokratische Fantasien reflektieren und Annette Clamor die Dekadenz als Kampfbegriff thematisiert. Der dritte Komplex untersucht die offene Gesellschaft und ihre Feinde nach dem Zweiten Weltkrieg, mit Beiträgen von Chr. Oliver Mayer, der die Sehnsucht nach anderen Welten thematisiert, und T. Obergöker, der die Verbindung zwischen Krankheit und absolutem Staat in Maurice Blanchots Werk beleuchtet. B. Sändig schließt mit Texten aus Zeiten der Arbeitslosigkeit.
Zwischen Adaption und Exil
- 175pagine
- 7 ore di lettura
Der Band basiert auf der gleichnamigen Ringvorlesung, die in 3 Themenkreisen im Sommersemester 2000 an der Universität Potsdam stattgefunden hat. Mit bedingter Ausnahme von G. Haßler nehmen alle Autoren Bezug auf das 20. Jahrhundert, in dem das traumatischste Ereignis im Zusammenstoß zwischen jüdischer und nichtjüdischer Welt liegt. Autobiographie C. Miething, Zeitgenössische jüdische Autobiographien in Italien K. E. Grözinger, Erinnern und vergessen - Primo Levi und die jüdische Tradition W. Asholt, In zwei Sprachen schreiben und in zwei Kulturen leben? Georges-Arthur Goldschmidt zwischen Frankreich und Deutschland B. Sändig, Zwei „Entwicklungsromane“ tunesisch-jüdischer AutorInnen Fiktion O. Ette, Albert Cohen: condition juive und Bild der Stadt E. Grözinger, Le Juif imaginaire. Die Suche nach jüdischer Identität in Frankreich nach 1945 I. Gastón Sierra, Erste Erinnerung: Verrat. Zu Ana María Matutes Primera memoria Sprachliche Realisierung, Möglichkeiten von Sprachgeschichte J. Klein, Abhängigkeit und Autonomie. Reflexionen zur jüdisch-maghrebinischen Literatur unter dem Kolonialismus und in Frankreich G. Haßler, Jüdische Gelehrte in der Wissenschaftsgeschichte der deutschsprachigen Romanistik