Johannes Stelling 1877-1933
Sozialdemokrat in Opposition und Regierung: Hamburg – Lübeck – Schwerin – Berlin






Sozialdemokrat in Opposition und Regierung: Hamburg – Lübeck – Schwerin – Berlin
Werke und Wirkungen eines Europäers
Politische, sozioökonomische und kulturelle Polarisierung in großstädtischer Tagespresse
Von den Anfängen bis in die Gegenwart
Verglichen mit Studien über Demokratie und Nationalstaat in einzelnen Ländern oder zu supranationalen Institutionen wie der EU sind transnationale Einflussgeflechte komplexer. Dieser Band versammelt geschichts- und politikwissenschaftliche Beiträge zu 14 europäischen Staaten. Die jeweiligen Demokratisierungsprozesse seit dem 19. bzw. im 20. Jahrhundert werden – teilweise bis in die Gegenwart – auf innergesellschaftlich angelegte transnationale Pluralität und grenzüberschreitende Einwirkungen hin betrachtet. Dabei sind demokratiehistorisch wichtige Großstaaten wie Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien ebenso berücksichtigt wie häufig vernachlässigte kleinere Länder: von Nordeuropa (mit Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden) über Belgien, die Niederlande und die Schweiz bis zu Österreich und der Tschechoslowakei. Für viele dieser Länder bildete sich ihre unabhängige Existenz parallel zur beginnenden Demokratisierung heraus oder war mit dieser eng verflochten.
„Kapitalismus ist nicht demokratisch und Demokratie nicht kapitalistisch“ (J. Kocka/W. Merkel 2015). Aber Industriekapitalismus und moderne Demokratie gab es in Deutschland erst seit der Weimarer Republik und dann wieder in der Bundesrepublik. Die Konzepte von sozialer Demokratie und deren Spannungsverhältnis zum Kapitalismus werden in diesem Band im epochen- und länderübergreifenden Vergleich untersucht. Dabei treten neben sozialdemokratischen Exponenten (R. Hilferding, E. Lederer, F. Naphtali, K. Renner) kontrastierend auch konservative (J. Popitz, C. Schmitt) und liberale (M. J. Bonn, Vertreter des Ordoliberalismus) und schwer einzuordnende (J. Schumpeter) ins Blickfeld. Ergänzt wird dieses so auch Österreich und die USA (sowie Israel) umfassende Spektrum durch Studien zu Arbeitsbeziehungen in Deutschland und Frankreich der Zwischenkriegszeit, die Analyse eines führenden sozialwissenschaftlichen Fachorgans (AfSS) und den Vergleich sozialstaatlicher Verfassungsnormen von „Weimar nach Bonn“.
Großstadtwege in die Demokratiegründung
Preußen war nur eines von zunächst 25 Ländern der im November 1918 entstehenden deutschen Republik, aber es umfasste 60 % ihrer Bevölkerung. Dieser Band untersucht die Revolution 1918/19 mit Studien zu Berlin, Breslau, Frankfurt am Main, Hannover, Köln, Magdeburg und dem Ruhrgebiet. Dabei werden Tageszeitungen der politischen Hauptrichtungen mit Schwerpunkt auf den in Großstädten dominierenden sozialdemokratischen und liberalen Tendenzen herangezogen. Neben den Arbeiter- und Soldatenräten gilt der Blick den Wahlkämpfen zur National- und Preußenversammlung im Januar 1919 und wenig später zu den Kommunalparlamenten, die erstmals auf Basis des gleichen Stimmrechts aller mindestens 20-jährigen Frauen und Männer gewählt wurden. Erst die Revolution 1918/19 führte zur Demokratiegründung; sie wurde in den betrachteten Großstadträumen auf den politischen Konfliktfeldern auch wirksamer fundiert, als es die vom Ende der Weimarer Republik her argumentierenden Darstellungen lange Zeit unterstellten.