Über die Veränderung unserer Werteverfassung wird aktuell intensiv diskutiert. Während einige den neutralen Begriff des Wertewandels dem der Wertekrise vorziehen, sehen andere eine bedauerliche Abkehr von ehemals gültigen Tugenden. Diese Krise zeigt sich darin, dass früher als sakrosankt angesehene Verhaltensweisen in den Strudel ethischer Beliebigkeit geraten sind. Namhafte Vertreter des Geisteslebens beklagen diese Entwicklung, und auch viele Repräsentanten der klassischen politischen Ideenkreise, darunter Liberale, Sozialisten und Konservative, äußern ihre Besorgnis über den Verlust der alten Wertewelt. Diese zeitkritischen Stimmen werfen die Frage nach den Ursachen des Wertedilemmas auf. Viele Autoren sehen das alte Tugendideal der modernen technischen und ökonomistischen Zivilisation als fremd an. Zudem wird die Zerstörung der einst gültigen Werteordnung bestimmten Denkschulen und ihren politischen Bewegungen zugeschrieben, darunter der Aufklärung, dem Liberalismus, dem Sozialdarwinismus sowie dem modernen Totalitarismus und der Kulturrevolution der siebziger Jahre. Diese Überlegungen führen zur Frage nach den Aussichten auf eine ethische Neu- und Rückbesinnung. Für Optimisten, die auf eine moralische Metanoia hoffen, ist die Tradition des christlichen Wertedenkens nicht gänzlich verloren. Sie sehen die Möglichkeit, bei der Neugestaltung unserer Wertewelt an diese Tradition anzuknüpfen. Skeptiker hingegen befürchten, dass
Johann Baptist Müller Libri






Die ideologischen Koordinaten eines Landes sind einem ständigen Wandel unterworfen, was insbesondere für die USA gilt. Trotz der Bekenntnisse zu den Ordnungsvorstellungen von Locke und Montesquieu wird den Prinzipien der Gründerväter oft zuwidergehandelt. Politikanalytiker weisen darauf hin, dass dies besonders auf die Vertreter der „political correctness“ zutrifft, die an George Orwells „Animal Farm“ erinnert werden. Das amerikanische Recht auf Meinungsfreiheit wird in einem bislang unbekannten Ausmaß verletzt, was gegen grundlegende Prinzipien der liberalen Politik verstößt. Prof. Dr. Johann Baptist Müller, Politikwissenschaftler an der Universität Stuttgart, eröffnet seine Analyse des Phänomens „political correctness“ in den heutigen USA mit diesen Überlegungen. Nach einem Teil seines Studiums in den USA und mehreren Gastdozenturen zieht er das Fazit, dass, so unangenehm und illiberal der ideologische Eifer der politisch Korrekten auch erscheinen mag, das freiheitliche politische System der USA dadurch kaum gefährdet wird. Die pc-Bewegung zeigt eine differenzierte Ausrichtung, die sowohl eine radikal antiwestliche Gesellschaftsreform als auch antisemitische Tendenzen umfasst. Eine internationale Pressedokumentation verdeutlicht die unterschiedlichen Zielrichtungen der „political correctness“.
Konservatismus - Konturen einer Ordnungsvorstellung
- 217pagine
- 8 ore di lettura
Diese Abhandlung präsentiert vorwiegend amerikanische, deutsche, englische und französische Autoren, die den Konservatismus als ebenso legitim betrachten wie Liberalismus und Sozialismus. Besonderes Augenmerk gilt dem Verständnis dieser Ideologien und der Frage, seit wann es einen konservativen Ideenkreis gibt. Es wird untersucht, ob dieser Ideenkreis auf gefühlsbetonten Überlegungen beruht oder einen vernunftorientierten Ansatz verfolgt. Die Notwendigkeit, sich rational mit den weltanschaulichen Gegnern auseinanderzusetzen, spricht für die letztere Sichtweise. Die Analyse des Konservatismus beleuchtet auch, ob das marktorientierte Denken von F. A. von Hayek in diese Denkrichtung passt. Die Mehrheit der Befürworter plädiert für eine gemeinwohlorientierte Intervention in das Bedürfnis-System. Johann Baptist Müller thematisiert die Zukunftsperspektiven des Konservatismus und gibt sowohl Pessimisten als auch Optimisten eine Stimme. Es wird gehofft, dass der Konservatismus künftig dem reformorientierten Edmund Burke folgt. T. S. Eliot warnt, dass dogmatische Fortschrittsfeindlichkeit zu Stillstand führt, während blinder Fortschritt ins Chaos mündet. Der Rückgriff auf Burke wird dem politischen Denken von Joseph de Maistre vorgezogen, dessen Ideen als gescheitert gelten, ebenso wie die Versuche seiner Anhänger, die Französische Revolution rückgängig zu machen.
Die Auseinandersetzung mit der Wirkkraft der Religion in der modernen Lebenswelt wird oft von einer antireligiösen Haltung geprägt, die den Einfluss der Religion bedauert und in ein illegitimes Licht rückt. Viele Philosophen der Neuzeit vertraten die Ansicht, dass die wissenschaftliche Denkweise den Glauben ersetzen könne. Existenzbewältigung und Daseinssicherung werden nicht mehr durch utopische Hoffnungen, sondern durch die menschliche Fähigkeit zur rationalen und religionsnegierenden Umgestaltung der Welt begründet. Dennoch bleibt die kulturelle Prägekraft der Religion bis heute bestehen, was auch für Politologen von Bedeutung ist, insbesondere bei der Untersuchung von Staatsautorität und deren Legitimierung. Hierbei muss auch die atheistische Perspektive berücksichtigt werden. Die religiöse Rechtfertigung politischer Gewalt folgt keiner einheitlichen Argumentationslinie. Im 19. Jahrhundert standen sich konterrevolutionäre Theokraten und Vertreter der christlichen Demokratie gegenüber, was den französischen Katholizismus dieser Zeit prägte. Innerhalb des liberalen Ideenkreises gibt es erhebliche Differenzen hinsichtlich des Einflusses der Religion auf die Politik. Während einige Repräsentanten eine christentumsfeindliche Perspektive einnehmen, betonen andere die religiöse Basis ihrer freiheitlich orientierten politischen Vision.
