Der Begriff der heiligen Schrift ist in unserer Tradition so geläufig, dass eher selten darüber nachgedacht wurde, durch welche Merkmale eine Schrift als heilig ausgezeichnet wird. Die griechischen Polisreligionen kannten keine heiligen Schriften, wie sie heute in den abrahamitischen Religionen verstanden werden. Orakelsprüche fielen in der Regel vieldeutig und widersprüchlich aus. Der Bedeutungszuwachs heiliger Schriften korrespondiert mit dem Übergang vom Opferkult zum Wortgottesdienst. Der Religionswissenschaftler Hartmut Zinser beschreibt erstmals ausführlicher diese Transformation und setzt sich mit dem dann nun wichtig gewordenen Phänomen der Kanonisierung heiliger Schriften auseinander. Er stellt die Frage nach der Möglichkeit der „Fälschung“ heiliger Schriften und zeigt, wie die Auslegung heiliger Schriften zu einer Rationalisierung beiträgt. Der Religionswissenschaftler Hartmut Zinser beschreibt erstmals ausführlicher diese Transformation. Er setzt sich mit dem nun wichtigen Phänomen der Kanonisierung heiliger Schriften auseinander, stellt die Frage nach der Möglichkeit der „Fälschung“ heiliger Schriften und zeigt, wie die Auslegung heiliger Schriften zu einer Rationalisierung beiträgt.
Hartmut Zinser Libri






Esoterik
Eine Einführung
Moderne Esoterik und Okkultismus sind 'schwankende Gestalten', die sich in den letzten Jahrzehnten, insbesondere in Deutschland, stark verbreitet haben. Diese 'Okkultwelle' hat das Bewusstsein vieler Menschen erreicht, oft ohne dass sie sich der esoterischen Qualität ihrer Überzeugungen bewusst sind. Der Band beleuchtet die gängigsten Praktiken und Vorstellungen und bietet eine kritische Auseinandersetzung. In der Diskussion um moderne Esoterik gibt es drei Hauptpositionen: Erstens wird Esoterik als Glaubenssystem oder Religion betrachtet, das Lehren aus der gesamten Religionsgeschichte vereint. Zweitens wird sie als 'höhere Wissenschaft' präsentiert. Drittens wird Esoterik als Synthese von Wissen und Glauben verstanden, die die seit der Neuzeit bestehende Trennung von Glauben und Wissen sowie Religion und Wissenschaft überwinden soll. Diese Perspektive sieht Esoterik als Heilsversprechen, das auf eine Enttäuschung an Religion, Kunst und Wissenschaft reagiert. Viele Menschen wenden sich den 'Geheimwissenschaften' zu, um in diesen Lehren und Praktiken ihr Interesse am Außergewöhnlichen, Orientierung und Entscheidungshilfen sowie neue, leicht erreichbare Unterhaltungsangebote zu finden.
Die Menschheitsgeschichte weist unzählbar viele Religionen auf. Doch anders als vielen ihrer Gottheiten nachgesagt wird, sind Religionen nicht unsterblich. Religionen, entstehen, verschmelzen mit anderen, sie werden ausgerottet oder verlieren ihre Plausibilität und verschwinden, gehen unter. Das wissenschaftliches Interesse konzentriert sich meist auf die Entstehung von Religionen und vernachlässigt deren Untergang und Verschwinden. Der Religionswissenschaftler Hartmut Zinser betrachtet im vorliegenden Band diesen Prozess erstmals genauer und untersucht einige der damit zusammenhängenden zentralen Fragen: Welche Rolle spielt die Konkurrenz mit anderen Religionen? Wie wirken sich religiöse Reformbewegungen aus? Welche Veränderungen sind auf Migration zurückzuführen? Wie unterscheidet sich der Untergang einer Religion von einem „Absterben“, wie es von manchen Säkularisierungstheorien prognostiziert wird? Führt Religionsfreiheit zu einer Stabilisierung von Religionen oder begünstigt sie deren Wandel?
Religionen stellen sich heute als friedliebend dar. Eine genaue Betrachtung hingegen zeigt, dass sie aus inneren Gründen nicht friedfertig sind; vielmehr musste ihnen Friedfertigkeit erst aufgedrängt werden. Hartmut Zinsers scharfsinnige Untersuchung führt eindringlich vor Augen, wie selbst Religionen, die Gewaltlosigkeit lehren, Krieg – zum Teil auf krummen Wegen – immer wieder gerechtfertigt haben. Dabei schreibt das Buch keine weitere Geschichte der Religionskriege, was immer dann nahe liegt, wenn Kriege als »Ketzerkriege«, »Missionskriege« oder »heilige Kriege« klassifiziert werden. Zinser richtet sein Interesse auf eine viel grundlegendere Fragestellung: nämlich auf das »Kriegspotential der Religionen«; ob Religionen nicht selbst ständig Gewalt hervorbringen und wenn ja, wie diese Mechanismen entstehen und funktionieren. Da es ohne einen Frieden der Religionen kaum Aussicht auf das geben wird, was Kant vor Augen stand, als er vom ›ewigen Frieden‹ sprach, muss von ihren Amtsträgern und Anhängern gefordert werden, dass sie selbstkritisch ihre kriegstreibenden Tendenzen bedenken und eindeutig alle Kriege abweisen und dies auch gegen Positionen und Gruppen innerhalb ihrer eigenen Reihen vertreten. Erst dann könnten Religionen zu friedensstiftenden Instanzen werden.