Peter Seidensticker Libri






Nach seinem Entwurf einer historischen Syntax der Pflanzennamen in ZDL-Beiheft 101 (s. u.) vereinigt der Autor in Neufassung frühere, verstreute Arbeiten zur Geschichte und allgemeinen Linguistik einer Namengruppe, die bisher als solche von Philologie und Linguistik übergangen wurde und in der Hauptsache den Nachbarwissenschaften überlassen blieb. Indem hier zum ersten Mal ein Gebiet von interdisziplinärer Verflochtenheit von der Sprache her zum Thema erhoben wird, treten einige Probleme zutage, die ihre Erforschung aufwirft. An der Auseinandersetzung mit den überlieferten Pflanzennamen in den Kräuterbüchern der frühen Neuzeit, die von der Forschung meist vernachlässigt oder gar übergangen wurden, läßt sich die Herausbildung der Botanik aus der Pflanzenheilkunde exemplarisch nachvollziehen. Ferner wird dargelegt, welche Schwierigkeiten dabei zu bewältigen waren und welche Faszination von der Beschäftigung mit den Pflanzennamen ausgehen kann. Mit Register. Inhalt: Der Pflanzenname: lexikologische Einordnung und linguistische Definition, mündlicher Gebrauch und schriftliche Überlieferung, Herausbildung der modernen wissenschaftlichen Nomenklatur bis Carl v. Linné – Darstellung und Auseinandersetzung mit der sprachwissenschaftlichen Forschung – Einzelstudien
In diesen fachübergreifenden Studien präsentiert der Marburger Germanist die Ergebnisse jahrzehntelangen Umgangs mit den Kräuterbüchern der Renaissance. Pflanzennamen waren seit der Materia medica des griechischen Arztes Dioskurides (um 60 n. Chr.) zentrale Träger der schriftlichen Überlieferung für die mittelalterliche Heilkunde. Mit der ständigen Zunahme neuer Pflanzen wurden sie in den frühen Kräuterbüchern der Renaissance zu einem drängenden Problem, wie die Klagen des Hornbacher Pfarrers Hieronymus Bock (1498–1554) über „die seltzamen namen all“ verdeutlichen. Über zweieinhalb Jahrhunderte wird um eine Lösung gerungen, bis dem schwedischen Botaniker Carl von Linné (1709–1778) der Durchbruch gelingt. Linnés umfassende Sachkenntnis, die Grundlage seiner Regeln für die wissenschaftliche Botanische Nomenklatur, verbindet sich mit einem ausgeprägten Sinn für sprachliche Form. Der historische Kontext, in dem diese Namen behandelt werden, lässt eine historische Syntax der überlieferten Pflanzennamen erkennen, die Linné nutzte. Peter Seidenstickers Studien bieten eine Anleitung zum Verständnis dieser Namengruppe, die ohne Kenntnis ihrer Geschichte schwer zugänglich ist. Die interdisziplinäre Abhandlung ist anschaulich geschrieben und durch ein umfangreiches Register gut erschlossen.
U. a. v. Seidensticker, Peter ; Essen, Erika ; Friebertshäuser, Hans 200 S.