Moderne Demokratien stehen unter dem Partizipationsdruck nicht nur der klassischen Interessenverbände, sondern zunehmend auch locker verfaßter Organisationen und Bürgerinitiativen einerseits, der „öffentlichen Meinung“ andererseits. Theorien „deliberativer Demokratie“ geben dieser Entwicklung normatives Gewicht, behandeln aber kaum die Schwierigkeiten der Institutionalisierung von Partizipation. Ungelöst bleibt oftmals das Problem, Formen offener Meinungsbildung mit der politischen Willensbildung derer zu verbinden, die entscheiden müssen (Parlamente, Regierungen, Behörden) - ohne daß breite Kommunikation entweder politisch folgenlos bleibt oder aber Entscheidungen blockiert. Im WZB- Jahrbuch 1996 werden Ergebnisse empirischer Studien über Aufwand und Ertrag „deliberativer“ Prozesse und Veranstaltungen vorgestellt. Sie betreffen diskursive Verfahren von Mediation und Technikfolgenabschätzung im Umweltbereich sowie öffentliche Meinungsbildungsprozesse am Beispiel der Abtreibungsdebatte und des Asylantenstreits. Es geht um Bedingungen ihrer politischen Leistungsfähigkeit, wobei sowohl der Einfluß des Rechts als auch die besonderen Effekte von Protest und Gewalt einbezogen werden.
Wolfgang van den Daele Libri






Biopolitik
- 296pagine
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Biopolitik reagiert auf Grenzüberschreitungen. Sie reagiert darauf, dass Randbedingungen der menschlichen Natur, die bisher fraglos galten, technisch verfügbar werden. Und sie reagiert darauf, dass kulturell verankerte Deutungen des Menschen durch konkurrierende wissenschaftliche Konzepte in Frage gestellt werden. Das Ergebnis sind moralische Kontroversen und Regulierungsdebatten, in denen es im Kern um die alte Frage geht, ob wir dürfen, was wir können. Sollen die neuen Optionen, die sich für den technischen Umgang mit dem Menschen bieten, freigegeben werden? Oder sollen an die Stelle der faktischen Grenzen des Könnens nun die Grenzen des moralischen und rechtlichen Dürfens treten? Die Analysen in diesem Band zielen auf diese Konfliktarena und fragen nach dem möglichen Beitrag soziologischer Aufklärung zu den dort verhandelten Fragen.
Gentechnisch veränderte herbizidresistente Pflanzen eröffnen neue Optionen der chemischen Unkrautbekämpfung, sie erweitern den Anwendungsbereich von nichtselektiven Herbiziden, die bisher nicht eingesetzt werden konnten, weil sie auch die Kulturpflanzen angreifen. Herbizidresistenz ist eines der ersten Projekte zur Anwendung der Gentechnik in der Pflanzenzüchtung. Die Perspektiven dieser Technik haben in der Öffentlichkeit kontroverse Diskussionen ausgelöst, vor allem über die möglichen Risiken der Anwendung und Freisetzung transgener Pflanzen.In einem neuartigen diskursiven Verfahren zur Technikfolgenabschätzung für den Anbau von Kulturpflanzen mit gentechnisch erzeugter Herbizidresistenz wurden die Themen der öffentlichen Kritik aufgenommen und im Dialog zwischen Befürwortern und Gegnern diskutiert. In diesem Buch sind die Ergebnisse der Fachgutachten und der Diskussion der politischen und rechtlichen Folgen zusammengefaßt.