Josef Estermann Libri






Vor dem Hintergrund demographischer, wirtschaftlicher und kultureller Umbrüche stehen im Gesundheitswesen Probleme an, deren berufliche Bearbeitung sachlich-inhaltliche Herausforderungen mit sich bringt, aber auch interprofessionelle Statuskämpfe intensiviert. Das institutionelle Gefüge von aufeinander bezogenen Berufen erfährt damit einen Gestaltswandel. Der vorliegende Tagungsband handelt von alten, sich wandelnden und neuen, in Entstehung begriffenen Berufen im Krankenhauskontext (Arztberuf, Pflege, Kodierfachkräfte), im Bereich therapeutischer Gesundheitsberufe (Ergotherapie, Physiotherapie, Logotherapie, Altenpflege) und im Bereich der Gesundheitsförderung.
War die Missionstätigkeit der christlichen Kirchen im Verlaufe der Geschichte befreiend oder unterdrückend? Das vorliegende Buch gibt einen Überblick über die wechselvolle Geschichte des Christentums im Rahmen von Kolonialismus und Imperialismus. Es möchte Interessierte zu einer kritisch-konstruktiven Auseinandersetzung mit dieser historischen "Wahlverwandtschaft" anregen, um zu einer "postkolonialen" Theologie und Missionswissenschaft zu führen.
In Südamerika heißt der kräftige Wind aus dem Süden surazo. Der Surazo ist aber im Gegensatz zu den in Europa üblichen Vorstellungen vom "warmen Süden" nicht sehr angenehm und eher kühl. Für viele Menschen aus dem Globalen Norden dürfte die vorliegende Publikation auch nicht nur erwärmen, sondern herausfordern, in Frage stellen, aber hoffentlich auch animieren und inspirieren. Die theologischen Aufbrüche aus dem Globalen Süden können auch für eine ins Alter gekommene und oft als "wiederkäuende" Theologie wahrgenommene Denkfigur des Abendlandes neue und bereichernde Inspirationsquellen sein. Zugleich ist die Publikation ein Nachschlagewerk für die Entwicklung kontextueller Theologien im Globalen Süden seit rund sechzig Jahren.
Um das Phänomen der andinen Philosophie angemessen zu erfassen, ist es entscheidend, den Eurozentrismus und Okzidentozentrismus zu überwinden, die im akademischen Diskurs über Philosophie vorherrschen. Die vorliegende Studie bietet eine interkulturelle Perspektive, um das philosophische Denken im südamerikanischen Andengebiet systematisch darzustellen. Der Verfasser zielt darauf ab, einen Beitrag zum interkulturellen Dialog, zur Völkerverständigung und zur Rehabilitierung kolonisierten Denkens in Lateinamerika zu leisten. Dies beinhaltet die Aufforderung, die abendländischen Denkvoraussetzungen auf ihre kulturelle Bedingtheit zu hinterfragen und die daraus resultierenden praktischen Konsequenzen zu berücksichtigen. Die Inhalte umfassen Themen wie Weltanschauung, mythologisches Denken, hermeneutische und methodologische Voraussetzungen, die Vielfalt der andinen Philosophie, die Quellen des philosophischen Subjekts, andine Rationalität und Logik, sowie Konzepte wie Pachasophie und die kosmische Relationalität. Weitere Aspekte sind die Beziehung zwischen Mikro- und Makrokosmos, Geschlechterpolarität, andine Psychologie, Ethik und Theologie. Die Studie thematisiert auch die Herausforderungen der interkulturellen Verständigung und die Dringlichkeit eines interkulturellen Dialogs, während sie die Gefahr des kulturellen Purismus und das Recht auf kulturelle Selbstbestimmung betont.
Seit ihren Anfängen bekundet die abendländische Philosophie Mühe, dem Individuellen im Diskurs der Vernunft gerecht zu werden: Individuum est ineffabile . Mit dieser Sprachlosigkeit hinsichtlich des Individuums geht eine weitgehende Eliminierung des Kontingenten Hand in Hand. In der Philosophie von Leibniz spielen die beiden Konzeptionen - Individualität und Kontingenz - eine entscheidende Rolle. Allerdings verunmöglicht das aus antikem Notwendigkeitsdenken stammende Erkenntnis- und Vernunftsideal eine konsistente Darlegung seiner (christlichen) Grundintentionen.
Die empirische Analyse krimineller Karrieren von Insassen schweizerischer Strafanstalten Mitte der siebziger Jahre zeigt die zentrale Bedeutung der Festschreibung abweichenden Verhaltens von Jugendlichen auf. Typische Deliktstrukturen sowie soziale und ökonomische Merkmale fliessen in die Aufarbeitung der Zusammenhänge ein und ergeben so ein Bild der Struktur institutionell sanktionierter Kriminalität als Grundlage der rechtstatsächlichen Relevanz von Strafrechtsnormen. Trotz der Verwendung komplexer statistischer Verfahren kommt der Arbeit ein hohes Mass an Verständlichkeit und Bedeutung für die Praxis zu.
Warum der Süden unten ist
Interkulturelle Beiträge zu Dekolonialität und Vivir Bien
Warum befindet sich der Süden eigentlich auf unseren „Weltkarten“, die eigentlich Erdkarten sind, unten? Und warum gilt dies auch für viele Menschen im Süden? Mit diesen Fragen befinden wir uns mitten im Diskurs um die Dekolonisierung unserer mentalen Software, denn „Erdkarten“ stellen unbewusste koloniale und neokoloniale Sichtweisen dar, die auch von kolonialisierten Menschen diskussionslos wiederholt und gar verteidigt werden. Die vorliegende Publikation nähert sich der Problematik philosophischer Kolonialität und Eurozentrik, den Anfängen eines genuin interkulturellen Denkens und den noch spärlich existierenden Versuchen systematischer Dekolonisierung auf unterschiedliche und vielfältige Art und Weise. Dabei geht es um die Möglichkeit eines authentischen Dialogs zwischen der Andinen Philosophie als einer Ausgestaltung eines nicht-abendländischen Denkens einerseits, und der dominanten Tradition der neuzeitlichen abendländischen Philosophie andererseits. Dabei dürfte klar sein, dass eine Essentialisierung der beiden Positionen („die“ abendländische Philosophie, bzw. „die“ andine Philosophie) dem Anliegen einer kritischen und fruchtbaren Auseinandersetzung fern liegt. Dieser Dialog ist ein denkerischer Versuch, die mentalen Furchen und die vermeintlich als universell angesehenen Zuschreibungen von„Norden“ und „Süden“, „Oben“ und „Unten“ aufzuweichen und im Rahmen eines dekolonialen Denkens völlig zu entkräften.
Alternative Entwicklung oder Alternativen zur Entwicklung? Mit dieser Frage haben sich die Autorinnen und Autoren dieser Publikation auf ihre je eigene Art auseinandergesetzt. Sie stammen mehrheitlich aus dem globalen Norden, die meisten allerdings mit Süderfahrung. Dieser Frage stellte sich COMUNDO, die schweizweit größte Organisation der Personellen Entwicklungszusammenarbeit (PEZA). In einem über fast drei Jahre dauernden Prozess der Selbstvergewisserung und Debatte wurden auf unterschiedliche Art und Weise die Problematik angepackt und gängige Vorstellungen einer eingehenden Kritik unterzogen. Höhepunkt dieses Prozesses waren die „Kompakttage Entwicklung“ vom 15.-17. September 2016, die im RomeroHaus in Luzern (Schweiz) stattfanden. Der vorliegende Band nimmt die wichtigsten Beiträge dieses Diskurses auf und möchte zum Weiterdenken anregen. Die Frage, wie sie im Untertitel aufscheint („Eine andere Entwicklung oder anders als Entwicklung?“), kann erwartungsgemäß nicht einfach so eindeutig und klar beantwortet werden. Wohl aber liefern die Beiträge dieser Publikation Bausteine für ein kritischkonstruktives Umgehen mit dem Entwicklungsbegriff.