Diese Habilitationsschrift stellt eine exemplarische Fallstudie auf dem Gebiet der Minoritatenlinguistik und Sprachkontaktforschung dar. Im Rahmen eines integrativen kontaktlinguistischen Beschreibungsmodells wird die Sprachkontaktsituation der seit dem 15. Jahrhundert in Kalabrien ansassigen albanischen Minderheit aufgezeigt: 1. der Entlehnungsprozess mit soziolinguistischen Variablen wie gruppenspezifische Mehrsprachigkeit und 2. die Entlehnungsresultate anhand eines reprasentativen Ausschnitts aus dem italienischen Lehnwortschatz. Der Untersuchung liegen durch Feldforschungen der Autorin 1989-1992 ermittelte umfangreiche soziolinguistische und lexikalische Datensammlungen aus den 23 kalabroalbanischen Enklaven des Cratitals zugrunde, deren Dokumentation, Analyse und kartographische Darstellung eine erste linguistische Bestandsaufnahme darstellt."
Gabriele Birken Silverman Libri



Auf der Grundlage eines umfangreichen Korpus selbst gesammelter Sprachproben untersucht die Autorin in dieser Dialektstudie ausgewählte phonetische, morphosyntaktische und lexikalische Erscheinungen des Zentralpalermitanischen und seiner sprachlichen Übergangszonen unter besonderer Berücksichtigung der Stadtmundart Palermos. Charakteristische Merkmale dieses sizilianischen Dialektes werden in ihrer räumlichen Verteilung vorgestellt und sprachhistorisch erläutert. Die vergleichende Einbeziehung der sikuloalbanischen Sprachinsel Piana degli Albanesi gibt wertvolle Aufschlüsse über Interferenz- und Transferenzerscheinungen und ermöglicht es, den Verlauf der sizilianischen Sprachgeschichte anhand der im Sikuloalbanischen auftretenden Sizilianismen zu präzisieren. Die Studie liefert neue Erkenntnisse hinsichtlich der Gliederung der sizilianischen Dialekte und dokumentiert diese mittels acht synoptischer Sprachkarten. Neben sprachgeographischen und sprachhistorischen Gesichtspunkten kommen auch soziolinguistische und pragmalinguistische Faktoren zum Tragen, denn die Autorin analysiert die beobachteten Varianten auch unter dem Blickwinkel ihrer möglichen generations-, schichten- und geschlechtsspezifischen Bedingtheit. Die Erörterung von Fragen des Sprachkontakts zwischen einer romanischen und einer nichtromanischen Sprache rundet die Thematik der Arbeit ab.