Enth. u.a.: äDie schwarze Spinneä von Jeremias Gotthelf, äDer Sandmannä von E.T.A. Hoffmann, äDie Judenbucheä von Anette von Droste-Hülshoff, äNovelleä von Johann Wolfgang Goethe.
Deutsche Literatur zwischen Autonomie und Fremdbestimmung
363pagine
13 ore di lettura
"Die im Laufe der europäischen Geschichte vielberufene Freiheit des Geistes wird in diesem Tagungsband anhand der deutschen Literatur vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart im Selbstverständnis der Schriftsteller, im Entstehungsprozess der Werke und in den Bedingungen ihrer Publikation untersucht. Politische, wirtschaftliche und soziale, aber auch kulturelle, ästhetische, mediale und mentale Phänomene der Fremdbestimmung kommen dabei in den Blick. Die Beiträge widmen sich grösseren literatur- und kulturhistorischen Zusammenhängen oder konkreten Versuchen, Bereiche geistiger Freiheit zu finden."--Back cover
Aufsätze über Hieronymus Schenck von Siemau, Thomas Murner, Johannes Nas, Friedrich Spee, Angelus Silesius und Bonifaz Pfaffenzeller
Diese Studien zur katholischen deutschen Dichtung der Frühen Neuzeit ergänzen die 2020 erschienenen Arbeiten zu Grimmelshausen und befassen sich mit bekannten sowie unbekannten katholischen Dichtern des 16. bis 18. Jahrhunderts. Die Hauptvertreter der katholischen Barocklyrik werden in ihrem kirchlichen Charakter dargestellt: Bei Spee wird der gegenreformatorische Impuls hervorgehoben, während bei Angelus Silesius die orthodoxe Mystik von häretischen Missdeutungen abgegrenzt wird. Ein bisher zu Unrecht ignorierter Text von Thomas Murner zeigt, dass religiöse Glaubensgrundlagen wie Marienverehrung, Sakramentenlehre und moralische Verantwortung bis in die vorreformatorische Zeit zurückverfolgt werden können. Ein selbst kommentiertes Marienlied von Hieronymus Schenck von Siemau aus dem Jahr 1503 wird als Vorlage für eine bekanntere Bearbeitung identifiziert, was auch Murners Verfasserschaft in Frage stellt. Die konkurrierenden Interpretationen verlorener Kirchenbilder durch Johannes Nas und Johann Fischart verdeutlichen die konfessionellen Differenzen des 16. Jahrhunderts. Bei den epigrammatischen Satiren des Bonifaz Pfaffenzeller wird der geistesgeschichtliche Wandel am Ende der Frühen Neuzeit sichtbar, da sie weniger konfessionelle als vielmehr den Gegensatz zum säkularen Denken der Frühaufklärung thematisieren. Die Texte der Frühen Neuzeit zeigen sowohl die Kontinuität katholischer Glaubensinhalte als auch den epochentypischen
In Schnabels Insel Felsenburg (1731-43), Kleists Schrecken im Bade (1808) und Heyses Hochzeitsreise an den Walchensee (1859/63) werden die Möglichkeiten und Grenzen idyllischer Entwürfe in der deutschen Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts exemplarisch beleuchtet. Die Idylle stellt in allen drei Werken eine Reaktion auf die Bedrohung durch die Realität dar. Schnabels Versuch, eine konfessionelle Idylle durch Isolation zu schaffen, führt zu einer problematischen Utopie, während Kleist und Heyse die schwierigen Bedingungen des idyllischen Bewusstseins thematisieren. Die unterschiedlichen Gattungen – Roman, episches Gedicht und Versnovelle – zeigen verschiedene Grade poetischer Verdichtung. Auch die individuellen Perspektiven der Autoren reflektieren die Entwicklung ästhetischer, ethischer und philosophischer Standpunkte in einer abgeschlossenen Periode der deutschen Geistesgeschichte. Die als Idylle bezeichneten Werke von Kleist und Heyse erfordern ein Verständnis, das über triviale Idyllenbegriffe hinausgeht. Während Kleists Text oft missverstanden wird, wird Heyses Hochzeitsreise hier erstmals gründlich untersucht und in die literaturpolitischen Kontroversen ihrer Entstehungszeit eingeordnet. Trotz der Meisterwerke von Kleist und Heyse wirft die stereotypische Handlung und die handwerklichen Mängel von Insel Felsenburg Fragen zur literarischen Qualität auf, während der kulturhistorische Erkenntnisgewinn dieser Lektüre heraus
Grimmelshausens Kalendersatire will den Leser vor der religiös unstatthaften Zukunftserforschung der prognostischen Kalender warnen. Dabei hält er in magischer Hinsicht mehr für möglich, als gut sei, findet aber oft genug auch Betrug und Täuschung. Die Heiligen mit ihren Wundern und Prophezeiungen sind das positive Gegenangebot. Die fiktive Entstehungsgeschichte des Werks ermöglicht eine Bewertung der scheinbar widersprüchlichen Standpunkte und läßt die auktoriale Position erkennen. Eine absichtlich verwirrende Darstellungsweise soll den neugierigen Leser zur Lektüre auch des didaktisch Nützlichen verlocken, damit er die Geister unterscheiden lerne. Das gilt gerade auch für die Astrologie, mit deren Hilfe sich zwar eine schicksalhafte Disposition des Menschen erkennen lasse, die aber weder mit Sicherheit bestimmbar noch unausweichlich sei und von der sich der Mensch in stetem Gottesbezug befreien könne.
Poetische, kulturelle und politische Erinnerungsphänomene in der deutschen Literatur. Internationale Tagung des Germanistischen Instituts der Universität Pécs vom 22. und 23. Mai 2014
417pagine
15 ore di lettura
Literarische Erinnerungskultur findet in bestimmten Gattungen, mit historisch-kulturellen Inhalten und durch eine rückbezügliche Poetik statt. Alle drei Aspekte werden in diesem Pécser Tagungsband durch Arbeiten zur deutschen Literatur vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart behandelt. Die Erinnerungsgattungen reichen von der Leichenpredigt über Reiseberichte bis zur Autobiographie. Die Berufung auf ältere und neuere Gedächtnistheorien läßt unterschiedliche Menschenbilder erkennen. Damit verbunden stellt sich die Frage nach der subjektiven oder objektiven Qualität der individuellen und kollektiven Erinnerungen und nach ihrer Bedeutung für die Identitätsbildung des Einzelnen und sozialer Gruppen.
Grimmelshausens Vogelnest-Romane sind Variationen über das schon im Springinsfeld auftauchende Problem, ob der Mensch aus sich heraus zum Guten fähig ist, auch wenn er unbemerkt das Böse tun kann. Dabei erweist sich das christliche Gewissen als entscheidende Instanz zur Selbsterkenntnis, wobei das richtige Verständnis der göttlichen Schöpfung oder die Anleitung durch einen geistlichen Führer entscheidend weiterhelfen. Beide Romane werden als Beispiele für selbstkritisches Erzählen im Sinne einer augustinischen Lebensbeichte in die Tradition des Simplicissimus gestellt. Das unsichtbar machende Vogelnest erscheint in Titelkupfer und Text zwar als poetologische Allegorie des weltkritischen Satirikers, jedoch nicht des simplicianischen Erzählers, welcher vielmehr erst aufgrund seines Verzichts auf das Zauberding zur notwendigen Selbstsatire fähig wird. Eine saubere Unterscheidung des Ich-Erzählers vom handelnden Helden ermöglicht die auktoriale Zuordnung der satirischen Stoßrichtung gegen eine verkehrte Welt, die in vieler Hinsicht vom Wahn betrogen wird, wobei auch helles Licht auf Grimmelshausens religiösen Standpunkt fällt. Als moralisches Leitmotiv erweist sich das Prinzip, daß die Sünder von anderen Sündern bestraft werden und daß Gott das Unglück als Strafe für die Sünde, mehr aber noch als Angebot zur Besserung verhängt.
Der West-östliche Divan wird als Ausdruck des ästhetischen und philosophischen Denkens der Weimarer Klassik verstanden. Versinnlichung und Vergeistigung, Realitätsflucht und Realitätskritik entsprechen dem klassischen Dualismus von objektiv-materieller und subjektiv-idealer Welt. Die Vergänglichkeit des Lebens wird durch geistige ‘Verjüngung’ in die Ewigkeit der Kunst überführt. Goethes ironische Symbolik läßt im Begrenzten das Unbegrenzte, im Wandelbaren das Ewige aufscheinen, aber im Unterschied zum kritisierten ‘Propheten’ nicht mit dem Anspruch auf litterale Faktizität, sondern als sich selbst offenbarender ästhetischer Schein. Individualität und Absolutheit, Relativität und Allgemeingültigkeit kommen so in ein klassisches Gleichgewicht. Alles Orientalische und Islamische dient als poetische Maske diesem Zweck.
Der Band dokumentiert die Vorträge eines internationalen Kolloquiums an der Universität Kutaissi (Georgien) und vereinigt Überblicksbeiträge und Detailstudien zu Geschichte, Ästhetik und Rezeption einer bis heute wirkungsmächtigen Epoche. Dabei werden die wichtigen Autoren (u. a. Novalis, Arnim und Brentano, Hoffmann, Tieck, Eichendorff) ebenso angesprochen wie die zentralen Gattungen und ihre Verbindung zur bildenden Kunst und zur Musik. Die Rezeption der Romantik in der georgischen Literatur und Germanistik sowie eine Bibliographie der Übersetzungen deutscher romantischer Texte ins Georgische beschließen den Band.
An Grimmelshausens satirischem Hauptwerk Simplicissimus wird die Autorintention und damit auch das Weltbild, auf dem seine Satire beruht, vor allem in der Erzählperspektive aufgezeigt und mit Hilfe der Handlungs- und Sympathieführung, der Komposition sich spiegelnder Motive, der allegorischen Bedeutung des Faktischen und der sprachlichen Wertungen bestätigt. Dadurch lassen sich konkrete politische, moralische, religiöse und poetologische Standpunkte Grimmelshausens nachweisen, aber auch Erkenntnisse über die ästhetische Struktur des Ganzen gewinnen. So entsteht ein fortlaufender textnaher Kommentar, der sich auch kritisch mit den kontroversen Thesen der Grimmelshausen-Forschung auseinandersetzt.