Jutta Müller-Tamm Libri






Schreiben als Ereignis
Künste und Kulturen der Schrift
Der Band befragt Formen, Praktiken und Qualitäten von Schriftlichkeit im historischen Wandel. Im Zentrum stehen die sinnlichen und materiellen Dimensionen von Schrift, Facetten von Lesbarkeit und Unlesbarkeit und die Prozesshaftigkeit des Schreibens als körperlicher Akt und raumzeitlicher Vollzug. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass der gegenwärtige Umbruch zur digitalen Zeichenpraxis sich als weitreichende Neuorganisation der kulturellen Kommunikation darstellt; Fragen nach Authentizität, Präsenz, sinnlicher Erfahrung oder individueller Gestalthaftigkeit werden auf neue Art und Weise virulent. Dabei zeigen die Beiträge des Bandes ein vielfältiges Bild der literarischen und bildnerisch-künstlerischen Auseinandersetzung mit der Körperlichkeit und Materialität des Schreibens.
Gefühl und Genauigkeit
- 213pagine
- 8 ore di lettura
Empirische Ästhetik hat heute Konjunktur. Doch sie ist keineswegs eine Erfindung der Gegenwart. Schon im späten 19. Jahrhundert wurden zahlreiche Versuche unternommen, wissenschaftlich exakte Methoden in die Untersuchung des Schönen einzuführen. Unter Anschluss an Disziplinen wie Physiologie, Psychologie und Sprachwissenschaft wird Ästhetik um 1900 zu einer Wissensform, die in ihren materiellen Grundlagen, in ihrer diskursiven Organisation sowie in ihren theoretischen Konsequenzen neuartige Verbindungen zwischen Gefühl und Genauigkeit erzeugt. Die Beiträge des Bandes diskutieren diese Entwicklung anhand verschiedener Facetten und Spielformen empirischer Ästhetik, die von den frühen Einfühlungstheorien über experimentelle Laborforschungen bis hin zu Poetik und Kunstwissenschaft reichen.
Verstandenes Lebensbild
- 488pagine
- 18 ore di lettura
In den „Kritischen Gängen“ von 1866 beschreibt Friedrich Theodor Vischer „einen eigenen Zweig“ der Literatur, der die Mitte hält zwischen Ästhetik und Wissenschaft: Diese Literatur „knüpft sich zwar durch starke Fäden an diese und jene Disciplin, aber sie steht für sich, denn sie vereinigt die Standpunkte, die sie aus den verschiedenen Gebieten entlehnt, auf ihre Weise zu einem Ganzen, das wir etwa nennen können: verstandenes Lebensbild“. Der Band versammelt Quellentexte dieser Gattung und führt in die poetologischen und wissensgeschichtlichen Kontexte ein.
Die Denkfigur der Projektion, die in der Moderne immer wieder herangezogen wird, um das Verhältnis von Subjekt und Außenwelt zu bestimmen, gehört zu jenem Bodensatz des kulturellen Wissens, der sich weder einzelwissenschaftlich verorten noch begrifflich fixieren läßt; sie ist in dem Sinne fundamental, daß sie verschiedene Disziplinen und Wissenssysteme durchläuft und in vergleichbarer Weise organisiert. Die hier erstmals vorgelegte Geschichte dieser Denkfigur setzt daher an jenem Punkt ein, an dem die Projektionsmetapher erstmalig auftaucht – in der Sinnesphysiologie des 19. Jahrhunderts –, zeichnet ihre Karriere in Erkenntnistheorie, Kulturgeschichte, Religionskritik, Technikphilosophie, Psychoanalyse und Ästhetik nach und verfolgt ihre Diffusion in ein außerwissenschaftliches Wissen vom Menschen bis hin zum Selbstverständnis des literarischen Expressionismus. Schließlich wird mit Blick auf die Projektionsfigur auch die latente Gemeinsamkeit gegensätzlicher ästhetischer Konzepte und Programme in der Moderne sichtbar; begriffliche Oppositionen wie Abstraktion und Einfühlung oder epochale Kontrastierungen wie Impressionismus und Expressionismus erschließen sich vor diesem Hintergrund als perspektivische Ausgestaltung einer diskursiven Konstellation.
Der Band versammelt interdisziplinär und komparatistisch ausgerichtete Studien zum Verhältnis von Klassizismus, Romantik und Moderne um 1800, in deren Zentrum die Frage nach der sich wandelnden Rolle der Sichtbarkeit steht. Von der Historienmalerei als modellstiftender Kunstgattung über verschiedene Erfahrungsbereiche wie Reisen, Gartenkunst, Theater oder alltagskulturelle Phänomene bis hin zu Schlüssel- und Kampfbegriffen klassizistischer bzw. gegenklassizistischer Theoriebildung - Unendlichkeit, Traum, Allegorie, Dilettantismus, Spiel - werden die maßgeblichen Themenfelder untersucht, die zur Herausbildung eines dynamischen und modifizierten Klassizismus beigetragen und die Auseinandersetzung um ihn bestimmt haben. Der Band entwirft das prägnante Bild eines in die europäischen Romantiken hinüberführenden Klassizismus, der auf der Einsicht in den unaufhebbaren Selbstwiderspruch seiner Formulierung des Idealschönen und in die Ambiguität des ästhetischen Zeichens beruht.
Kunst als Gipfel der Wissenschaft
Ästhetische und wissenschaftliche Weltaneignung bei Carl Gustav Carus
Die traditionsreiche Reihe QUELLEN UND FORSCHUNGEN ZUR LITERATUR- UND KULTURGESCHICHTE, deren Ursprung auf das Jahr 1874 zurückgeht, gehört zum festen Bestand renommierter Publikationsforen der Deutschen Literaturwissenschaft. Von Mark-Georg Dehrmann und Christiane Witthöft herausgegeben, präsentieren die QUELLEN UND FORSCHUNGEN hochwertige wissenschaftliche Arbeiten, die literarische Texte im Zusammenhang mit kulturhistorischen Phänomenen, besonders auch mit den anderen Künsten, untersuchen. Philologische Studien mit transdisziplinärem Ansatz sind ausdrücklich erwünscht. Der Schwerpunkt der Serie liegt auf der deutschen Literatur vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Da die kulturgeschichtliche Ausrichtung der Reihe Aspekte interkultureller Erfahrung und nationaler Fremdwahrnehmung einbegreift, stehen die QUELLEN UND FORSCHUNGEN im Einzelfall aber auch komparatistischen Arbeiten offen. Veröffentlicht werden Monographien, Dissertationen und Habilitationsschriften. Die Maßstäbe für die Aufnahme in die Reihe bilden wissenschaftliche Relevanz und Exzellenz in Methode und Darstellung.