Rüdiger Meierle ist Lehrer für Geschichte und Latein. Seine Allgemeinbildung ist enorm, er hat eine wunderbare Frau, mit der er gern nach Korsika reist. Alles ist gut. Doch hinter dem unauffälligen Leben zu zweit verbirgt Meierle ein Geheimnis. Alles begann an jenem Tag vor vielen Jahren, als er als Kandidat auf dem Stuhl einer berühmten Quizshow saß - und ganz Deutschland zusah ... Die 125.000 Euro-Frage. Sein Spezialgebiet, Geschichte. Und er: Blackout. Julia saß im Publikum des Studios - und bot sich als Joker an. Dass sie sich irrte, stürzte nicht nur Meierle ins Verderben, sondern entfachte einen Shitstorm, der auch sie zu vernichten drohte. Und der plötzlich in ihnen große Gefühle entfachte.
Dierk Wolters Libri




Dienstag
Roman
Die Uhr tickt, läuft durch einen offenbar ganz normalen Tag, einen Dienstag. Von dessen Morgen an bis in den Abend springt Dierk Wolters’ Erzählzeiger zwischen sechs Mitgliedern einer Familie hin und her, läßt in einem family stream of consciousness hören, was sie umtreibt. Wie uns alle. Aber Dierk Wolters kratzt in seinem zweiten Roman mehr als einen repräsentativen Wochentag frei. Vom Großvater bis zum Nesthäkchen, von mütterlichen Versorgungssorgen bis zum Ärger im Altenheim, von Freizeitsport bis Berufsnot reichen diese inneren Stimmen, und selbstverständlich nehmen sie auch einander aufs Korn. Unabhängig davon, ob es sich um einen Gedankensplitter eines der Familienmitglieder oder um eine innere Suada handelt, die teils amüsant, teils tiefgehend, teils bestens vertraut, teils schrullig sind – interessant ist es vor allem das zu belauschen, was zwischen den Figuren geschieht. Oder eben nicht. Denn zwischen den Rede- und Denkzeiten, welche Dierk Wolters seinen Figuren einräumt, wird dieser Roman bedenklich, im Wortsinn: Es gibt uns zu denken, wie wir unsere Leben zu organisieren versuchen, wie wir »miteinander« zu leben meinen, wo doch Mutmaßung und Selbsteinredung an die Stelle von Gespräch rücken; wie unsere gesellschaftlichen Funktionen und Positionierungen uns letztlich mehr voneinander trennen, als uns in Beziehungen zu setzen; wie stark Nähe und Distanzierung, Fremd- und Selbstbestimmung in unseren einzelnen Köpfen virulent ist, dort aber feststeckt – und uns voneinander fernhält. In den Sprüngen, welche uns Dierk Wolters an der Uhr seines »Dienstag« abzählt, zwischen den protokollierten Stimmfetzen, wird dieser Roman zum Chronometer für vertane oder lebenswert gemachte Lebenszeit. – Es ist also Dienstag …
Große Namen in Frankfurt
- 170pagine
- 6 ore di lettura
Zwischen Metaphysik und Politik
Thomas Manns Roman »Joseph und seine Brüder« in seiner Zeit
Thomas Manns Roman „Joseph und seine Brüder“, entstanden zwischen 1926 und 1942, spielt vor 3000 Jahren und wird oft als Rückzugsort des politikskeptischen Autors betrachtet, der sich in einer unpolitischen Welt einrichtet. Die Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte wird meist nur dem letzten Teil der Tetralogie zugeschrieben, in dem Joseph Staatsmann wird. Diese Arbeit zeigt jedoch, dass der Roman von der ersten Seite an die politischen Anforderungen thematisiert, denen der bis 1918 unpolitische Mann nicht entkommen kann. Er ist eng mit seiner Entstehungszeit verknüpft. Diese Auseinandersetzung erfolgt auf der Ebene von Manns philosophischer Heimat. Bis 1918 rechtfertigte er seine unpolitische Haltung mit Schopenhauers Metaphysik, die Fortschritt als unmöglich ansieht. Ausgehend von diesem metaphysischen Glaubensgrund sucht der Roman jedoch einen aktiven Umgang mit der Welt. Parallel zur zeitgeschichtlichen Eingebundenheit Manns dokumentiert „Joseph und seine Brüder“ die Gedankenexperimente, die er in schwierigen Zeiten anstellt. Ehrlicher als seine oft von volkspädagogischen Zwängen beeinflussten Essays zeigt der Roman die Möglichkeiten und politischen Grenzen von Manns Denken auf.